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Pfister, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 11. Abhandlung): Eine jüdische Gründungsgeschichte Alexandrias: mit einem Anhang über Alexanders Besuch in Jerusalem — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33314#0032
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32 Friedrich Pfister: Eine jüdische Gründungsgeschichte Alexandrias.

(Parallele zum Bad im Kydnos nach Ps.-Kall. II 8) wird Alexander
krank, und die Ägypter suchen den Arzt zu überreden, den König
zu vergiften. Der Arzt aber weigert sich, und Alexander wird
gesund. Dann belagert Alexander die Stadt der Ägypter. Auch
cliese Belagerung, die kein Gegenstück in der Ägypterepisode des
alten Romans hat, ist nach einer Erzählung des Ps.-Kall. gebildet,
nach der Schilderung der Belagerung Thebens in I 46. Beide Male
schließen sich die Gegner feige in ihrer Stadt ein. Es folgt die
Belagerung und Eroberung und sodann der Hinweis der Besiegten,
claß Alexander eigentlich ihr Landsmann sei. In Theben sagen sie,
Alexander sei Nachkomme der Semele und Alkmene, in Ägypten,
er sei Sohn des Nektanebos, des ägyptischen Königs. Diese Nekta-
neboserzählung wird dann in Anlehnung an den Eingang des alten
Romans gegeben und zum Schluß gesagt: oux Y)h7]Ze yap ’AXs-
^avSpo^ Nexxsvaßo) izcac, koyt^eahat,, akka T*tkt7r~ou p.ev, ex Tecov Ss.

Das Wesentliche an diesem Mittelstück ist also, daß Alexander
im Gegensatz zur Geschichte und im Gegensatz zur Darstellung
des alten Romans als Feind der Ägypter dargestellt ist. Wir
werden also Donath S. 8 zustimmen müssen, der in diesem Stück
das Produkt eines den Ägyptern feindlich gesinnten Autors sieht
und es einem alexandrinischen Juden zuschreibt.

Demgemäß bildet also Ps.-Kall. II 24—28 ein Stück für sich,
das von einem alexandrinischen Juclen stammt und uns etwa in
die Zeit des 1. Jahrhunderts n. Chr. führt. Verfaßt ist diese Er-
zählung nach Vorbildern, die im alten Bestand des Romans vor-
handen waren. Wer also auch nacli der Entstehungszeit der
altenFassungdes Romans frägt, worüber ja die Meinungen der
Gelehrten so sehr auseinandergehen, wird diese nachahmende
Tätigkeit berücksichtigen müssen. In dieser Erzählung erkennen
wir ein Stück der jüdischen Alexandertradition, die, wie auch die
gleichfalls im Roman überlieferte und ebenso dem Josephus be-
kannte Geschichte von Gog und Magog, in eine spätere Fassung
des Pseudo-Kallisthenes eingedrungen ist.
 
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