Eros und Psyche.
13
gehörerp beweist ein weiteres Fragment (A 70), welches clas
Unterteil der sitzenden Gröttin, den Banm nnd ein pflückendes
Mädchen aufweist. Waren es hier Äpfel, so handelt es sich in
anderen Fällen um längliche Früchte (A71), denen ähnliche be-
reits inKörbe gesammelt erscheinen (A 73, 74). 53) Reich belebtvon
Hähnen und Tauben, die wie der Aphrodite auch der Persephone
heilig waren, ist der Baum (A 75), und Ungeziefer wird von der
heiligen Pflanze entfernt (A76), ein reizendes Stück archaisch'en
Genres, doch in diesem Zusammenhang gewiß von tieferer Be-
deutung. 54)
Gesichert ist dieselbe Göttin nun auch in der Szene, welche
sie uns vor einer runden Korbschachtel sitzend vorführt (A 44—46;
B 39, 40). Yorsichtig öffnet sie den Behälter, als dessen Mat.erial
Korbgeflecht hinfänglich’ charakterisiert ist, und hlickt auf das
in ihm liegende eingehüllte Kind, das, sich leicht erhebend, die
rechte Hanci vorstreckt. Lhid es ist ein göttliches Kind, denn hoch-
aufgerichtet steht es in seinem Korbe (B 41). Die Hand der Mutter
hält den Deckel zurück. Eine Frauengestalt aber ist herange-
treten; die linke bringt den Kalathos, während sich die rechte,
den jungen Gott grüßend, erhebt,
Der nächste Gedanke geht zu Erichthonios, dessen Auffmdung
ähnlich dargestelit wird, aber an diese Szene attischen Uokal-
kultes zu erinnern, verbietet nicht nur das Fehlen der Schlange —
das könnte ja so erklärt werden, daß Ericht.honios eben die
Schlange ist 55) —, sondern vor allem die Anwesenheit der Göttin
selbst, die ohne Furcht oder Entsetzen 56) mit mütterlich' liebe-
voller Sorgfalt das Ivästchen öffnet. Persephone müssen wir in
ihr erkennen, wenn wir vorher mit Recht von ihr gesprochen
haben. Die Tracht ist die gleiche, und der Schmuck, Spiegel,
Alabastron und Taube sprechen nicht dagegen.
53) Über die Früchte Oldfather, a. a. 0., S. 120.
54) Reiches Material der gegen Ungeziefer anzuvvendenden Zauber bei
den Geoponikern (nach frdl. Mitt. E. Fehrles).
55) Frickenhaus, Athen. Mitt., 1908, S. 171.
56) Die Aglauriden suchen im Wahnsinn nach Öffnung der Ciste den
Tod, und Athena (IIarrison, Prolegomena, S. 133, Fig. 12) dürfen wir in
unserer Göttin nicht erkennen, trotz der großen Ähnlichkeit mit dem Akro-
polisrelief Athen. Mitt., 1908, Beilage zu S. 21—23, 1, auf welchem die
Göttin wahrscheinlich noch durch eine Lanze charakterisiert war, und so
verlockend es auch sein würde, hier Athena und Erichthoninos in der Ciste
wieder zu fmden. Ebenso Oldfather, a. a. O., 121.
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gehörerp beweist ein weiteres Fragment (A 70), welches clas
Unterteil der sitzenden Gröttin, den Banm nnd ein pflückendes
Mädchen aufweist. Waren es hier Äpfel, so handelt es sich in
anderen Fällen um längliche Früchte (A71), denen ähnliche be-
reits inKörbe gesammelt erscheinen (A 73, 74). 53) Reich belebtvon
Hähnen und Tauben, die wie der Aphrodite auch der Persephone
heilig waren, ist der Baum (A 75), und Ungeziefer wird von der
heiligen Pflanze entfernt (A76), ein reizendes Stück archaisch'en
Genres, doch in diesem Zusammenhang gewiß von tieferer Be-
deutung. 54)
Gesichert ist dieselbe Göttin nun auch in der Szene, welche
sie uns vor einer runden Korbschachtel sitzend vorführt (A 44—46;
B 39, 40). Yorsichtig öffnet sie den Behälter, als dessen Mat.erial
Korbgeflecht hinfänglich’ charakterisiert ist, und hlickt auf das
in ihm liegende eingehüllte Kind, das, sich leicht erhebend, die
rechte Hanci vorstreckt. Lhid es ist ein göttliches Kind, denn hoch-
aufgerichtet steht es in seinem Korbe (B 41). Die Hand der Mutter
hält den Deckel zurück. Eine Frauengestalt aber ist herange-
treten; die linke bringt den Kalathos, während sich die rechte,
den jungen Gott grüßend, erhebt,
Der nächste Gedanke geht zu Erichthonios, dessen Auffmdung
ähnlich dargestelit wird, aber an diese Szene attischen Uokal-
kultes zu erinnern, verbietet nicht nur das Fehlen der Schlange —
das könnte ja so erklärt werden, daß Ericht.honios eben die
Schlange ist 55) —, sondern vor allem die Anwesenheit der Göttin
selbst, die ohne Furcht oder Entsetzen 56) mit mütterlich' liebe-
voller Sorgfalt das Ivästchen öffnet. Persephone müssen wir in
ihr erkennen, wenn wir vorher mit Recht von ihr gesprochen
haben. Die Tracht ist die gleiche, und der Schmuck, Spiegel,
Alabastron und Taube sprechen nicht dagegen.
53) Über die Früchte Oldfather, a. a. 0., S. 120.
54) Reiches Material der gegen Ungeziefer anzuvvendenden Zauber bei
den Geoponikern (nach frdl. Mitt. E. Fehrles).
55) Frickenhaus, Athen. Mitt., 1908, S. 171.
56) Die Aglauriden suchen im Wahnsinn nach Öffnung der Ciste den
Tod, und Athena (IIarrison, Prolegomena, S. 133, Fig. 12) dürfen wir in
unserer Göttin nicht erkennen, trotz der großen Ähnlichkeit mit dem Akro-
polisrelief Athen. Mitt., 1908, Beilage zu S. 21—23, 1, auf welchem die
Göttin wahrscheinlich noch durch eine Lanze charakterisiert war, und so
verlockend es auch sein würde, hier Athena und Erichthoninos in der Ciste
wieder zu fmden. Ebenso Oldfather, a. a. O., 121.