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Bezold, Carl; Boll, Franz; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1911, 7. Abhandlung): Reflexe astrologischer Keilinschriften bei griechischen Schriftstellern — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.32169#0012
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C. Bezold und Fr. Boll:

I 2

Lydus p. 95, 16 eing-eführt) mindestens in ihrer ganzen Topik
recht wenig von der der übrigen Texte, die wir bei Lydus finden.

Ueber das nun folgende Seismologion des Vicellius wurde
schon oben S. 7 gesprochen; damit sind die Teile von Lydus’
Schrift, die uns hier angehen, zu Ende.

Hinzuzufügen ist, dass die Haupthandschrift des Lydus an
zahlreichen Stellen beschädigt ist: daher die häufigen [ ] in den
folgenden Zitaten für die übrigens meist gesicherten sorgfältigen
Ergänzungen von Hase.

Ausser den in Lydus’ Sammlung aufgenommenen Texten
kamen nun noch zwei weitere für uns in Betracht, die beide
im Catal. codd. astrol. gr~ publiziert sind.

7. Unter dem Narnen des Hermes oder Orpheus war
längst ein wohl der Kaiserzeit angehörendes kurzes Gedicht
jieqI oeloficbv in 66 Hexametern bekannt (abgedruc.kt z. B. in
Abel’s Orphica S. 141 ff.). Dazu hat sich jetzt ein unter den
gleichen zwei Namen vorkommender Prosatext (Catal.VII, 167 ff.)
gefunden: er trägt deutliche Spuren, dass er aus dem Gedicht
schöpft (vgl. 168, 20; 169, 5. 13. 28); anderseits ist er nicht nur
ganz ungleich reichhaltiger, sodass er unmöglich eine blosse
Paraphrase unseres Gedichtes heissen kann, sondern steht auch
mehrfach (so 170,5. 25) zu ihm im Gegensatz. Es konnte daher
geschwankt werden, ob er eine andere Quelle mit dem Gedicht
kontaminiert habe oder als einheitliche Paraphrase eines ausführ-

103, 29; xo6, 4.) Das passt Wort fiir Wort auf Pompeius, der 39 jährig den
Seeräuberkrieg in drei Monaten durchführte; in der vorausgehenden Einleitung wird
p. 99, 17 6 Niy 1810g iv rfj tcöv ’Ovsiqcov smoxsipsi als Quelle benützt; und Nigi-
dius war ein bekannter Pompejaner, den Caesar verbannte. P. 105, 23 vsavtag
avaiS?)g trjg ßaoiistag smldßrjTai, dodcncov xai Siscpd'OQÖTCov ovvtqs%6vtcov üvtco
erinnert an Catilina; und Nigidius hat den Cicero im Karnpfe gegen diesen leb-
haft unterstützt. So verführerisch das klingt, so kann doch Nigidius jedenfalls
nicht für den ganzen Inhalt des Keraunologions verantwortlich gemacht werden,
da er glaubte xaftoXov dnsvxTatav tt/v tcöv oxijjiTcäv cpoQav, wozu in dem Kerauno-
logion 102,14. 20; 104, I; 105, 18. 27; 106,9. 15; 107,6 nichtpassen; die schlim-
men Deutungen überwiegen freilich durchaus. — Zu beachten sind noch die sv§o!;ol
tov 7ioXiTsvjj.aTog 102, 6 und 105, 10 neben und verbunden mit mehrfacher Er-
wähnung von ßaoLXstg und einer ßovh], also wohl des Senats, der sich wegen
zweier Thronprätendenten entzweit 103, 15; die Thronbewerber werden bald unter-
gehen. Herr von Domaszewski vermutet in dem hier erwähnten Ereignis eine
Anspielung auf die zwei Gegenkaiser des Septimius Severus, Clodius Albinus und
Pescennius Niger; dann würde der Text in seiner jetzigen Gestalt nicht vor
200 n. Chr. entstanden sein.
 
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