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Hans Driesch:
bisclien gar zu viel an Yorbestimmtheit, an ,,Harmonie“; und nicht
gerade die DESCARTische ,,veracitas“ des höchstens Wesens!
Geben wir also noch einmal den Versuch zur Rettung der
Universalteleologie auf, und begnügen wir uns, Sonderganzheiten
inmitten des Zufalles durch die Gedankenketten des Vitalismus
zu retten. Mag auch grundsätzlich die den Begriff des Mechanis-
mus zwiefacli vernichtende Universalteleologie immer noch,
wenn schon nicht spinozistisch, rettbar sein; wir wollen den Dualis-
mus von sISoc; uncl ulrj annehmen.
12. Das alles gilt zunächst nur für die Lehre vom lebenden
Einzelwesen, wie der Biologe es erforscht. Nun wollen wir aber
die Lehre von überpersönlichen Ganzheiten in Analogie
zum eigentlichen Vitalismus clenken; auch sie soll also eine Lehre
von echten Teilganzheiten inmitten des Zufalls sein.
Hier können wir nun wirklic.h nur ,,in Analogie“ denken,
das heißt, wir können auf Grund cles biologischen Vitalismus
über clie allgemeinsten Bezieliungsumstände überpersönlicher
Ganzheit einiges aussagen; aber mehr ist uns durcliaus verschlossen.
Schon im Gebiete des biologischen Vitalismus war ja die
„Entelechie“ als solche, als sich an der Materie verwirklichen
könnender Naturfaktor, durchaus unkennbar, da sie als solche nicht
raumbezeichnet ist, also -—■ ganz abgesehen von der Frage des
,,an sich“ 1 -— für uns Raumeswesen gar keine gliedhaften Soseins-
kennzeichen trägt. Immerhin konnte über ihre Mannigfaltigkeit
und deren Grad 2 aus den Ergebnissen ihres Wirkens, welches eben
ein Wirken auf die Materie ist, das in einem bestimmten materiellen
Zustand sein Ziel hat, Wichtiges ausgesagt werden, und es war
auch möglich, was schon Descartes versucht hatte, sich im ein-
zelnen Rechenschaft davon zu geben, wie wohl Mechanisch.es
und Nichtmechanisches miteinander in Wirkungsgemeinschaft
stehen könne 3.
Wo es sich aber um überpersönliche Ganzheit liandelt, da
arbeitet nicht die biologische Entelecliie an der Materie auf ein
materielles Ziel hin, sondern da arbeitet die überpersönliche Ente-
1 Also durchaus im Rahmen jener Gesamtheit von, ihres Werde-
zusammenhangs wegen, als gleichsam für sich bestehend gesetzten Gegen-
ständen, wclc.he Natur heißt. Hierzu Ordnungslehre S. 132 ff.
2 Über diese Begriffe s. meine Ordnungslehre (1912) S. 121 ff., 175 ff.
3 Ygl. rneine Philosophie des Organischen (1909) Bd. II S. 181—229;
(Engl. Ausg. 1908, II p. 178—225).
Hans Driesch:
bisclien gar zu viel an Yorbestimmtheit, an ,,Harmonie“; und nicht
gerade die DESCARTische ,,veracitas“ des höchstens Wesens!
Geben wir also noch einmal den Versuch zur Rettung der
Universalteleologie auf, und begnügen wir uns, Sonderganzheiten
inmitten des Zufalles durch die Gedankenketten des Vitalismus
zu retten. Mag auch grundsätzlich die den Begriff des Mechanis-
mus zwiefacli vernichtende Universalteleologie immer noch,
wenn schon nicht spinozistisch, rettbar sein; wir wollen den Dualis-
mus von sISoc; uncl ulrj annehmen.
12. Das alles gilt zunächst nur für die Lehre vom lebenden
Einzelwesen, wie der Biologe es erforscht. Nun wollen wir aber
die Lehre von überpersönlichen Ganzheiten in Analogie
zum eigentlichen Vitalismus clenken; auch sie soll also eine Lehre
von echten Teilganzheiten inmitten des Zufalls sein.
Hier können wir nun wirklic.h nur ,,in Analogie“ denken,
das heißt, wir können auf Grund cles biologischen Vitalismus
über clie allgemeinsten Bezieliungsumstände überpersönlicher
Ganzheit einiges aussagen; aber mehr ist uns durcliaus verschlossen.
Schon im Gebiete des biologischen Vitalismus war ja die
„Entelechie“ als solche, als sich an der Materie verwirklichen
könnender Naturfaktor, durchaus unkennbar, da sie als solche nicht
raumbezeichnet ist, also -—■ ganz abgesehen von der Frage des
,,an sich“ 1 -— für uns Raumeswesen gar keine gliedhaften Soseins-
kennzeichen trägt. Immerhin konnte über ihre Mannigfaltigkeit
und deren Grad 2 aus den Ergebnissen ihres Wirkens, welches eben
ein Wirken auf die Materie ist, das in einem bestimmten materiellen
Zustand sein Ziel hat, Wichtiges ausgesagt werden, und es war
auch möglich, was schon Descartes versucht hatte, sich im ein-
zelnen Rechenschaft davon zu geben, wie wohl Mechanisch.es
und Nichtmechanisches miteinander in Wirkungsgemeinschaft
stehen könne 3.
Wo es sich aber um überpersönliche Ganzheit liandelt, da
arbeitet nicht die biologische Entelecliie an der Materie auf ein
materielles Ziel hin, sondern da arbeitet die überpersönliche Ente-
1 Also durchaus im Rahmen jener Gesamtheit von, ihres Werde-
zusammenhangs wegen, als gleichsam für sich bestehend gesetzten Gegen-
ständen, wclc.he Natur heißt. Hierzu Ordnungslehre S. 132 ff.
2 Über diese Begriffe s. meine Ordnungslehre (1912) S. 121 ff., 175 ff.
3 Ygl. rneine Philosophie des Organischen (1909) Bd. II S. 181—229;
(Engl. Ausg. 1908, II p. 178—225).