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Pfister, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 11. Abhandlung): Eine jüdische Gründungsgeschichte Alexandrias: mit einem Anhang über Alexanders Besuch in Jerusalem — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33314#0028
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28

Friedrich Pfister:

Die Annahme eines Zusammenhangs beider Episoden ist wohl
nicht abzuweisen. Welches das Original ist und welches die Nach-
ahmung, läßt sich unschwer entscheiden.

Die Romlegende können wir in ihrer Entwicklung genauer
verfolgen. Einige Alexanderhistoriker (ol Ss xal tocSs aveypahav bei
Arrian, anab. VII 1) überlieferten, Alexander habe beabsichtigt,
Rom zu unterwerfen, und auch sonst wurde von den Historikern
manches über das Verhältnis Alexanders zu den Römern berichtet * 1.
Aus diesem Wunsch heraus entstand die Legende, daß Alexander
in der Tat nach Italien gezogen und mit den Römern zusammen-
getroffen sei 2, wie schon die älteren Eassungen des Romans (I 29)
berichten. In der späten Fassung y wird diese Episode nun so
erzählt und ausgeschmückt, wie wir es eben gesehen haben. WAnn
nun hier in y diese Erzählung ganz anders berichtet wird wie in

I 29 und durchgehende Ähnlichkeit mit der Jerusalemepisode auf-
weist, so ist es wahrscheinlich, daß eben diese die Vorlage bot,
nach welcher die Romepisode der älteren Fassung umgeformt
wurde. Freilich muß die Jerusalemepisode noch etwas vollständiger
erzählt worden sein, als wir sie jetzt in II 24 lesen, da einige Züge
der Romepisode nur bei Josephus, Synkellos oder in Ps.-Kall.

II 43 ihre Parallele finden. Dazu kommt noch folgendes: Auch
die Fortsetzung der Romepisode nach C ist nach Analogie der
Fortsetzung des zusammengehörigen Judenstückes II 24—28 (s.
unten S. 30f.) gebildet. Denn clort heißt (p. 29 sq. adnot.): a-apap
ouv Trdkiv aTuo 'Pcog^p copgT]0£ xaTa SuogDv xal oux djv autD 6 dvh-LOTa.-
gsvop. xal 7rpoÜ7iavToioLV auTU Tidoai cd ßaoikstat. Suogcov. ... xat,
Zaßcov Ta Scopa . . . ouvTaÄdgsvop ©opouc . . . siopkFsv doixyjTOv yyjv xtZ.

auch: toütouc 8e (die Juden in Jerusalem) eyapiadjr/jv Ta ts Scopa xal zovc, st-/]-
olouc, tpopouc • oü pcrjv dAXaxalex tcov Jlspaixwv Xacpupcov -AeiaTa TOUTOt,<;£8cop7]ad[J.7)V.
•rap’ aÜT«v 8e xoapioxpaTcop avTjyopeuthQV. Von den cpopot, lesen wir wohl bei
Josephus und in II 24, aber vom xoapioxpaTcop ist in II 24 nicht die Rede, nur
in der Romepisode, dienach Analogie der Jerusalemepisodegebildet ist. Daraus
geht hervor, daß in der Hs. C das Stück II 24 nicht mehr ganz. intakt ist.
Dasselbe lehrt der oben gegebene Yergleich der Romepisode mit der Jerusalem-
episode und, für II 28, das oben S. llf. überden Arzt Philippos Gesagte. Auch
ist hierher wohl zu rechnen, daß am Schluß von II 28 bei der Verteilung der
Reiche die Erwähnung des Antiochos fehlt; s. o. S. 13.

1 Vgl. Ausfeld, Alexanderroman 134ff.; Birt, Erklärung cles Cata-
lepton 1910, 62.

2 Vgl. Zeitschr. für neutestamentl. Wissensch. XIV (1913) 218f., wo ich
noch mehr Beispiele dieser Art der Legendenbilduüg auch aus der Apostel-
tradition angeführt habe.
 
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