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Bezold, Carl; Boll, Franz; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1911, 7. Abhandlung): Reflexe astrologischer Keilinschriften bei griechischen Schriftstellern — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.32169#0011
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Reflexe astrol. Keilinschriften bei griech. Schriftstellern. I I

Er hat also die chaldäische Kunst gekannt — vielleicht also
auch durch irgendwelche Vermittlung- alte chaldäische astro-
logische Tafeln, aus denen er genau nur das nahm, was sich nach
seiner Ueberzeugung wirklich ex xov nsQte^ovrog wahrsagen liess.
Es ist jedenfalls nicht leicht, einen Grund anzugeben, warum die
letzte Grundlage dieses ‘Eudoxios’-Textes dem echten Eudoxos ab-
gesprochen werden müsste; es ist wenigstens möglich, dass
Eudoxos in jenen babylonischen Tafeln, soweit sie auf die Wit-
terung gingen, die Ergebnisse von reellen langjährigen Er-
fahrungen zu finden glaubte, die er darum wiederholte, während
er weitergehende Prätensionen der Chaldäer aufs schärfste, offen-
bar als puren Schwindel, ablehnte.

Die zweite, grössere Hälfte des Catal. VII, 183 ff. abge-
druckten Textes, die vom 20. Juli, also vom Frühaufgang des
Hundssterns die für das Jahr entscheidende Beobachtung ent-
nimmt, ist, wie Cumont gesehen hat (vgl. ebd. S. 182), wohl zu
guter Zeit in Syrien entstanden; sie steht Texten der Dode-
kaeteris am nächsten, die wir diesmal nicht in unsere Unter-
suchung hereinziehen wollten. *)

6. Wenig kommt für uns in Betracht der Liber fulguralis,
der cap. 47—52 (p. 101 ff.) nach einem theoretischen Abschnitt
über die Blitze folgt. Wachsmuth wollte dieses Keraunologion
dem Labeo geben; aber obgleich er dessen Namen sogar in
die Ueberschrift aufnahm, ist die Begründung (prolegg. p. XXX)
so schwach, dass sie keiner Widerlegung bedarf. Ueber den
wirklichen ‘Verfasser’ wissen wir nichts; auch Paralleltexte
scheinen einstweilen nicht vorzuliegen. Im grossen Ganzen
aber 1 2) unterscheidet sich diese ‘etruskische’ Weisheit (so von

1) Es sei die Gelegenheit beniitzt, einen Irrtum richtig zu stellen. In den
Neuen Jahrbüchern XXI, 114 f. wurde von Boll angenommen, dass der hier be-
sprochene Text mit seinem Jahresanfang sowohl von Orion- wie von Siriusaufgang
als erstes und einziges Zeugnis die von Riel postulierte Existenz eines mit dem
Frühaufgang des Orion beginnenden Jahres in Aegypten beweise. Dazu fällt
nach unserer folgenden Untersuchung der Anlass weg; die wirklich zutreffende
Parallele (mit dem babylonischen Orioncyclus von 27 Jahren, vgi. Kugler,
I 257 f.) ist bereits ebendort notiert. Ein Cyclus von 19 Jahren wird bei dern
Scholiasten zu Arat v. 752 ebenfalls an Orion und Sirius geknüpft, wie hier an
beide ein Cyclus von 12 Jahren.

2) Noch nicht genügend beachtet scheint die Stelle p. 106, 27: das Meer
wird von Piraten bedroht; veog öe xiq evyevr\g OTQarevodluevog dnoleoet x6 neiqaxi-
xöv xal evöolgog ini xfj vtxrj yevfjoexai. (Piraten auch 101, 19; 102, 21 ; vavjxayjat
 
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