30
Otto Weinreich:
stand. Nun wissen wir über die Verbreitung und Stellung des
Christentums in Lykien zur Zeit des III. und IV. Jhds. nicht allzu-
viel 38, aber unter dem Wenigen befindet sich ein Zeugnis, clas für
uns von größter Becleutung ist. In Arykanda, östlich von Gjömbe,
fand Hula 1893 eine Inschrift, die man für becleutsam genug hielt,
um sie keinem geringeren als Mommsen zur ersten Veröffentlichung
zu überlassen. Es handelt sich um die Petition des lykischen und
pamphylischen Volkes an die Kaiser Maximinus, Constantinus und
Licinius, die um Ausrottung der gottlosen, für die Staatsreligion
gefährlichen Christen gebeten werden. 39 Von dem lateinischen
kaiseriichen Reskript ist nur der Schlub erhalten (in Anm. 39 nicht
wiedergegeben), aber seine Ergänzung war dadurch möglich, daß
bei Eusebius, Idist. eccles. IX, 7 cler gleichartige Erlaß cler Kaiser
an die Tyrier in griechischer Übertragung vorliegt. Die Zeit der
38 Harnack, a. a. 0.' 192f. Es ist niclit unwichtig, daß der ßischof von
Olympos in Lykien, Methodios (um 300), sich als Rivalen Platons gebärdet und
durch sein Symposion der zehn Jungfrauen das platonische zu verdrängen sucht
(vgl. Geffcken, Antike Kulturkämpfe, Neue Jahrböciter 1912, S. 605); also auch
auf geistigem Gebiet herrscht dort der Kampf gegen das hellenische Heidentum.
—• Die wenigen chrisllichen Inschriften aus Lykien verzeichnet Cumont, Melanges
d’archeol. et d’hist. XV, 1895, S. 274. Eine davon (CIG. 8925 = Le Bas-Wadding-
ton 1331) enthält die häufige Forrnei ’lp'ioouc) X(piotöD v[i]kö. Es verlohnte
sich, deren verschiedene Fassungen mit den konkurrierenden heidnischen zu-
sammenzustellen (TTdvxa vikö 6 Xdpamc;. vikii f\ ’lou;. vikS t) Tüxn u. ähnl.), zu-
mal da sich aucli im Kaiserkult Entsprechendes flndet; doch würde das hier zu
weit vom Weg ab führen.
30 Mommsen, Archaeol.-epigr. Mitt. XVI, 1893, S. 93 ff.; eine etwas abweichende,
weil auf der Annahme längerer Zeilen beruhende Ergänzung gaben Benndorf-
Bormann, Archaeol.-epigr. Mitt. a. a. 0. 108, die auch Dittenberger, OGIS. 569
zugrunde legt; da ihm Mommsens zweite, 1902 erschienene Edition GIL. III,
Suppl. II, 12132 entgangen ist, die bei der kürzeren Fassung bleibt, gebe ich
diese wieder: [ToTq ouuTfipoiv] Travxöc; dvflpubrraiv £{Kou<; Kai jdvovq | [XeßaOTorc;
Kapoapoiv TaXep. Oöakep. MaOpelvuu Kai | [-—] (Konstantins Name war
vorgesehen, ist aber nicht geschrieben gewesen, iiber die Griinde vgh Mommsen)
Kai Ouakep. AiKivviavuu Aikivviuu. TTapd toü | [Aukiuuv Kai TT]a,uqpuA.uuv eflvouq
be'r|Gi<; i<ai iKeoia. vEpyok; drroJbebuuKÖTUJv t]uüv •&euüv tuuv öpoYevuuv üuüuv
cpiXav&puuTuac; | [rrdoiv, üu &eiö]TaT0i ßaoiA.eT<;, olq f] &pr|OKeia pepeAeri'iTai J [aÜTiüv
ürrep Tf)]q üpuüv tüüv -rravTa veiKUivTuuv öeoiroTÜüv [aiuuviou oui]Tr|pia<;, KaAux; e^eiv
öboKipaoapev KaTO.cpuYeiv | [rrpö<; ti]v d&a]vaTOv ßaoiAeiav Kai öerjöfivai toü<; Ttd-
Aai | [,uaviK0Ü<; Xpi]onavoüq Kai eiq beupo Tgv aÜTt]v vöoov | [biaTripoüvTdR rtOTe
Trerraüoöai Kai pi'|öeuia OKaia tivi Kai![vr) öpriOKeig] Ttjv toi<; &eoi<; öqpeiAogövqv
Trapaßaiveiv. | [Tout’ dv ei<;] epYOv acpiKoiTO, ei üuetepuu -&eiuu Kai aiuuvicu | [veü-
paTi Tr]doiv KaxaOTau] drrerpfio&ai pev Kai KeKuuAuo&ai | [fSouoia]v Tf|<; tüüv d&euuv
dTTex&ou<; ÖTr[i]Ti]öeüoeuuq, | [rrdvTaq öe t]P] tüüv ögoYevüüv ügüüv &eüüv &p)"|OKeig
oxoAdj[2eiv ürrep] Tf|<; aiuuviou Kai acp&dpTou ßaoi\eia<; ügüüv, örrep | [rrAeiOTOV
oup]cpeperv TrdoivToiq ügeTÖpoiq dv&püurroK; rrpööriAöv | öotiv. Man kann mit den
Formeln dieser Petition die Wendungen vergleichen, in denen der Verfasser der
Anm. 41 genannten Rede von seinem höchsten Herrn und dessen Feinden spricht.
