Über die ahurischen und daevischen Ausdrücke im Awesta.
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in ciem Zusammenhang vor, daß ein Gott, wie Miftra, Sraosa usw.,
den 'Schädel’ eines teuflischen Wesens mit einer Waffe schlägt
oder abhaut; da ist es also psychologisch besonders leicht verständ-
lich, wenn ein niedriges Wort in der Erbitterung und im Zorne
gebraucht wird. Wenn jemand auf einen Gegner recht ergrimmt
ist, dann stellen sich besonders leicht derbe Wörter ein; im Affekt
wird der ungebildete Mensch auch heute noch Ausdrücke gebrauchen,
wie ,,den Schädel einschlagen“ u. dgl.: das Wort Iiaupt wird ihm
in einem solchen Moment schwerlich auf die Zunge kommen.
7. Ebenso begreifen sicli ohne weiteres die Doppelausdrücke
näirikä- ,,die verheiratete Hausfrau“ und fahikä- ,,Weibsbild“
(daev.); denn fahl-, fahikä- muß, wie Bartholomae BB 15, 21ängst
gezeigt hat, mit ai. hasra- ,,Buhlerin, Dirne, Hure“ verknüpft
werden. Ähnlich stehen sich kainyä- ,,das ehrbare Mädchen“ und
fahikä- gegenüber: Ungläubige haben eben keine ehrbaren und
sittsamen Frauen und Töchter, sie haben nur Konkubinen und
Dirnen.
8. Ein weiterer, sehr bezeichnender Beleg für diese naive Be-
tätigung intoleranten Hasses ist der Doppelausdruck für ,,sterben“:
ein Gläubiger stirbt überhaupt nicht, er geht von hinnen, er ver-
scheidet. Das nämlich ist die eigentliche Bedeutung von para-
raeft-, das sehr wahrscheinlich zu got. galeipan ,,gehen“, ahd. lldan
,,gehen“ (trotz Feist, Et. d. got. Spr. S. 41) zu stellen ist und zweifel-
los nur ,,gehen, schreiten“ bedeutet. Es handelt sich also um den
gleichen Euphemismus, der sich in lat. abire, franz. deceder, engl.
to pass away usw. findet, vgl. auch P. Basi, Glotta 6, S. 95 f. Das
alte Yerbum aber, das mit ai. mriydte ,,stirbt“, lat. morior usw.
verwandt ist und das traurige Menschenschicksal kraß beim wirk-
lichen Namen nennt, spart man für die Teufelsanbeter auf. Auch
hier ist, wie in den anderen bis jetzt besprochenen Fällen, an eine
ursprüngliche Gebrauchsbeschränkung des daecischen Wortes auf
Tiere (vgl. nhd. krepieren, verrecken) gar keine Rede.
Vielleicht kommt für den Parsen auch das „Hinschreiten“
über die ÖinvantBrücke in Betracht; denn da ja diese Brücke
des Gerichts bei dem Nahen der Seele eines Gerechten 9 Speere
breit ist (s. Bd. 17, 7; 30, 33 und sonst), kann er gemächlich darüber
schreiten, während sie dem Gottlosen schmal erscheint, wie eines
Messers Schneide, so daß er in den liöllischen Abgrund stürzen muß.
Das ist aber jedenfalls etwas Sekundäres. Genau so verhalten sich
auch die zugehörigen Substantiva para.-iristi-(ahur.) ,,Dahinschreiten
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in ciem Zusammenhang vor, daß ein Gott, wie Miftra, Sraosa usw.,
den 'Schädel’ eines teuflischen Wesens mit einer Waffe schlägt
oder abhaut; da ist es also psychologisch besonders leicht verständ-
lich, wenn ein niedriges Wort in der Erbitterung und im Zorne
gebraucht wird. Wenn jemand auf einen Gegner recht ergrimmt
ist, dann stellen sich besonders leicht derbe Wörter ein; im Affekt
wird der ungebildete Mensch auch heute noch Ausdrücke gebrauchen,
wie ,,den Schädel einschlagen“ u. dgl.: das Wort Iiaupt wird ihm
in einem solchen Moment schwerlich auf die Zunge kommen.
7. Ebenso begreifen sicli ohne weiteres die Doppelausdrücke
näirikä- ,,die verheiratete Hausfrau“ und fahikä- ,,Weibsbild“
(daev.); denn fahl-, fahikä- muß, wie Bartholomae BB 15, 21ängst
gezeigt hat, mit ai. hasra- ,,Buhlerin, Dirne, Hure“ verknüpft
werden. Ähnlich stehen sich kainyä- ,,das ehrbare Mädchen“ und
fahikä- gegenüber: Ungläubige haben eben keine ehrbaren und
sittsamen Frauen und Töchter, sie haben nur Konkubinen und
Dirnen.
8. Ein weiterer, sehr bezeichnender Beleg für diese naive Be-
tätigung intoleranten Hasses ist der Doppelausdruck für ,,sterben“:
ein Gläubiger stirbt überhaupt nicht, er geht von hinnen, er ver-
scheidet. Das nämlich ist die eigentliche Bedeutung von para-
raeft-, das sehr wahrscheinlich zu got. galeipan ,,gehen“, ahd. lldan
,,gehen“ (trotz Feist, Et. d. got. Spr. S. 41) zu stellen ist und zweifel-
los nur ,,gehen, schreiten“ bedeutet. Es handelt sich also um den
gleichen Euphemismus, der sich in lat. abire, franz. deceder, engl.
to pass away usw. findet, vgl. auch P. Basi, Glotta 6, S. 95 f. Das
alte Yerbum aber, das mit ai. mriydte ,,stirbt“, lat. morior usw.
verwandt ist und das traurige Menschenschicksal kraß beim wirk-
lichen Namen nennt, spart man für die Teufelsanbeter auf. Auch
hier ist, wie in den anderen bis jetzt besprochenen Fällen, an eine
ursprüngliche Gebrauchsbeschränkung des daecischen Wortes auf
Tiere (vgl. nhd. krepieren, verrecken) gar keine Rede.
Vielleicht kommt für den Parsen auch das „Hinschreiten“
über die ÖinvantBrücke in Betracht; denn da ja diese Brücke
des Gerichts bei dem Nahen der Seele eines Gerechten 9 Speere
breit ist (s. Bd. 17, 7; 30, 33 und sonst), kann er gemächlich darüber
schreiten, während sie dem Gottlosen schmal erscheint, wie eines
Messers Schneide, so daß er in den liöllischen Abgrund stürzen muß.
Das ist aber jedenfalls etwas Sekundäres. Genau so verhalten sich
auch die zugehörigen Substantiva para.-iristi-(ahur.) ,,Dahinschreiten