Ein dogmatischer Arzt des vierten Jahrhunderts v. Ghr.
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fr. 20 als Oberstück mit dem Heidelberger fr. 10 zu einer und
derselben Kolumne zusammenfügen läßt 1).
Die englischen Herausgeber des P. Grenf. hatten bei dessen
geringer Ergiebigkeit nur allgemein von einem philosophical work
zu reden vermocht 2). Das erweiterte Material zeigt uns jetzt die
attisch geschriebene und anscheinend dialogisch verfaßte Arbeit
eines dogmatischen Arztes, der hier speziell Augen-
1 e i d e n behandelt.
Auf einen größeren Umfang des Gesamtwerks deutet vielleicht
schon die hohe Ziffer am Schluß von fr. 19 (s. zu dessen Zeile 41),
auf das gleiche oder mindestens auf eine umfassendere medi-
zinische Schriftstellerei des Autors überhaupt die Tatsache, daß
er zweimal (fr. 12, 18 ff. und f'r. 18, 44 f.) sich selber, d. hJ ent-
weder andere eigene Bücher oder, was wahrscheinlicher, frühere
Stellen des gegenwärtigen zitiert. Gelebt hat der Mann sicher
im vierten Jahrhundert. Das erweist als terminus post quem
Sprache und Anlage seines Opus, als terminus ante quem die in
den allerersten Anfang des dritten vorchristlichen Jahrhunderts
zu setzende Schrift des Papyrus. Um einen bedeutenden Vertreter
seines Faches wird sich’s schon deswegen handeln, weil ihn das
ptolemäische Ägypten einer so guten Buchhändlerausgabe für
wert hielt. Nach alledem dürfte der Kreis der für die Autorschaft
des Textes in Frage kommenden Feute keinesfalls groß sein.
Es sei mir gestattet, gleich zu bemerken. was ich zwar nicht
zwingend zu erhärten, aber doch wobl nach Form wie nach Inhalt
einigermaßen wahrscheinlich zu machen vermag. Ich meine, wir
haben Reste des berühmten, im Anfangsdrittel des vierten Jahr-
hunderts blühenden D i o k 1 e s von Karystos, genauer seines
Werkes ΠΑΘΟΣ AITIA ΘΕΡΑΠΕΙΑ wiedergewonnen.
Ich werde der künftigen Entscheidung nicht vorgreifen, wenn
ich im folgenden den Versuch eines Beweises meiner These mit der
h Der Unterrand von fr. 20 und der Oberrand von fr. 10 kommen nicht
zur direkten Berührung, aber daß lediglich der Zwischenraum zwischen den
zwei in Betracht kommenden Zeilen (20,12 und 10,1) ausgefallen ist, wird
durch die übereinstimmenden Formen der Bruchstellen außer Zweifel gesetzt.
Die Vereinigung beider Stücke ist durch unsre (der natürlichen Größe gegen-
über etwas verkleinerte) Tafel II illustriert, deren schwierige Herstellung
(mitderKopie des P. Rylands) dem Photographen des Archäologischen In-
stituts der Universität ITeidelberg, K. Anselm, verdankt wird.
2) Vgl. C. Haeberlin, Centralblatt für Bibliothekswesen XIV 1897
S. 276 f. Nr. 76.
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fr. 20 als Oberstück mit dem Heidelberger fr. 10 zu einer und
derselben Kolumne zusammenfügen läßt 1).
Die englischen Herausgeber des P. Grenf. hatten bei dessen
geringer Ergiebigkeit nur allgemein von einem philosophical work
zu reden vermocht 2). Das erweiterte Material zeigt uns jetzt die
attisch geschriebene und anscheinend dialogisch verfaßte Arbeit
eines dogmatischen Arztes, der hier speziell Augen-
1 e i d e n behandelt.
Auf einen größeren Umfang des Gesamtwerks deutet vielleicht
schon die hohe Ziffer am Schluß von fr. 19 (s. zu dessen Zeile 41),
auf das gleiche oder mindestens auf eine umfassendere medi-
zinische Schriftstellerei des Autors überhaupt die Tatsache, daß
er zweimal (fr. 12, 18 ff. und f'r. 18, 44 f.) sich selber, d. hJ ent-
weder andere eigene Bücher oder, was wahrscheinlicher, frühere
Stellen des gegenwärtigen zitiert. Gelebt hat der Mann sicher
im vierten Jahrhundert. Das erweist als terminus post quem
Sprache und Anlage seines Opus, als terminus ante quem die in
den allerersten Anfang des dritten vorchristlichen Jahrhunderts
zu setzende Schrift des Papyrus. Um einen bedeutenden Vertreter
seines Faches wird sich’s schon deswegen handeln, weil ihn das
ptolemäische Ägypten einer so guten Buchhändlerausgabe für
wert hielt. Nach alledem dürfte der Kreis der für die Autorschaft
des Textes in Frage kommenden Feute keinesfalls groß sein.
Es sei mir gestattet, gleich zu bemerken. was ich zwar nicht
zwingend zu erhärten, aber doch wobl nach Form wie nach Inhalt
einigermaßen wahrscheinlich zu machen vermag. Ich meine, wir
haben Reste des berühmten, im Anfangsdrittel des vierten Jahr-
hunderts blühenden D i o k 1 e s von Karystos, genauer seines
Werkes ΠΑΘΟΣ AITIA ΘΕΡΑΠΕΙΑ wiedergewonnen.
Ich werde der künftigen Entscheidung nicht vorgreifen, wenn
ich im folgenden den Versuch eines Beweises meiner These mit der
h Der Unterrand von fr. 20 und der Oberrand von fr. 10 kommen nicht
zur direkten Berührung, aber daß lediglich der Zwischenraum zwischen den
zwei in Betracht kommenden Zeilen (20,12 und 10,1) ausgefallen ist, wird
durch die übereinstimmenden Formen der Bruchstellen außer Zweifel gesetzt.
Die Vereinigung beider Stücke ist durch unsre (der natürlichen Größe gegen-
über etwas verkleinerte) Tafel II illustriert, deren schwierige Herstellung
(mitderKopie des P. Rylands) dem Photographen des Archäologischen In-
stituts der Universität ITeidelberg, K. Anselm, verdankt wird.
2) Vgl. C. Haeberlin, Centralblatt für Bibliothekswesen XIV 1897
S. 276 f. Nr. 76.