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Weinreich, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1913, 5. Abhandlung): Lykische Zwölfgötterreliefs: Untersuchungen zur Geschichte des dreizehnten Gottes — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.33048#0014
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14

Otto Weinreich:

II.

AubbeKa deou ' Aypioi -8-eoi.

Wenn wir clie Begleiter dieses Dreizehnten betrachten, clie
clurch die Inschrift als buuöeKa heoi bezeichnet werden, so haben
wir natürlich jeden Gedanken an clie sonst unter dieser Zahl
zusammengefaßten Griechengötter beiseite zu lassen. Die lykischen
öuuöeKa heoi — es sind ja lauter männhche Gestalten 10 — haben
mit den griechischen Zwölfgöttern eben nur die Zahl gemeinsam.
Sie haben auch schwerlich eine unmittelbare Beziehung zu den
öuuöeKa heoi der lykischen Harpagidenstele aus Xanthos 16, denn hier
wird offenbar an das griechische Doclekatheon angeknüpft. In clie
grofie lykische Inschrift dieser Stele ist nachträglich, aber noch im
V. Jahrhundert v. Chr., ein griechisches Gedicht eingelegt worden,
dessen erster Vers einem „simonideischen“ Epigramm entstannnt.
Der ganze Inhalt clieses Elogiums ist voll von Beziehungen auf
rein griechische Verhältnisse: weil der typische Platz für Zwölfgötter-
Altäre clie Agora ist 17, errichtet der Harpagide dies Monument
[öjuuöeKa tkoiq ayopd*; ev Kaffapüui Tejuevet. Die städtestürzende
Athena hat ilnu gehoifen, zahlreiche Akropolen zu zerstören, uncl
Zeus hat er als Dank für seinen Beistand unzählige Tropaia
errichtet. 18 Es ist gewiß kein Zufall, daß das Gedicht gerade
zwölf Verse hat; auf die metrische Gliederung in Tetraden 19,

15 Ygl. dazu die zwölf römischen Ackergötter, die auch alle männlich sind,
unten III.

16 CIG. 4269; Kaibel, EG. 768; Preger, IGM., S. 214; Hoffmann, Sylloge
330; Kalinka, Neue Jahrbiicher III, 1899, S. 678; Benndorf, Öst. Jahresh. III,
1900, S. 112f.; Kalinka, Tituli Asiae Minoris I, Nr. 44 mit vollständigen Literatur-
nachweisen, vgl. auch oben Anm. 8.

17 Chr. Petersen, Zwölfgöttersysteme, a. a. 0., S. 14f.; Benndorf, a. a. 0.
S. 114, der auch annimmt, daß die lykischen Reliefs in Gjömbe von der Agora
der antiken Siedelung stammen.

18 Bei Woelcke, Bonner Jahrbücber 120, 1911, S. 144f. „Tropaia bei
Nichtgriechen“ ist der Hinweis auf die Harpagidenstele nachzutragen.

19 Zuerst zwei Hexameter + zwei Pentameter, dann zwei Distichen, endlich
vier Hexameter. „Äufierst unregelmäßig gebaut“ (Benndorf 110) — gewiß, aber
entschieden beabsichtigt; man denkt unwillkiirlich an die Vorliebe für bunte
Mischung verschiedener Metra, die noch die späte kleinasiatisclie Sakralpoesie
zeigt. — Zu der tetradischen Komposition erinnert Boll an die lykische Heroen-
tetras der Praxidikesöhne. Ist die ursprünglich V Beachtenswert bleibt die Tat-
sache, daß die literariscbe Überlieferung vier Söhne nennt, die epigraphische
aber drei (Material bei Höfer, Roschers Lexikon III, 2924). — Auch die Sieben-
zahl spielt eine Rolle in dem Gediclit: 7 Feinde hat der tapfere Ftirst, zwar nicht
auf einen Schlag, aber an einem Tag getötet (errrä be bnXhat; KTeivev £v rnuepcu
vApKa5a<; ävbpa;, vgl. dazu Benndorf S. 115). Von 7 lykischen Kyklopen spricbt
 
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