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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1913, 14. Abhandlung): Die Nachrichten über den Tod Cyprians: ein philologischer Beitrag zur Geschichte der Märtyrerliteratur — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.33057#0069
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Die Nachrichten über den Tod Gyprians.

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wirken kann, zeigt Harnack an einer späteren Stelle noch deut-
licher (S. 83): die nordafrikanische und hald auch die römische
Kirche (?) ‘haben diese „Vita“ an die Werke Gyprians herangerückt,
mit ihnen verschmolzen und mit ihnen verbreitet, als wäre sie eine
Cyprian-Schrift’. Es klingt schließlich fast, als ob Gyprian nur
dieser Vita halber mitüberliefert wäre, wenn wir lesen: ‘Man
kann auch nicht zweifeln, daß seine Schrift den Lesern er-
baulicher und wertvoller gewesen ist als jeder einzelne Traktat
Gyprians, für dessen volles Verständnis den späteren Lesern die
Voraussetzungen fehlten.’ Ich würde das nicht erwähnen, wenn
nicht die Anmerkung hieran einen mir unverständlichen, aber
für Harnacks literarhistorische These entscheidenden Schluß
fügte. Harnack bemerkt, daß er besondere Studien über die
Benutzung der Schrift nicht angestellt habe. ‘Aber die Sicher-
heit der Tatsache, daß diese Biographie typisch geworden ist,
ist niclit abhängigvon der Zahl der Zitate, bezw. der Benutzungen,
die sich nachweisen lassen; denn für die Schriften Cyprians steht
diese Tatsache fest. Innerhalb dieser Schriften aber mußte
sie als Biographie des Helden und als eindrucksvolle Darstellung
seines Geistes vor allem die Blicke auf sich ziehen.’ Das soll offen-
bar die Antwort auf die S. 33 aufgeworfene Frage bieten, ob
diese ‘älteste christliche Biographie’ einen Typus — und es kann
sich nur um einen literarischen Typus handeln — begründet
habe. Ich bedaure, diesen aprioristischen Beweis der Grund-
these des ganzen Buches ebensowenig anerkennen zu können
wie die ebenso leicht gewonnene Zeitbestimmung im Eingang,
und glaube erwiesen zu haben, daß alle seine Voraussetzungen
irrig sincl.

Soviel für jetzt über die Akten und die angebliche Biographie
Gyprians; ich hoffe, an einer anderen Stelle auf sie zurückkommen
und die weiteren literarhistorischen Schlüsse besonclers für die
Profanliteratur ziehen zu können.
 
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