Metadaten

Hampe, Karl; Baethgen, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1912, 14. Abhandlung): Mitteilungen aus der Capuaner Briefsammlung (IV) — Heidelberg, 1912

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.32889#0012
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
12

F. Baethgen und K. Hampe:

digungen des Bischofs beim Papste dienten. Daßs daher Gentilis
Dipolds Anhänger dem Papste gegenüber als „Ungehorsame“ ge-
scholten haben sollte, ist wenig wahrscheinlich. Bischof Basuin
dagegen (seit etwa Anfang 1208) hatte die schwierige Aufgabe, die
von Gentilis verschleuderten Besitzungen und Rechte des Aversaner
Bistums wieder zusammenzubringen. Vielleicht über die Verhält-
nisse noch nicht völlig unterrichtet, mochte er dem Lorenzkloster
gegenüber in dieser Wahrnahme einen Schritt zu weit gehen. Wenn
am Schlusse unseres Schreibens der bischöfliche Absender die Zu-
versicht ausspricht, der Papst werde in väterlichem Mitgefühl mit
ihm seine Widrigkeiten teilen (vos — pcüerne compassionis affectu
nobiscum cidversa nostra passuros), so gemahnt das lebhaft an die
trübe Schilderung, die Basuin bald nach seiner Amtserhebung einem
Kardinal von dem verwahrlosten Zustande seines neuen Bistums
mit der Bitte entworfen hat, die Mithilfe des Papstes zur Verbes-
serung zu erwirken.43) Aucli sonst begegnen liier Anklänge an
jenes Schreiben.44) Nimmt man hinzu, daß der Teil der Capuaner
Sammlung, in dem unser Brief steht, wenn auch nicht ausnahmsios,
so doch ganz überwiegend Stücke aus den Jahren von 1206 ab
enthält, und dah auf der andern Seite mit dem Einmarsch Ivaiser
Ottos IV. in clas sizilische Königreich 1210 sich die ganzen Ver-
hältnisse durchgreifend änderten und nicht mehr von einzelnen
Gebieten als Sitzen cler Ungehorsamen gesprochen werden konnte,
so wird man wagen dürfen, unter den gebotenen Vorbehalteu das
Schreiben zu clen Jahren 1208 oder 1209 zu setzen.
Aus der folgenden Zeit aber hören wir nichts mehr von dem
Abte Matthäus. So müssen uns denn die Vorgänge, die schließlich
mit seiner Absetzung endeten, einigermafien unverständlich bleiben,
zumal uns auch darüber nur spärliche Kunde aus einigen Papst-
briefen zufließt. Unter dem 13. Februar 1218 gab Ilonorius III.
mehreren Prälaten den Auftrag45), eine strenge Visitation im Kloster
S. Lorenzo abzuhalten, da der Abt Matthäus, wie man sage, von
aller Vernunft verlassen, sich gänzlich den Werken des Fleisches
ergeben habe und die unerhörtesten Schandtaten im Hause Gottes
verübe. Der Widerspruch zu dem früheren Verhalten des Abtes
ist so grofi und unvermittelt, dafi man an einen körperlichen und
43) Ebenda Nr. 10.
44) Man vergleiche etwa dort: incurri afflictionis et angustie penam und
hier: graviter intus affligimur et — angustie magnitudo nos cifflcit.
45) Pressutti Nr. 1091.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften