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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1912, 12. Abhandlung): Zur Sprache der lateinischen Erotik — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.32887#0010
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10

Richard Reitzenstein :

ist. Beide Teile seines Liedes führt Tibuh — im Gegensatz zu
Properz — mit starker Verwendung des άπροσδόκητον in einem Pathos
durch, das der Leser gar nicht ernsthaft nehrnen soliW) Wie er
irn ersten Teii aus iauter Eifersucht dem rechtmähigen Besitzer, urn
ihn zu warnen, seine eigenen Listen erzähit, so führt er den zwniten
Teil statt mit der übiichen Verwünschung der Kupplerin mit der
Liebeserklärung an die ein, um derentwiilen er allein
das Verhältnis fortsetzen möchte. Sie soil versuchen, ihre Tochter,
die vorher rein als Hetäre gezeichnet ist, Treue zuiehren; das soh,
ebenso wie v. 77ff. der Verweis auf die Zukunft, als beabsichtigtes
Gegenbiid zu bekannten Schiiderungen der Eomödie empfunden
werden. So hebt Tibull mit Absicht in der Mahnung die Lebens-
steilung des Mädchens noch einmai hervor: sZ/ docc,
MOM cvGu //i/M/os crfnc.S' Mcc .s7ohi /θ7ψΜ U/
Mp/h ό'/η/ c/MfMe /e/7C3, /aMdctre Mec M//o:w jPos^MM e??o, gMm oca/os
^pe/ct/ ///ot 7M003. 7?/ .s'/$M/d ^ecco.S'.se ^nt/e/, r/MCiMM/Me CMp////s iMM7zer//o
/7^ 777ec//cts(.^ ju*oWp/(2r(?Me v/os. A/o7^ et/o /e jOM/.swe ve/hcc, sec/, vecceW/
7s7e G/ /hror, op/ccc*/7M. 7Cocc Acc/cM/s.S'e mccMMS. Was der Dichter für
siclr erwartet, sind die Strafen, die sonst die treulose Konkubine
treffen; vgl. Rufinus A. P. V 4t: τίς γυμνήν ουτω σΐ καί έξέβάλίν καί
ebetpev, und V 43: Έκβάλλεί γυμνήν τις, έπάν eopp ποτέ μοιχόν.^) Ich
zweifle nicht, dah die Komödie, auch von der Περικείρομένη abgesehen,
solche Szenen öfters geschildert hat. Die ganze kurze Einlage der
Verse G9—72 dient nur das Foigende zu heben: wunn mich aber
docli die Eifersucht ή/Μ/Ό?* /s/e) überfäilt, wih ich dich nicht schlagen
(Mpetv); denn nicht aus Furcht soiist du treu sein, sondern aus Liebe;
damit sorgst du am besten für dich. Das hat mit einern formeilen
/oe&ts nichts gemein. Wenn der Dichter, um seine volie Unter-
werfung zu schiidern, das, wms der Liebhaber sonst gegen das
schuldige Mädchen übt, der Geliebten, seibst w-enn er schuldlos ist,
gegen sich gestatten wdli, so sind das nicht Paragraphen eines
Hetärenkontraktes, nicht einmal in lustiger Ujnkeln*, sondern die \^er-
sichemng vollständiger Untcrweriüng (sey'r/cM/?, o/$Me ve/ (/M-r/ss/MM's
co7M//c/o7M0MSse7*vM77G entsprechend jenem Friedensschluf3^), den
14) SARDOU und ARTHUR ScHNiTZLER bieten a,n einzetnen ätelten äbn-
tiches, nur führt der antike Dichfer die Rotte noch wettmännischer und
feiner durch.
i^) Mehr bei HEiNEMANN, a. a. 0., S. 76.
is) Nur in diesem Sinne sagt Properz v. 70ff. : eup/MS eTMMn
 
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