Metadaten

Bezold, Carl; Boll, Franz; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1911, 7. Abhandlung): Reflexe astrologischer Keilinschriften bei griechischen Schriftstellern — Heidelberg, 1911

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.32169#0035
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Reiiexe astrol. Keilinschriften bei griech. Schriftstellern.

35

»fahl« kann das Licht des am Taghimmel stehenden Mondes
bezeichnet werden, worauf sich vielleicht 4 und 5 beziehen. Aber
auch durch die dunklere Farbe der Mare kann, wenn man von
den Wolken absehen will, das »fahle« Licht des (linken oder)
rechten Horns hervorgerufen sein; besonders beim abnehmen-
den Mond kann das nördliche Horn geg-enüber dem südlichen
»dunkel« erscheinen : 6—8. — Zur Erklärung des ungleichartigen
Aussehens der beiden Mondhörner scheinen sich ausser den
Wolken ebenfalls noch andere Möglichkeiten zu bieten: 9 deutet
vielleicht auf eine unsymmetrische Stellung der Hörner zur
Vertikalen an der Sphäre, wobei ein Horn länger als das an-
dere erscheinen kann; 10 g-äbe dann die Lag'e des »längeren«
Horns an. — 11 wird vielleicht auf folgende Weise verständlich.
Bei dem etwa 23 — 24 Tage alten Mond liegen am südlichen
Horn sehr helle, über eine grosse Fläche ausgedehnte Gebirgs-
massen, die ihm ein breites, stumpfes Aussehen geben; das
nördliche Horn dagegen hat nur am R.and helle Gebirgszüge,
erscheint also spitz. Hat der Mond den Meridian bereits über-
schritten und steht also am Taghimmel einige Stunden vor
der Sonne, so kann sehr wohl das linke Horn »stumpf«, das
rechte spitz erscheinen. 12, 13 und 14 (letzteres bei Neulicht)
sind selbstverständlich, wenn nicht etwa als Gegensatz »das
andere Horn stumpf« hinzuzudenken ist. — Dagegen bleiben
15 und 16, die sich nach den ausdrücklichen Angaben der Texte
auf Neulicht beziehen müssen, bis auf weiteres unverständlich;
denn selbst auf den mit primitivem Fernrohr gezeichneten,
ca. 1650 von Hevelius hergestellten Mondbildern sind die Hörner-
enden bei Neulicht vollkommen gleich spitz. — Die in 17 an-
gegebene Erscheinung (beide Hörner nach unten gerichtet) wird
besonders ausgeprägt beobachtet, wenn sich im Sommer die
Sonne in grosser Höhe in der Nähe des Meridians befindet und
der Mond in der Nähe des ersten oder letzten Viertels im Ost
oder West steht; da die Textstelle des ersten Beispiels aus-
drücklich vom aufgehenden Mond spricht, so scheint darin
speziell auf den bei Tage am Osthimmel stehenden Mond hin-
gewiesen zu werden. — 18 dürfte lediglich angeben, dass das
südliche Horn des zu- oder abnehmenden Mondes um die Zeit
des Vollmondes und in der Nähe des Meridians nach unten
gerichtet ist. — In 19, das sich auf Neulicht bezieht, ist kaum
an Wolken zu denken, sondern an eine Beschreibung des Mond-

Sitzungsberichte der Heidelb. Akademie, phil.-hist. Kl. 1911. 7. Abh. 3
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften