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Cartellieri, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1912, 11. Abhandlung): Beiträge zur Geschichte der Herzöge von Burgund [1/2] — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.32886#0004
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Otlo Cartellieri:

Eindruck. Einiges Bemerkenswerte befmdet sicli auch bei Jouvenel
des Ursins und bei Gousinot. Der Religieux de Saint-Denis ist
nicbt sebr gut unterrichtet.2
Auf die Vorgeschichte des Mordes gehe ich liier nicht ein ; die
sehr heikle Frage nach den Motiven Herzogs Johann soll den
Gegenstand einer besonderen Untersuchung bilden.
Am Mittwoch dem 23. November 14073 liielt sich Herzog
Ludwig von Orleans im IJotel Barbette auf, um, wie er es seit
einiger Zeit regelmäßig tat, der Königin Isabeau Gesellschaft zu
leisten, die im Wochenbette lag.4 In fröhlichen Gesprächen ver-
verstrichen die Stunden, verging das Nachtmahl, als Thomas
von Gourteheuse, ein königlicher Kammerdiener, erschien, um
den Herzog in eiliger Sache zu dem Monarchen zu bescheiden.
Ohne Arges zu ahnen, verließ Orleans sofort seine Schwägerin;
zwei Knappen auf einem Pferde, wenige Diener mit Faekeln be-
gleiteten ihn5; ein Teil cles Gefolges blieb zurück. Es ging auf
acht Uhr.6 Sorglos trabte der Herzog auf einem Maultier dahin,
im schwarzen, pelzgefütterten Gewand, olme Ilut, lustig singend und
mit seinem Handschuh spielend.7 Plötzlich, nur wenige hundert
Meter von dem Palaste, in der Rue Vieille du Temple, gegenüber
von dem Hotel des Marschalls Rieux stürzen sicli aus dem Hause
Image Notre-Dame bewaffnete und vermummte Gesellens auf Ludwig
2 lch gebe in den beiden Abhandlungen nur die nolwendigsten ßelege.
3 Am Tage des heiligen Klemens. Mittwocli, den 23. November: Enquete
216; Monstrelet I 155, Jouvenel 189; Nicolas de Baye I 206, II 294; Gochon 221 ;
Dynter III 173; la nuit de Saint-Clement Cousinot 113; Chronique du bon duc
Loys de Bourbon 271. — Vigilia saneti öemenli: Religieux III 730; Berry 216;
Dex 360.— 12. November: Perceval 40.
4 Am 10. November 1407 gebar Isabeau eincn Sohn Philipp, der gleich
darauf starb; Religieux III 730.
5 Auch hier werden verschiedene Zahlen genannt; aber die Berichte stimmen
darin überein, qu’il estoit moult petitement accompaigne.
6 In der Angabe der Stunde weichen die Angaben voneinander ab. So
Monstrelet 1155: ungefähr 7 Uhr. Nicolas de Baye 1206, 208, 11294: ungefähr
8 Uhr u. II 294 unten: 9 Uhr. Perceval 41: 9 Uhr. Cochon 221: au vespre, ä
huit orez devant minuit. Ich entscheide mich f'ür „kurz vor 8Uhr“, da einige
Leute im Verhör den Mord zwischen 7 und 8 (Enquete 227, 232), die Flucht der
Mörder zwischen 8 und 9 Uhr (Enquete 235, 229) seizen, da der Prevöt die Nach-
richt von dem Morde zwischen 8 und 9 Uhr erhält (Enquete216) und die Haus-
besitzerin von dem Brande in der Iniage Notre-Dame ungefähr um 9 Uhr hört
(1. 1. 221).
7 Enquete 227.
n 18 Mann: Monstrelet I 156, 157. 17: Religieux III 734. 10—12: Jou-
venel 189. 12 —14: Enquete 225. Für die Namen vgl. besonders Mirot, Raoul
 
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