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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph; Schelling, Caroline; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Frank, Erich [Bearb.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1912, 1. Abhandlung): Rezensionen über schöne Literatur von Schelling und Caroline in der Neuen Jenaischen Literatur-Zeitung — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.32876#0046
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38

Erich Frank :

4) Erfurt, b. Hennings : Das unglüekliche Weib, ein Gemählde aus der
jetzigen Welt. Erster Band. 282 S. Zweyter Band. 222 S. 8.
(1 Rthlr. 20 gr.)
Diese industriöse Gesellschaft treibt die Büchermacherey auf das gröbste
und mit Hintansetzung aller Achtung gegen das Publicum. Man kennt das
räsonirende Verzeichniß ihrer Fabricate aus den öffentlichen Blättern ; es
wird auch jedem einzelnen angehängt und zwar gewöhnlich auf doppelte Art,
indem auch noch in den Text selbst die Anpreisungen dramatisch eingeführt
werden. Sie tragen außerdem das gleiche Gepräge auf eine merkwürdige
Weise, da es zugleich sich'tbar ist, daß sie nicht von der nämlichen Hand her-
rühren. Es ist liier der wahre Hexenkessel der Schriftstellerey ; die ver-
schiedensten Ingredienzen werden hineingeworfen, was aber herauskommt, ver-
räth die gemeinschaftliche Werkstätte durch einen betäubenden Dunst und
einen gewissen wahnwitzigen Anstrich. Bey vorliegenden Producten unter-
scheiden wir zwey Verfasser : den von Johanne Soutgate und Amalie Balbi, und
den der silbernen Kuh und des unglücklichen Wcibes. Der erste schreibt
fließend, wie man es nennt, mit einer Art von Klarheit und Fülle gemeinen
Ausdrucks ; er nimmt seine Gegenstände von dem her, was Tag und Stunde
eben an die Iland geben, wobey er, da er nicht selher erfmdet, zwar immer
etwas hinter der Mode drein bleibt, sie sich aber ganz bequem zurechtzumachen
weiß. In Johanne Soutgate liefert er die Papiere eines jungen englischen IJer-
zogs aus, der von vielerley Machinationen umstrickt, für, man weiß nicht, was
für obscurantisch-illuminatisch-poli ische Zwecke gewonnen werden soll, und
nebst den übrigen Werkzeugen zu Grunde geht. Hier gibt es also räthselhafte
Ereignisse, welche aufgeklärt werden, Visionen, die in Rauch aufgelren, philo-
sophische Fragmente und dergleichen Verzierungen. Als Gewährsmann lrat
sich am Schlusse einer Dedication an den König von England unterzeichnet :
„Der Ilerausgeber, einer der ersten Staatsbeamten und Freund der Nation“.
Der Vf. scheut keine Mühe, um die Dinge recht zu beglaubigen ; er läßt sich
das Abgeschmackteste nicht verdrießen, und geht dabey mit einer Sicherheit
zu Werke, als müsse es ihm bey einem oder clern andern Leser doch damit
gelingen, clie man beynahe für Ironie nehmen könnte. In Amalie Balbi trägt
er, wie es scheint, sein eigenes Gesicht als Maske. Es ist uns freylich un-
bekannt, ob ein Hr. Dr. Kajetan Arnold zu Erfurt lebt uncl fähig ist, „vor
Gott und aller Welt zu versichern, daß clie Geschichte, clie er hier erzählt,
wahr sey“ ; allein der ganze Ilergang, die Umgebungen des guten Mannes, der
sich mit Schreiben solcher Bücher wie diese sind, clurch die Welt bringt,
sind so ungemein natürlich und wahr vorgestellt, claß sie das Zutrauen sogar
für die nachfolgende Begebenheit gewinnen, so sehr diese übrigens von aller
Wahrscheinlichkeit entblößt, und den Hauptzügen nach aus anderen ähnlichen
zusammengesetzt ist. Jene Täuschung aber hat er mit einer originellen Ilin-
gebung seiner Person durchzusetzen gesucht, uncl man meynt deütlich wahr-
zunehmen, wie er sich clie bekannte Wötzelsche Erscheinungsgeschichte
wenigstens von der Seite mit wahrer Sympathie zueignete, wo dieser sicli
durch seine Erscheinung die Beruhigung ertlieilen läßt : daß es ihm nocli ein-
mal besser in der Welt gehen soll. Er legt es jedoch nicht darauf an, sich
selber betrügen, sondern bloß in ungefähr gleicher Bedrängniß sich selber
helfen zu wollen. Auch will dieser Doctor der Weltweisheit keineswegs andere
 
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