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Bezold, Carl; Boll, Franz; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1911, 7. Abhandlung): Reflexe astrologischer Keilinschriften bei griechischen Schriftstellern — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.32169#0034
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34

C. Bezold und Fr. Boll:

und 19), der jeweilige Zusatz ina tamartisu — einen schema-
tischen Kalender mit 30 tägigen Monaten vorausgesetzt — eine
schleppende Tautologie, die selbst in dieser Sprache befremden
müsste; und zweitens wäre eine Reihe von Ausdrücken bei der
Annahme von tamartu = »Neulicht« astronomisch gar nicht
oder nur gezwungen erklärbar; vgl. unten, S. 36, N. 2. Es bleibt
also zunächst nichts anderes übrig als mit Kugler zuzugeben,
dass tamartu mehrere Bedeutungen habe, und zwar wohl: 1. all-
gemein »erscheinen«, 2. bisweilen vielleicht »aufgehen« 1) und
3. speziell, und vermutlich in Fällen, in denen keine Zweideutig-
keit zulässig ist, »als Neulicht erscheinen«.

Dass die oben gegebenen Uebersetzungen definitiv und un-
anfechtbar seien, sind wir lange nicht kühn genug zu glauben.
Gleichwohl schien es uns auch jetzt schon angezeigt, die sach-
kundigen Aufschlüsse eines Astronomen darüber zu ersuchen.
Herr Kollege August Kopff an der Grossherzoglichen Stern-
warte auf dem Königstuhl war so liebenswürdig, jene Ueber-
setzungen zu prüfen, zu ordnen — die obige Reihenfolge ist
nach seiner Weisung hergestellt -— und uns Folgendes darüber
mitzuteilen:

»Die Angaben lassen sich in sechs Gruppen scheiden.
Gruppe I (1 und 2) bezieht sich auf den Mond und die Wolken,
Gruppe II (3—8) auf die Helligkeit der Hörner, Gruppe III
(9—16) auf deren unsymmetrisches Aussehen und Gruppe IV
(17—18) auf ihre Stellung zum Horizont; in Gruppe V (19) ist
vom Monduntergang und in Gruppe VI (20—27) von den Phasen
des Mondes die Rede.

Unter der Voraussetzung, dass mit tamartu nicht speziell
das Neulicht gemeint ist und sich die in den obigen Sätzen
niedergelegte Beschreibung des Aussehens und der Stellung der
Mondhörner auf die verschieaenen Phasen des Mondes und auf
alle möglichen Stellungen desselben am Nacht- und auch am
Taghimmel unter ca. 30° nördlicher Breite beziehen kann, lässt
sich im Einzelnen noch Folgendes bemerken. 1 und 2 bedürfen
keiner weiteren Erläuterung. — Auch 3, das sich ausdrücklich
auf das Neulicht bezieht, ist ohne weiteres verständlich. — Mit

1) So im dritten Beispiel von 17 unter der Voraussetzung, dass in Rep. 59
die Quelle Suppl. vu, 1 nicht wörtlich, aber inhaltlich genau wiedergegeben
ist. Vgl. auch oben S. 31 sub d) und unten, S. 37 uvto%ovoa.
 
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