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Bekker, Ernst Immanuel; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1912, 8. Abhandlung): Das Recht als Menschenwerk und seine Grundlagen — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.32883#0023
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Das Recht als Menschenvverk und seine Grundlagen.

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wahr festzuhalten, auch wenn dieses mit Falschem gemischt
erscheint. Sie ermöglicht ferner, zumal wo ihr die Unter-
stützung des Gedächtnisses zu Hilfe kommt, das Gleiche in
übrigens mannigfach verschiedenen Dingen herauszufmden und
festzuhalten, und gelangt damit zur Annahme der „gleichen“
Dinge und von hier aus ehenso zur Erfmdung der Zahl wic zum
Aufbau des Systems, das dem Individuum seinen Platz in der
Spezies, dieser wieder im Genus usw. zuzuweisen vermag. Jede
sog. „gerechte“ Entscheidung muß ahsehen von tausend dem
Richter wenigstens zuin Teil bekannt gewordenen Nebendingen,
sie fußt nur auf dem von „Rechts“ wegen Beachtenswerten uncl
wird darum dem in Rechtssachen weniger geühten Ange oft un-
billig oder gar ungerecht erscheinen.
Die erfolgreiche Ausbilclung dieser Fähigkeiß das für die
Beantwortung einer Frage Wesentliche und das Unwesentliche
sauber zu scheiden, gehört schwerlich in die ersten Entwick-
lungsphasen des menschlichen Werdens. Entsprechend, daß
überall das Glauben dem Wissen vorausgeeilt und schneller zu
seinen eigenen Resultaten gelangt ist. Daß Wahrgenommenes
irgendwelchen Grund haben müsse, gehört zu den ältesten Er-
zeugnissen des menschlichen Denkens; die Phantasie kann auf ver-
schieclene Möglichkeiten weisen, clas Glauben nimmt die an, die
ihm plausibel erscheint. Uncl da nun der Mensch sehr früh auch zu
der Einsicht gelangt, daß auf Erden Kräfte walten, die hoch üher
der menschlichen Herrschaft stehen, deren Einwirkung niemand
sich zu entziehen vermag, so entsteht hald der Glaube an clas
Dasein übermenschlicher Wesen, von denen das Glück uncl clas
Unglück unseres Lebens abhängt. Daraus entwickeln sich rasch
die religiösen Gefühle der Ehrfurcht, auch Furcht schlechthin,
cler Liehe zu Gott und des Abscheus vor clem Teufel und seiner
Sippe. Um diesen immerhin noch gesunclen Kern setzt nun aber
clie gläubige Phantasie eine bedenkliche Schale, mit cler sie
clas Übermenschliche nach menschlichem Vorbilde geistig und
körperlich zu gestalten sucht. Von hier aus ist es dann nur
noch ein kleiner Schritt, cler die übermenschlichen Personen in
direkten Verkehr mit den Menschen bringt uncl aus ihrem Tun
unmittelbar hervorgehen läßt, was uns schädigt, wie clie Krank-
heiten, und was uns nützt, wie clas Recht.
Langsam folgt das AVissen: ist der Glauben als Pionier in
den Urwald eingedrungen, so wird ihm jetzt nachgewiesen, claß
 
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