Die Vorgeschichte der Berufung Luthers auf den Reichstag zu Worms 1521. 9
Kurie genehmen Weise zu erledigen.^) So empfand es Luther,
wie seine Antwort vom 17. Mai zeigte), so sicher auch Friedrich.
Es galt dem Gespräch einen breiteren Hintergrund und eine
sicherere Stütze zu geben, wie sie ein Reichstag abgab, den
der Kurfürst selbst besuchte oder beschickte; der Reichstags-
und der Schiedsgerichtsgedanke treten in den nächsten
Wochen zusammen. Dazu wmr die Veränderung der politischen
Situation durch Maximilians Tod und die Rolle, die, gerade nach
den Intentionen Leos X., der Kurfürst von Sachsen in erster, der
von Trier in zweiter Linie bei der Wahl des neuen Kaisers zu
spielen hatte, überaus geeignet. Zunächst warf schon das päpst-
liche Schreiben, das Cajetan und Miltitz am 11. Mai^) in Koblenz
erreichte, noch ehe der Erief des Trierers an Friedrich fort war,
den Plan um, jetzt gleich Luther kommen zu lassen. Cajetans
Stellung ist undurchsichtiger als die von Miltitz. Da dieser be-
auftragt wurde, so schnell als möglich mit Friedrich persönlich
zusammenzutreEen, um mit ihm über die bevorstehende Wahl zu
verhandeln, auch die Rose schleunigst aus Augsburg zur Stelle
zu schaffen, so mußte er befürchten, daß Luther, wenn er der
Einladung nach Koblenz Folge leistete, gerade ihn dort nicht
fände, und er so in diesem Spiele seine Hand nicht mehr haben
könnte. Auch mochte er — und so wohl auch Cajetan — glauben,
daß Friedrich, wenn ihm so Großes winke, das Größte, das einem
deutschen Fürsten werden konnte, die Kaiserkrone, in bezug
auf das kleinere, die Auslieferung Luthers, mit sich reden lassen
würde, oder daß sich ein anderer Weg der Erledigung finden
ließe, bei dem der Ruhm ausschließlicher auf ihn fiele. So
schrieb er sofort mit eilendem Boten, unter Widerrufung seines
Schreibens vom 3., an den Kurfürsten, Herr Martinus möge in
Wittenberg so lange bleiben, bis er die Zusammenkunft mit
is) Insofern hat KALKOFF gewiß recht, wenn er von einer „Fähe"
spricht, Z. /. AG., XXV, 413 ; CREUTZBERGS Einwendungen, S. 65, reichen
nicht aus. Für den Trierer, der schlau und gewaltsam zugleich war, bteibt
charakteristisch, daß er kurz nach dem Fürstentag in Kötn, Nov. 1520, in
seiner Residenz die Ausführung des Bücherverbrennungsmandats gestattete,
zu Aleanders hoher Befriedigung, KALKOFF, Dep. .1A'3 ", S. 32 ; BRiEGER,
üö -M. A., S. 18f., dazu Aieanders Urteit, KALKOFF, ib. S. 42, BRiEGER,
ib. S. 76.
11) ENDERS, II, 53.
15) Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe, I, 656f. ; KALKOFF, Z. /.
AG., XXV, 414ff. ; CREUTZBERG, S. 67ff.
Kurie genehmen Weise zu erledigen.^) So empfand es Luther,
wie seine Antwort vom 17. Mai zeigte), so sicher auch Friedrich.
Es galt dem Gespräch einen breiteren Hintergrund und eine
sicherere Stütze zu geben, wie sie ein Reichstag abgab, den
der Kurfürst selbst besuchte oder beschickte; der Reichstags-
und der Schiedsgerichtsgedanke treten in den nächsten
Wochen zusammen. Dazu wmr die Veränderung der politischen
Situation durch Maximilians Tod und die Rolle, die, gerade nach
den Intentionen Leos X., der Kurfürst von Sachsen in erster, der
von Trier in zweiter Linie bei der Wahl des neuen Kaisers zu
spielen hatte, überaus geeignet. Zunächst warf schon das päpst-
liche Schreiben, das Cajetan und Miltitz am 11. Mai^) in Koblenz
erreichte, noch ehe der Erief des Trierers an Friedrich fort war,
den Plan um, jetzt gleich Luther kommen zu lassen. Cajetans
Stellung ist undurchsichtiger als die von Miltitz. Da dieser be-
auftragt wurde, so schnell als möglich mit Friedrich persönlich
zusammenzutreEen, um mit ihm über die bevorstehende Wahl zu
verhandeln, auch die Rose schleunigst aus Augsburg zur Stelle
zu schaffen, so mußte er befürchten, daß Luther, wenn er der
Einladung nach Koblenz Folge leistete, gerade ihn dort nicht
fände, und er so in diesem Spiele seine Hand nicht mehr haben
könnte. Auch mochte er — und so wohl auch Cajetan — glauben,
daß Friedrich, wenn ihm so Großes winke, das Größte, das einem
deutschen Fürsten werden konnte, die Kaiserkrone, in bezug
auf das kleinere, die Auslieferung Luthers, mit sich reden lassen
würde, oder daß sich ein anderer Weg der Erledigung finden
ließe, bei dem der Ruhm ausschließlicher auf ihn fiele. So
schrieb er sofort mit eilendem Boten, unter Widerrufung seines
Schreibens vom 3., an den Kurfürsten, Herr Martinus möge in
Wittenberg so lange bleiben, bis er die Zusammenkunft mit
is) Insofern hat KALKOFF gewiß recht, wenn er von einer „Fähe"
spricht, Z. /. AG., XXV, 413 ; CREUTZBERGS Einwendungen, S. 65, reichen
nicht aus. Für den Trierer, der schlau und gewaltsam zugleich war, bteibt
charakteristisch, daß er kurz nach dem Fürstentag in Kötn, Nov. 1520, in
seiner Residenz die Ausführung des Bücherverbrennungsmandats gestattete,
zu Aleanders hoher Befriedigung, KALKOFF, Dep. .1A'3 ", S. 32 ; BRiEGER,
üö -M. A., S. 18f., dazu Aieanders Urteit, KALKOFF, ib. S. 42, BRiEGER,
ib. S. 76.
11) ENDERS, II, 53.
15) Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe, I, 656f. ; KALKOFF, Z. /.
AG., XXV, 414ff. ; CREUTZBERG, S. 67ff.