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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1912, 12. Abhandlung): Zur Sprache der lateinischen Erotik — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.32887#0014
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14

Richard Reitzenstein :

Erotik gesagt wird (A. P. V 53): δρκον κοινόν Έρωτ' άνθλ1ήκαμ6ν, δρκος
ό πτστήν Άρστνόης Ιΐέμενος Σωσιπάτρψ φιλίην, oder V 164: Νυξ, σέ γάρ
ούκ άλαήν^^) μαρτύρομαι. Aber ein neuerKlang ist doch bineingekom-
men: der durchgehende Vergleich mit jenem andern /be&t^ zwischen
Mann und Weib, der Ehe. Auch bei ihr werden ja die Götter als
Zeugen angerufen, vgl. z. B. Lucan II 353: /Aederu
cn.'reMb'u poai/)u Lurσ ψάίτωΑ .sarr?'.sγMe dee.s ud)rG^ere
^esite^. Dah gerade bei der Hochzeit der ^^orstehung nach Amor
die goldenen Fesseln bringt, die ewig festhalten sohen, sahen wir
früher; davon beeinfiuht ist dasBiid: o/ $oh& woa:
L&ido — ohne das /bedMS bringt nicht Amor, sondern Libido
Bande, die nur ahzuleicht sich lösen; nur mit dem /oe&i3 verbindet
sich die /Ides. Ich möchte daher auch tvMcfhu* ^ec3M,s nach den
Worten /hmoYMe co&Mr/m tvucuAT ψοτΈέ ooMor deuten //oofMs fast
gleich COMMU/Mma). Noch klarer wird die Angleichung in dem posi-
tiven Teil. Schon das IVort owwM, wenn es auch zunächst nur
den Anfang bedeutet, soh an die sakrale IVeihe der Ehe durch die
OMMMU erinnern (vgl. Statius I 3, 339) und ^%ch2S iM /oe&w
und SMcrn vorbereiten; man darf die drei Ausdrücke gar
nicht voneinander trennen, die ahe drei nur in übertragenem Sinne
gebraucht, doch ahe drei zugleich an die ursprüngliche Bedeutung
erinnern sollen. Das /be&cs uMtcoiortMtM ist das Gegenbild der Ehe
und soll als solches empfunden werden; ja es steht in den Selbst-
verfluchungen der beiden Vertragschliehenden sogar unter stärkerem
Schutz und verbürgt vor allem dem Weibe auch die unbedingte
Treue des Mannes. Natürlich hebt der Dichter, der ja noch locken
will, das zum Schluß auch hervor und iührt schon die Selbstver-
huchung an, die er dann aussprechen wird. Sehr tragisch klingt
sie hier freilich nicht^^); nicht gewaltige Leidenschaft, sondern das
elegante Spiel mit einer konventionellen Form, freilich weniger der
Liebespoesie als des Liebeslebens, spricht zu uns. Von dem Hetären-
vertrage unterscheidet sich dies /bo&is in allem: in der Heimlich-
keit /Mec Mode /"oMe^rue dowbme der Selbstver-
tluchung und vor allem in der Bindung auch des Mannes oder
sogar hauptsächlich des Mannes. 4Venn LEO eine völlige Scheidung
beider Gedichte damit begründen wollte, dah er das erste als an
Das Wort paßt herrtich : mit alt ihren Sternenaugen war die Nacht
Zenge //gsi/s siJgrae /οί<τ corowu deo.e), vgt. A. P. V 8.
22) prue&CiT/ TdsforMe habe ich 'Das Märchen von Amor
und Psyche', S. 70 A. 2 zu erkiären versucht.
 
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