Ein ungedr. Bericht über das Konklave von 1241 im röm. Septizonium. 9
1276 encUicli wieder eiiie Papstwahl in Rom stattfand, tagte
das Konklave im Lateranpalast 2s), nicht mehr im herkömmlichen
Septizonium.
Unser Bericht führt uns also in seine Mauern noclr kurz
vor dem Untergang, und ist es auch nicht allzuviel Greifhares,
was er uns über den damaligen Zustand des Gebäudes sagt, so
gewinnt doch dies Wenige hei dem hohen archäoiogischen Inter-
esse des Gegenstandes doppelten Wert.
Schon in anderen Räumen wäre bei der ununterbrochenen
starken Sommerhitze auf dem fieherdurchseuchten Boden Roms
die wochenlange Ahgeschlossenheit des Kollegiums nicht unbe-
denklich gewesen; nun gar in diesem haufälligen Gemäuer, das
jeder Idygiene spottete! War doch schon bei seiner Errichtung
nicht Festigkeit, sondern prunkvolle Zier der Hauptgesichtspunkt
gewesen, und nach den Stürmen eines Jahrtausends mochte
neuerdings auch das große Erdbeben vom 1. Juni 1231, welches
das Colosseum so arg mitnahm, auch an ihm nicht spurlos
vorübergegangen sein. Oberhalb der Räume des Konklave
hausten die bewaffneten städtischen Wächter. Durch die Ritzen
der Decke und von ihren Ausladungen herab tropften ihre Exkre-
mente, zum Teil mit Regenwasser vermischt, als eine stinkende
Jauche auf die Schlafstätten zweier Kardinäle, so daß zum Schutz
vor dem Unrat der eine, wie es scheint, darüher ein Stück
Leder, der andere gar ein förmliches Zeltdach anbringen
mußte. Die Zustände erinnern ja vielfach an die des Jahres
1270 in Viterbo, wo die Kardinäle durch ähnliche Zwangsmaß-
regeln, darunter auch das Abdecken des Daches, zum Abschluß
des Wahlgeschäftes gezwungen werden sollten; aber der Regen
des Himmels, der so zu ihnen eindrang, war gewiß jenem a.ndern
Regen vorzuziehen. Ist es zu verwundern, daß das Konklave
hald eine Brutstätte der schlimmsten Fieher wurde?
Mehrere Kardinäle erkrankten schwer. In irgendeiner Weise
für ihre Pflege zu sorgen, entsprach nicht den drakonischen
Zwangsabsichten des Senators; je größer ihre Leiden, desto früher
glaubte er sie mürhe zu machen. Die Kranken wurden in einem
nischenartigen Nebenraume vereinigt, der Zutritt von Arzten, die
Darreichung von Ivrankenkost und zumeist auch von warmem
Wasser untersagt, der hilfreichen Dienerschaft der Einlaß trotz
2S) Vgl. P0TTHAST II, s. 1709.
1276 encUicli wieder eiiie Papstwahl in Rom stattfand, tagte
das Konklave im Lateranpalast 2s), nicht mehr im herkömmlichen
Septizonium.
Unser Bericht führt uns also in seine Mauern noclr kurz
vor dem Untergang, und ist es auch nicht allzuviel Greifhares,
was er uns über den damaligen Zustand des Gebäudes sagt, so
gewinnt doch dies Wenige hei dem hohen archäoiogischen Inter-
esse des Gegenstandes doppelten Wert.
Schon in anderen Räumen wäre bei der ununterbrochenen
starken Sommerhitze auf dem fieherdurchseuchten Boden Roms
die wochenlange Ahgeschlossenheit des Kollegiums nicht unbe-
denklich gewesen; nun gar in diesem haufälligen Gemäuer, das
jeder Idygiene spottete! War doch schon bei seiner Errichtung
nicht Festigkeit, sondern prunkvolle Zier der Hauptgesichtspunkt
gewesen, und nach den Stürmen eines Jahrtausends mochte
neuerdings auch das große Erdbeben vom 1. Juni 1231, welches
das Colosseum so arg mitnahm, auch an ihm nicht spurlos
vorübergegangen sein. Oberhalb der Räume des Konklave
hausten die bewaffneten städtischen Wächter. Durch die Ritzen
der Decke und von ihren Ausladungen herab tropften ihre Exkre-
mente, zum Teil mit Regenwasser vermischt, als eine stinkende
Jauche auf die Schlafstätten zweier Kardinäle, so daß zum Schutz
vor dem Unrat der eine, wie es scheint, darüher ein Stück
Leder, der andere gar ein förmliches Zeltdach anbringen
mußte. Die Zustände erinnern ja vielfach an die des Jahres
1270 in Viterbo, wo die Kardinäle durch ähnliche Zwangsmaß-
regeln, darunter auch das Abdecken des Daches, zum Abschluß
des Wahlgeschäftes gezwungen werden sollten; aber der Regen
des Himmels, der so zu ihnen eindrang, war gewiß jenem a.ndern
Regen vorzuziehen. Ist es zu verwundern, daß das Konklave
hald eine Brutstätte der schlimmsten Fieher wurde?
Mehrere Kardinäle erkrankten schwer. In irgendeiner Weise
für ihre Pflege zu sorgen, entsprach nicht den drakonischen
Zwangsabsichten des Senators; je größer ihre Leiden, desto früher
glaubte er sie mürhe zu machen. Die Kranken wurden in einem
nischenartigen Nebenraume vereinigt, der Zutritt von Arzten, die
Darreichung von Ivrankenkost und zumeist auch von warmem
Wasser untersagt, der hilfreichen Dienerschaft der Einlaß trotz
2S) Vgl. P0TTHAST II, s. 1709.