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Güntert, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 13. Abhandlung): Über die ahurischen und daēvischen Ausdrücke im Awesta: eine semasiologische Studie — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33316#0012
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12

Hermann Güntert:

Das schließt nun keineswegs aus, daß man gelegentlich diesen
Unterschied vergißt: man wird es dann wohl verstehen können,
daß Ausdrücke, die meistens ahurischen Schöpfungen anhaften,
auch ab und zu auf daevische angewandt werden können, nämlich
deswegen, weil es die Wörter mit der allgemeinen, normalen Be-
deutung zu sein pflegen: nie aher ist es umgekehrt möglich,
daevische Sonderbezeichnungen auch auf Angehörige der guten
Welt zu übertragen. Im Laufe der Untersuchung wircl uns dieser
wichtige Unterschied immer klarer werden.

17. Nun aher kommt man doch auch einmal in die Lage, hei
MazdclhAnbetern von eiligem Laufen zu reden; was soll man dann
tun ? Da stehen weitere Synonyme zur Verfügung, nämlich tak-\
clieses Verhum besitzt eine um einige Nüancen bessere Bedeutungs-
färbung als dvar- und dram-. Denn es ist die iranische Entsprechung
von ai. takti ,,er eilt, läuft“, abg. tecetb „läuft, fließt“ und wurde
wohl ursprünglich vom fließenden Wasser gebraucht: es bezeichnete
eine gleichmäßig schnelle Bewegung, nicht ein ruckweises Bennen
uncl Hasten. Da aber hastiges Laufen stets für etwas Unsehönes
galt, wundern wir uns keineswegs, daß üz/c-, der gewöhnliche
Gegensatz von zbar-, gelegentlich auch von Teufelsanbetern gesagt
wird. Auch aes-, apers. ais -,,eilig laufen“, ,,in eilige Bewegung
setzen“ (Kausativ) besaß keinen üblen Nebensinn.

18. Ferner wird pat- zur Bezeichnung desGanges damscherWesen

benutzt: es bedeutete „fallen, fliegen“, wie ai. pdtati ,,fällt, fliegt“,
gr. TrsTofiat,, lat. peto, impetus usw. beweisen. Daß auch im Irani-
schen diese alte Bedeutung unverändert geblieben war, zeigt nicht
nur npers. uftädan „fallen“, sondern vor allem Awesta-

stellen selbst, wo das Verbum das Herabströmen cles Wassers, das
Niederfallen von Sternschnuppen und das Fliegen von Pfeilen angibt.
Besonclers gern gebraucht man es von daevischen Tieren, die ahur.
Wesen anfallen; wiclitigist auch für die üble Bedeutungsfärbung die
Verwendung des Kompositums mit ud- im Altpersischen, das im
Sinnevon „empören, sich auflelmen“ oft in der Darms-Keilinschrift
vorkommt. Denn das Zeugnis des altiranischen Nachbai’dialektes
muß stets, wenn es möglich ist, gehört werden. Ähnlich entbehrt
dvan- „fliegen“ nicht cles verächtlichen Nebensinnes; meistens wird
das Fliegen der Drug- dadurch ausgedrückt, nur Yt. 5, 61 geht es auf
Päurva-, cler in Geiergestalt ängstlich herumflattert, weil er sein Ziel
nicht erreichen kann. Auch der Anklang mag die beiden damschen
Verba dvan- und dvar- enger mit einander verbunden haben.
 
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