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Friedrich Pfister:
Historiker Flavius Josephus, dessen Bericht wir unten noch
genauer besprechen werden: Alexander zieht nach Jerusalem und
opfert Jahwe.
Auch unsere Hs. C des Ps.-Kall. bietet uns die Geschichte
von Alexanders Zug nach Jerusalem (II 24 p. 82 sq. ed. Müller),
im einzelnen abweichend. Besonders wird erwähnt, daß Alexander
zu den Juden sagt: Euer Gott sei auch der meine. Damit ist die
missionierende Tätigkeit Alexanders in unserer Gründungsgeschichte
vorbereitet. Also im ersten Jahrhundert n. Chr. war die Legende
von Alexanders Besuch in Jerusalem und seinem freundlichen Ver-
hältnis zu den Juden und ihrer Religion bekannt.
Wir sehen: Unsere jüdische Gründungsgeschichte von Ale-
xandria ist in ähnlichem Sinn geschrieben wie diese Erzählung von
Alexanders Besuch in Jerusalem. Beide Berichte wollen zeigen,
daß Alexander den Juden Wohltaten erwies. Aber in unserm Text
wird dieses freundliche Verhältnis noch etwas spezialisiert und vor
allem auch auf die Judenschaft Alexandrias bezogen.
Vor allem bei Josephus selbst finden wir eine Reihe von Zeug-
nissen über diese 1, die aber, wie die Untersuchungen voiiMommsen,
Wilcken, Wellhausen, Willrich, Bludau u. a. gelehrt haben,
mit Vorsicht aufzunehmen sind: Um so lieber werden wir sie daher
mit unserm Text zusammenstellen, der ja die gleiche Eigenschaft
zeigt. So wissen wir, daß den Juden irn Osten Alexandrias ihr
eigenes Quartier angewiesen war (s. oben S. 10), wo sie ein selb-
ständiges Glied im Gemeinwesen für sich bildeten. Aber obwohl
sie auch in der Ptolemäerzeit das Bürgerrecht nicht besaßen 2,
erhoben sie — und das ist für uns wichtig — im 1. Jahrhundert
n. Chr. den Anspruch auf igottoVtsG 3, und nicht nur das: Um
diesem Anspruch den gehörigen Nachdruck zu verleihen, führte
1 Ygl. darüber vor allem irn allgemeinen: Mommsen, Röm. Gesch. Y
487ff.; Schürer, Gesch. III19ff., 40ff., 78ff.; Wellhausen, Israelit. und jüd.
Geschichte 1894, 182ff. (4. Aufl. 1901); Schlatter, Gesch. Israels von Ale-
xander d. Gr. bis Hadrian, 2. Aufl. 1906. Und im besonderen: Willrich,
Juden und Griechen vor der makkabäischen Erhebung 1895; ders. Judaica
1900; Stähelin, Der Antisemitismus des Altertums in seiner Entstehung
und Entwicklung, Progr. Winterthur 1905; Bludau, Juden und Judenverfol-
gungen im alten Alexandria 1906; Wilcken, Zum alexandrinischen Anti-
semitismus (Abhh. der sächs. Gesellsch. XXVII 23, 1909).
2 Vgl. auch Mitteis-Wilcken, Grundzüge I 2, 82.
3 S. Bludau 17f.
Friedrich Pfister:
Historiker Flavius Josephus, dessen Bericht wir unten noch
genauer besprechen werden: Alexander zieht nach Jerusalem und
opfert Jahwe.
Auch unsere Hs. C des Ps.-Kall. bietet uns die Geschichte
von Alexanders Zug nach Jerusalem (II 24 p. 82 sq. ed. Müller),
im einzelnen abweichend. Besonders wird erwähnt, daß Alexander
zu den Juden sagt: Euer Gott sei auch der meine. Damit ist die
missionierende Tätigkeit Alexanders in unserer Gründungsgeschichte
vorbereitet. Also im ersten Jahrhundert n. Chr. war die Legende
von Alexanders Besuch in Jerusalem und seinem freundlichen Ver-
hältnis zu den Juden und ihrer Religion bekannt.
Wir sehen: Unsere jüdische Gründungsgeschichte von Ale-
xandria ist in ähnlichem Sinn geschrieben wie diese Erzählung von
Alexanders Besuch in Jerusalem. Beide Berichte wollen zeigen,
daß Alexander den Juden Wohltaten erwies. Aber in unserm Text
wird dieses freundliche Verhältnis noch etwas spezialisiert und vor
allem auch auf die Judenschaft Alexandrias bezogen.
Vor allem bei Josephus selbst finden wir eine Reihe von Zeug-
nissen über diese 1, die aber, wie die Untersuchungen voiiMommsen,
Wilcken, Wellhausen, Willrich, Bludau u. a. gelehrt haben,
mit Vorsicht aufzunehmen sind: Um so lieber werden wir sie daher
mit unserm Text zusammenstellen, der ja die gleiche Eigenschaft
zeigt. So wissen wir, daß den Juden irn Osten Alexandrias ihr
eigenes Quartier angewiesen war (s. oben S. 10), wo sie ein selb-
ständiges Glied im Gemeinwesen für sich bildeten. Aber obwohl
sie auch in der Ptolemäerzeit das Bürgerrecht nicht besaßen 2,
erhoben sie — und das ist für uns wichtig — im 1. Jahrhundert
n. Chr. den Anspruch auf igottoVtsG 3, und nicht nur das: Um
diesem Anspruch den gehörigen Nachdruck zu verleihen, führte
1 Ygl. darüber vor allem irn allgemeinen: Mommsen, Röm. Gesch. Y
487ff.; Schürer, Gesch. III19ff., 40ff., 78ff.; Wellhausen, Israelit. und jüd.
Geschichte 1894, 182ff. (4. Aufl. 1901); Schlatter, Gesch. Israels von Ale-
xander d. Gr. bis Hadrian, 2. Aufl. 1906. Und im besonderen: Willrich,
Juden und Griechen vor der makkabäischen Erhebung 1895; ders. Judaica
1900; Stähelin, Der Antisemitismus des Altertums in seiner Entstehung
und Entwicklung, Progr. Winterthur 1905; Bludau, Juden und Judenverfol-
gungen im alten Alexandria 1906; Wilcken, Zum alexandrinischen Anti-
semitismus (Abhh. der sächs. Gesellsch. XXVII 23, 1909).
2 Vgl. auch Mitteis-Wilcken, Grundzüge I 2, 82.
3 S. Bludau 17f.