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Weinreich, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1913, 5. Abhandlung): Lykische Zwölfgötterreliefs: Untersuchungen zur Geschichte des dreizehnten Gottes — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.33048#0011
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Lykische Zwölfgötter-Reliefs.

11

Reitzenstein, Poimandres S. 284 f.; v. Domaszewski,' Abh. z. röm.
Relig. S. 234 ff.), hängt doch wohl mit der Verehrung Hadrians
als des dreizehnten Gottes zusammen. Für Athen ist uns der Aus-
druck TptöKaibeKaio«; heoq nicht belegt, aber diese Würde dürfen
wir aus den genannten Spuren vielleicht erschließen. Wir können
hier, glaube ich, auch erkennen, wer die Vorbilder waren,
denen sich Hadrian in einer solchen Revorzugung der Drei-
zehn als heiliger Zahl gleichstellte oder gleichstellen ließ. Nicht
so sehr Alexander d. Gr. wird ihm als exemplum vorgeschwebt
haben (den er weniger nachahmte, als andere Kaiser es taten),
sondern eher Philipp von Makedonien und Herakles. 9 Denn wie
er sich, gleicli Philipp, zu Eleusis in die Mysterien einweihen liefi
und damit dem Reispiel des Protomysten Flerakles folgte, so er-
scheinen diese beiden auch in der Würde des TpiöKaibeKaioq heög
als seine Vorbilder. 10 Wenn wir schließlich bei Johannes Ghryso-

noch bemerken, daf3 in die Zeit zwischen dem heroisierten Miltiades als Dreizebntem
und Pbilipp von Makedonien als rpiaKatb^KaTO? heö<; der Harpagide in Lykien
gehört, der sich gegen Ende des V. Jhds. als siegreichen Heros zu den zwölf Göttern
gesellte (vgl. unten II). Ist es ein Zufall, daß die Sprache des 12zeiligen griechischen
Epigramms, das dies meldet, nicht jonisch ist, sondern attiscb, daf3 es die
'Ahrivaia TtToX.iTropho(; war, die ihm zu seinen Siegen verhalf, und daß der erste
Vers dieses Gedichts gerade jenem „simonideischen“ Epigramm entnommen ist,
das auf dem delphischen Anathem stand, welches Kimons Sieg am Eurymedon
verherrliclite ?

9 Weber, a. a. 0. 171 ff., 236, 251, 271 A. 991; Pfister, Reliquienkult im
Altertum (RGVV. V) 182 ff.

10 Der Ausdruck TpiaKaibÖKarot; fleöq ist für Iierakles nicht bezeugt, aber
tatsächlich sollte er es werden. Diodor IV, 39, 4: töv b’ ouv cHpaKÄ.ea Aöfouai
KaTaXe'föpevov ürrö tou Aiöq eiq toü<; buibeKa -&eoü<; pf] irpoaböEaa&ai Tqv Tipqv
TaÜTpv ‘ dbüvaTov y«P pv toütov KaTaXex&fjvai pri rrpÖTepov £vö<; tüjv bcubeKa
heüuv eKßX.r]&evTO<; • aTorrov oüv eTvai rrpoabe£aa-&ai Tipqv dTÖpuu &eui cpepouaav
dTipiav. Das stammt aus dem „mythographischen Handbuch“ (E. Schwartz,
PW. V, 674), aber woraus bat es das? So hübsch erzählen unsere Handbücher
nicbt; man sieht ja den ehrlichen Herakles vor sich, wie er pedantisch nach-
rechnet (was gar nicbt nötig gewesen wäre, vgl. unten S. 20) und in übergroßer
Bescheidenheit die Aufnahme ablehnt, die einen anderen Gott seine Stelle kosten
würde. Daß man ihn als Dreizehnten hinzunebmen könnte, erwägt er nicht. Man
möchte annehmen, daß dieErfindung dieser Anekdote in die Zeit fällt, wo der „drei-
zehnte Gott“ Mode wird, also wohl eine satirische Tendenz gegen den Herrscherkult
hat. Die Szenerie der vermuteten Satire war etwa derart, wie sie Lukian, deor.
conc. bei der Beratung der Götter über Neuaufnahmen in den Olymp zeichnet,
auch Senecas Apocolocyntosis (Ankunft des Claudius und Beratung über seine Auf-
nabme) kann verglicben werden. Ob in dieser an Anspielungen so reichen Satire
der 13. Gott spukt? Als Claudius herannaht (c. 5), glaubt Herakles sibi tertium
decimum laborem venisse, so ungeheuerlich sieht der neue Ankömmling zunächst
aus. Dann diligentius intuenti visus est quasi homo — aber quasi deus kann
ein Claudius wirklich nicht aussehen, aucli nicht. wenn er direkt von der Apo-
 
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