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Paul Glaue:
Sodann: wo bei Isidor der Zusammenhang seines Textes
straff und logisch aufgebaut ist, zerfälltbei Ildefons an den Parallel-
stellen dieser Zusammenhang, ja es bleiben selbst Unklarheiten
und Fehler in der Gedankenentwicklung nicht aus. Man lese
z. B. cap. 25 de baptismo bei Isidor, den hauptsächlichsten
Abschnitt unter den Kapiteln, zu denen Ildefons Entsprechendes
bietet, und man wircl zugeben, daß hier die yorliegende Frage in
aller Klarheit und schönen Ordnung prinzipiell erörtert wird. Er
setzt ein mit den alttestamentlichen Typen der christlichen Taufe.
Danach wird die Johannestaufe besprochen uncl dargelegt, daß die
Taufe Ghristi die vollkommene Taufe sei. Das wird so bewiesen,
daß von den drei Arten Taufen, die es gibt: Wassertaufe, Blut-
taufe, Bußtaufe, die Wassertaufe als die vollkommene erwiesen
wird. Das Wasser reinigt alles, die Taufe ist origo omnium grati-
arum, ihre Gaben sind Vater, Sohn und Geist. Freilich, so schreitet
der Gedankengang weiter fort, muß die Taufe auch richtig auf die
Trinität vollzogen werden. Nur eine Taufe kann es geben. Sün-
digt jemand nach der Taufe, so ist er nicht wieder zu taufen,
sondern er hat sicli der Buße zu unterwerfen. Wer ohne Taufe
stirbt, kann nicht selig werden. Daher werden auch Ivinder ge-
tauft. Die Erbsünde wird durch die Taufe wohl aufgehoben,
aber nicht der Tod. Das Becht zu taufen — damit setzt eine neue
Gedankengruppe ein -—- steht allein den Priestern d. i. den Bi-
schöfen, nur in Notfällen anderen zu. Die Häretiker — diese
Ausführung bildet clen Schluß des Kapitels ■—, die auf die Trinität
getauft sind, sind nicht wieder zu taufen; sobald sie von ihrer
Häresie lassen, wirkt ihnen die Taufe, die sie einst erhielten, nun-
rnehr das Heil.
Gewiß sind einzelne Gruppen in diesem Kapitel zu unterschei-
den, aber im ganzen herrscht eine klare Gedankenverbindung.
Ildefons dagegen beschreibt von cap. 108 an den Gang der
Taufhandlung, verfolgt also einen ganz anderen Gesichtspunkt
mit seinen Ausführungen als Isidor und fügt nun jeweils an der
betreffenden Stelle den Text Isidors in z. T. verarbeiteter Form ein.
Daß es sich so verhält, Ildefons also tatsächlich Isidor ausschreibt,
dürfte wohl zur Genüge daraus hervorgehen, daß mitunter der
Zusammenhang bei Ildefons durch die eingeschobenen Stücke
recht schlecht, steif, sogar unlogisch wird. Man beachte z. B.
einmal clen Übergang von cap. 110 zu 111 oder von cap. 111
zu 112: Ildefons übernimmt Stücke des Isidor-Textes, knüpft
Paul Glaue:
Sodann: wo bei Isidor der Zusammenhang seines Textes
straff und logisch aufgebaut ist, zerfälltbei Ildefons an den Parallel-
stellen dieser Zusammenhang, ja es bleiben selbst Unklarheiten
und Fehler in der Gedankenentwicklung nicht aus. Man lese
z. B. cap. 25 de baptismo bei Isidor, den hauptsächlichsten
Abschnitt unter den Kapiteln, zu denen Ildefons Entsprechendes
bietet, und man wircl zugeben, daß hier die yorliegende Frage in
aller Klarheit und schönen Ordnung prinzipiell erörtert wird. Er
setzt ein mit den alttestamentlichen Typen der christlichen Taufe.
Danach wird die Johannestaufe besprochen uncl dargelegt, daß die
Taufe Ghristi die vollkommene Taufe sei. Das wird so bewiesen,
daß von den drei Arten Taufen, die es gibt: Wassertaufe, Blut-
taufe, Bußtaufe, die Wassertaufe als die vollkommene erwiesen
wird. Das Wasser reinigt alles, die Taufe ist origo omnium grati-
arum, ihre Gaben sind Vater, Sohn und Geist. Freilich, so schreitet
der Gedankengang weiter fort, muß die Taufe auch richtig auf die
Trinität vollzogen werden. Nur eine Taufe kann es geben. Sün-
digt jemand nach der Taufe, so ist er nicht wieder zu taufen,
sondern er hat sicli der Buße zu unterwerfen. Wer ohne Taufe
stirbt, kann nicht selig werden. Daher werden auch Ivinder ge-
tauft. Die Erbsünde wird durch die Taufe wohl aufgehoben,
aber nicht der Tod. Das Becht zu taufen — damit setzt eine neue
Gedankengruppe ein -—- steht allein den Priestern d. i. den Bi-
schöfen, nur in Notfällen anderen zu. Die Häretiker — diese
Ausführung bildet clen Schluß des Kapitels ■—, die auf die Trinität
getauft sind, sind nicht wieder zu taufen; sobald sie von ihrer
Häresie lassen, wirkt ihnen die Taufe, die sie einst erhielten, nun-
rnehr das Heil.
Gewiß sind einzelne Gruppen in diesem Kapitel zu unterschei-
den, aber im ganzen herrscht eine klare Gedankenverbindung.
Ildefons dagegen beschreibt von cap. 108 an den Gang der
Taufhandlung, verfolgt also einen ganz anderen Gesichtspunkt
mit seinen Ausführungen als Isidor und fügt nun jeweils an der
betreffenden Stelle den Text Isidors in z. T. verarbeiteter Form ein.
Daß es sich so verhält, Ildefons also tatsächlich Isidor ausschreibt,
dürfte wohl zur Genüge daraus hervorgehen, daß mitunter der
Zusammenhang bei Ildefons durch die eingeschobenen Stücke
recht schlecht, steif, sogar unlogisch wird. Man beachte z. B.
einmal clen Übergang von cap. 110 zu 111 oder von cap. 111
zu 112: Ildefons übernimmt Stücke des Isidor-Textes, knüpft