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Bezold, Carl; Boll, Franz; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1911, 7. Abhandlung): Reflexe astrologischer Keilinschriften bei griechischen Schriftstellern — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.32169#0036
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C. Bezold und Fr. Boll:

untergangs. — 20 scheint die ganz schmale Mondsichel,21
und 22 den Mond in den ersten 4—5 Tagen und 23 den zu-
nehmenden Mond kurz vor dem ersten Viertel zu bezeichnen.
24 bezieht sich nach der Textglosse auf den Vollmond, und
dazu werden wohl auch 25 und 26 zu rechnen sein. 27 weist
auf das beginnende Abnehmen des Mondes hin ; es hätten da-
rauf dieselben Sätze wie beim zunehmenden Mond in umge-
kehrter Reihe zu folgen.« 1 2)

Nach diesen Mitteilungen unseres astronomischen Beraters,
wofür ihm auch hier herzlich gedankt sei, können wir endlich
darangehen, die obigen Refiexe in den griechischen Texten mit
den Keilschriftangaben zu vergleichen. Die von Kopff ange-
nommenen Gruppen I, II, IV und V sind bei Lydus und im
Lunarium, Catal. IV (s. oben S. 25) gar nicht vertreten. AVohl
aber kehren Vorstellungen der Gruppe II bei Arat wieder:
dem Gegensatz in 3 und 4 entsprechend steht dort (v. 783 f.)
einem Xemi] xa'&aQij re ein Xenri] xal ev juäX' igev'&ijg gegenüber,
und 5 erinnert an cpocog ä/uev^vov in v. 786. — Auch Gruppe III
ist nur spärlich vertreten : 9 (und 10) im Lunarium (oben, S. 25,
sub a): ixreivrj und 11 bei Arat v. 794!.: imveveiv und vjzriäv 3).—
Dagegen sind von drei Nummern der VI. Gruppe mehrere
griechische Reflexe erhalten: von 20 bei Lydus i£ l'oov räg xe-
gaiag ejr\ (oben, S. 25, sub b und c) und im Lunarium räg xeQaiag
ioov loäor] (ebd. sub d), von 24 bei Lydus die Ausdrücke
vneQßälXeiv (ebd. sub e) und vneQeyr] (ebd. sub f) und von 25

1) »Vielleicht aber auch das erste Viertel(P)«.

2) »Wollte man — entgegen der Annahme im obigen Context — tamartu
ausschliesslich als »Neulicht« auffassen (wobei die Nummern 3. 14—16 und 19,
die schon oben unter B erüclcsichtigung der ausdriicklichen Neulichtsangabe be-
sprochen wurden, sowie auch die Nummern 5- 8. 10. 12. 13. 17 erstes und zweites
Beispiel. 18. 21 erstes Beispiel. 24 und 25 — weil ohne Angabe von tamartu —
ausscheiden), so wiirden sich, wie es scheint, mehrere uniösbare Schwierigkeiten
ergeben. Die Deutungen von 1. 2. 4. 6. 7. 9. 20. 21 zweites Beispiel und 22
blieben davon allerdings unberiihrt. Dagegen wäre 11 nur verständlich, wenn man
an atmosphärische Einflüsse denken wollte. Das dritte (oben S. 27 aus Reß. 59
zitierte) Beispiel von 17 wäre für Neulicht undenkbar. Bei 23 könnte höchstens
die Bodenbeschaffenheit der Mondoberfläche in Betracht gezogen werden, was bei
der Beobachtung mit freiem Auge ausgeschlossen erscheint. 26 liesse sich nur
zur Not auf die bekannte Erscheinung der die aschfarbene Mondscheibe um-
schliessenden Sichel deuten. Auch 27 bliebe unerldärbar. Vgl. auch oben, S. 26,
N. 6.«

3) V. 785 a/cßlglrjai xegataig gehört wohl nicht hierher.
 
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