Metadaten

Cartellieri, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1912, 11. Abhandlung): Beiträge zur Geschichte der Herzöge von Burgund [1/2] — Heidelberg, 1912

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.32886#0008
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Otto Cartellieri:

aber unter clen Nachbarn der Image Notre'Dame nur die Hancl-
werker, warum bringt das Protokoll nicht das Verhör der Herren,
die im Hotel de Rieux wohnen?15 Fahndet man nicht nach dem
verwundeten Kammerdiener Herzog Ludwigs?
Wer verbirgt sich unter dem Gewancle des Scholaren? Wer
sind die Helfershelfer, von denen einige auf ihrer weißen Jacke blaue
und grüne Streifen trugen? Wohin flüchteten die Unholde? Wie
man feststellt, galoppierten sie durch die Rue des Blancs-Manteaux
in cler Richtung der Rue Saint-Denis. Sollten sie sich vielleicht in
einem der Paläste der königlichen Prinzen verborgen halten, in
welche die Polizei nur mit besonderer Erlaubnis eindringen darf?
Am Freitag (25. November) werden die Wasserträger auf dem
Ghätelet vernommen. Diejenigen, welche 'die Image Notre-Dame
bedienten, werden ausfindig gemacht. Sie wissen aber nichts. Der
Scholar ließ sie nur in den Hof cles Hauses. Die Verkäufer von
Holzwaren uncl Körben folgen. Ein Korbmacher erkennt den Korb
wieder, der im Hause cles Mörclers vorgefunden wurde, uncl erinnert
sich des Käufers, cler nicht viel ausgeben wollte, da er den Ivorb
nur für kurze Zeit nötig habe. Nach clem Käufer, einem einäugigen
Koche, wird jetzt eifrig gesucht.
Hier bricht die Pergamentrolle ab: clem Prevöt mochte es rat-
samer erscheinen, nur müncllich zu berichten, was er in Erfahrung
gebracht. Er nennt den Prinzen, die sich wieder versammelt haben,
clie Mörder: Raoul d’Anquetonville1'5 ist ihr Anführer, ein gewissen-
loser Geselle, der jetzt in burgundischen Diensten steht, früher
einmal auf Betreiben des Herzogs von Orleans seines Amtes ent-
setzt worden ist. Raoul uncl seine Spiehgesellen verbergen sich
im Hotel d’Artois: cler Prevöt bittet um clie Erlaubnis, den
Palast des Herzogs von Burgund betreten zu dürfen. Der Herzog
von Berri unterstützt clie Bitte und fordert die Gefangennahme der
Übeltäter.17
Da zieht Johann von Burgund den Oheirn und Ludwig von

15 Bonamy wies bereits darauf hin.
16 Über diesen gibt Mirots hiibsche Studie jetzt die beste Auskunft. An-
quetonville heute: Anctoville, Manche, Arr. Coutances, Cant. Brehai. — Nach
Walsingham II 279, der einen ganz entstellten Bericht gibt, verfiihrte Orleans die
Frau des Raoul.
17 Ich gebe hier Cousinot 115 f. den Vorzug. Nach Monstrelet I 162 bittet
der Prevöt im allgemeinen um die Erlaubnis, die Paläste der Prinzen zu durch-
suchen. Berry 416 f. wirft die Freitag- und Samstagsitzung durcheinander und
schmiickt die Erzählung novellistisch aus.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften