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Bezold, Carl; Boll, Franz; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1911, 7. Abhandlung): Reflexe astrologischer Keilinschriften bei griechischen Schriftstellern — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.32169#0040
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40

C. Bezold uud Fr. Boll :

Aber auch Feindseligkeiten bzw. Friedensbruch wird mit
dem Wind auf beiden Seiten in ursächlichen Zusammenhang
gebracht; vgl. Lydus 48, 12 fr iäv Ss äveptoi ßiaioreocog nv[svooj]-
olv, ecpodovg noXejULCOv [cpqä'Qovoiv] mit Adad 1, 2 : Inuma ina (arlj.11)
Ari (sc. (ilu) Adad pä-su iddi(di), vgl. Z. 1) *nukräti (pl) ina mäti
iba$ä (pl) »Wenn im (Monat) Ijar (April-Mai) (sc. Adad seinen
Mund wirft), werden Feindseligkeiten im Lande sein«, und
dazu noch die Sitzber. S. 58 wiedergegebene Stelle Adad xn, 3. 1)

Freilich sind in der Phrasierung der einzelnen Sätze und
Satzteile die angezogenen Beispiele nicht derart kongruent, dass
von einer wortgetreuen Uebersetzung der »Quellen« gesprochen
werden könnte. Dass aber mitunter auch genau dieselben Phrasen,
wie sie der Grieche hat, in Keilschrift ausgedrückt waren, ist nach
dem oben Gesagten äusserst wahrscheinlich. In der Tat kommt
eine Ausdrucksweise wie Adad xxv, 5 : Inmna (ilu) Adad ultu
ürni 1 (kan) adi ümi 30 (kan) päsu [iddi] »wenn Adad vom 1.
bis zum 30. (Monats-)Tag seinen Mund [wirft], (etc., Nachsatz
von Adad 1, 10 verschieden) obigem naq’ öXov xbv fxrjva schon
näher als die dort entsprechende Monatsangabe. In dieser Hin-
sicht wird allerdings zur Zeit der Mangel an Textmaterial auf
beiden Seiten besonders wesentlich sein. Um nur ein Beispiel
anzuführen, so gibt das Tonitruale des Nigidius bei Lydus 63 ff.
Voraussagungen für jeden einzelnen Tag des Jahres: ein der-
artig eingerichtetes Donnerbuch 2) fehlt bis jetzt in der as-
syrischen Literatur. Hingegen enthält Adad No xxxi Bruch-
stücke eines in ähnlicher Weise abgefassten Regenbuches:
Zz. 13—24 geben die Eventualitäten bei Regenfall am 6., Zz.
25—36 am 8. Tag jedes einzelnen der 12 Monate, und in Zz.
37—54 wird Tag für Tag vom 3. bis zum 24. eines (bestimm-

1) Es ist natiirlich klar, dass ein und derselbe Lydus-Text, dem die obigen
Beispiele entnommen sind, nicht eine treue Wiedergabe verschiedener Keil-
schriftquellen enthalten kann. Aber die Bekanntschaft des Griechen mit diesen
oder ähnlichen assyrischen Vorbildern in irgend einer bestimmten Redaktion wird
dadurch zweifellos.

2) Eine Schwierigkeit bei der Beurteilung solcher Schriftstücke liegt nicht
selten in der vagen Ausdrucksweise der assyrischen Gelehrten; so kann Adad (der
Wettergott) als Subjekt in Sätzen mit verschiedenen Verben [issi, z. B. Rep. 255 o I;
iStanassi, Adad ix, 4; ittanaqsas, ebd. ix, 3; päSu iddi passim; sadir, Rep. III r 4;
141 r 6; päSu suddur, Adad xvm, IO; päSic usaddir, ebd. 11, 19; xvn, 2) je nach
ITmständen sowohl den AVind als Regen und Flut, den Donner sowie wohl auch
den Blitz bezeichnen, vg). z. B. Sitzber. S. 58, Anm. 101 und oben, S. 21, N. 1.
 
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