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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph; Schelling, Caroline; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Frank, Erich [Bearb.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1912, 1. Abhandlung): Rezensionen über schöne Literatur von Schelling und Caroline in der Neuen Jenaischen Literatur-Zeitung — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.32876#0045
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Rezensionen über schöne Literatur von Schelling und Caroline.

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III. Eine gemeinsam von Schelling und Caroline verfaßte
Rezension.
Jenaische Allgemeine Literaturzeitung, Nr. 35 (11. Februar) 1806.
SCHÖNE KÜNSTE.
Nachdem sich zufällig folgende Bruchstücke unserer schönen Literatur
zusammen gefunden haben, welche ein Urtheil begehren : so will es sich fast
zu langweilig anlassen, von einem jeden insbesondere mit hergebrachtem
Ernst, ausführliche Rechenschaft zu geben, indem die meisten für sicli so gut
wie keine Stelle einnehmen ; man versucht daher lieber sie in der bunten Yer-
bindung zusammen zu fassen, welche ohnehin ihre natürliche ist, und freylich
wiederum nur ein Bruchstück jenes vortrefflichen Congregats darstellt, das
unserer vielseitig gebildeten Generation zur Nahrung dient. Futter für Pulver,
Futter für Pulver möchte man mit Falstaff sagen, da er von seiner ange-
worbenen Mannschaft spricht, sie füllen eine Grube so gut wie andere. Die
Lesewelt verzehrt die Bücher begreiflich urn so schneller, wenn es ihr nicht
möglich ist, sie zum zweytenmal nur anzusehen. Nicht. sowohl dieses In-
stinctes ermangelt sie, als vielmehr desjenigen für die Lesbarkeit eines
Buches überhaupt. Wäre es nicht die Pflicht einer Lit. Zeitung, diesem
zu Hülfe zu kommen, so dürfte eine solche selbst mit so Manchem sich
nicht befassen. Allein in dem Punkt der Lectüre, insofern sie als ein
geselliges zeitvertreibendes Vergnügen betrachtet werden kann, ist in der
That die äußerste Verwirrung eingerissen. Da sonst in der Societät Linien
Statt finden, welche die verschiedenen Grade der Cultur auseinander
halten, so giebt es hier gar keine Verzäu(n)ung ; jeder nimmt Theil an allem,
und eine Leihbibliothek ist ein öffentlicher Versammlungsplatz, wo der
Unterschied der Stände das ganze Jahr hindurch aufgelroben ist, und be-
ständige Saturnalien gefeyert werden. So vieles wird nur für die niedrigsten
Klassen geschrieben ; allein die vornehmsten verschmähen es nicht, und uns
dünkt die Wirkung davon zeigt sich im Ganzen. Hiebey scheint es unbillig,
Schriftsteller und Verleger ausschließlich zur Rede zu stellen. Sie geben sich
der Verdammniß vielleicht nothgedrungen Preis, da die größere Wahl auf der
Seite des Lesers bleibt, mithin auch die größere Schuld. Dem ungeachtet
möchten die Urheber und Beförderer von folgenden Werken eine schonungs-
lose Rüge verdienen :
1) Erfurt, b. Hennings : Johanne Soutgate, die 7ieue Prophetin in England.
Ein Gemählde des Mysticismus aus unsern Tagen. Aus den Memoiren
des Herzogs von **ingham und den Ritualien des neu erstandenen
Ordens Christi. Erster Theil. 1805. 382 S. Zweyter und letzter Thei.1.
286 S. 8. (2 Rthlr. 16 gr.)
2) Erfurt, b. Hennings : Amalie Balhi. Eine wunderbare Vision, die ich selbst
gehabt habe, von Theod. Ferd. Kajetan Arnold, der WW.*) und Recht-
wiss. Dr., Lehrer auf der Universität zu Erfurt. 300 S. 8. (1 Rlhlr.)
3) Erfurt, b. Hennings : Die silberne Kuh vom Verfasser des silbernen
Kalbes. Erster Band. 1805. 386 S. Zweyter Band. 319 S. Dritter und
letzter Band. 332 S. 8. (3 Rthlr. 8 gr.)
*) d. i. Welt-Weisheit (Anm. des Ilerausg.).
 
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