Otto Weinreich:
stand. Nun wissen wir über die Verbreitung und Stellung des
Christentums in Lykien zur Zeit des III. und IV. Jhds. nicht allzu-
viel 38, aber unter dem Wenigen befindet sich ein Zeugnis, clas für
uns von größter Becleutung ist. In Arykanda, östlich von Gjömbe,
fand Hula 1893 eine Inschrift, die man für becleutsam genug hielt,
um sie keinem geringeren als Mommsen zur ersten Veröffentlichung
zu überlassen. Es handelt sich um die Petition des lykischen und
pamphylischen Volkes an die Kaiser Maximinus, Constantinus und
Licinius, die um Ausrottung der gottlosen, für die Staatsreligion
gefährlichen Christen gebeten werden. 39 Von dem lateinischen
kaiseriichen Reskript ist nur der Schlub erhalten (in Anm. 39 nicht
wiedergegeben), aber seine Ergänzung war dadurch möglich, daß
bei Eusebius, Idist. eccles. IX, 7 cler gleichartige Erlaß cler Kaiser
an die Tyrier in griechischer Übertragung vorliegt. Die Zeit der
38 Harnack, a. a. 0.' 192f. Es ist niclit unwichtig, daß der ßischof von
Olympos in Lykien, Methodios (um 300), sich als Rivalen Platons gebärdet und
durch sein Symposion der zehn Jungfrauen das platonische zu verdrängen sucht
(vgl. Geffcken, Antike Kulturkämpfe, Neue Jahrböciter 1912, S. 605); also auch
auf geistigem Gebiet herrscht dort der Kampf gegen das hellenische Heidentum.
—• Die wenigen chrisllichen Inschriften aus Lykien verzeichnet Cumont, Melanges
d’archeol. et d’hist. XV, 1895, S. 274. Eine davon (CIG. 8925 = Le Bas-Wadding-
ton 1331) enthält die häufige Forrnei ’lp'ioouc) X(piotöD v[i]kö. Es verlohnte
sich, deren verschiedene Fassungen mit den konkurrierenden heidnischen zu-
sammenzustellen (TTdvxa vikö 6 Xdpamc;. vikii f\ ’lou;. vikS t) Tüxn u. ähnl.), zu-
mal da sich aucli im Kaiserkult Entsprechendes flndet; doch würde das hier zu
weit vom Weg ab führen.
30 Mommsen, Archaeol.-epigr. Mitt. XVI, 1893, S. 93 ff.; eine etwas abweichende,
weil auf der Annahme längerer Zeilen beruhende Ergänzung gaben Benndorf-
Bormann, Archaeol.-epigr. Mitt. a. a. 0. 108, die auch Dittenberger, OGIS. 569
zugrunde legt; da ihm Mommsens zweite, 1902 erschienene Edition GIL. III,
Suppl. II, 12132 entgangen ist, die bei der kürzeren Fassung bleibt, gebe ich
diese wieder: [ToTq ouuTfipoiv] Travxöc; dvflpubrraiv £{Kou<; Kai jdvovq | [XeßaOTorc;
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Formeln dieser Petition die Wendungen vergleichen, in denen der Verfasser der
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