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Güntert, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 13. Abhandlung): Über die ahurischen und daēvischen Ausdrücke im Awesta: eine semasiologische Studie — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33316#0013
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Über die ahurischen und daevischen Ausdrücke im Awesta.

13

19. Als daevische Sonderausdrücke wurden also diejenigen
unter mehreren Synonymen gewählt, die die wenigst günstige Be-
deutungsfärbung hesaßen. Das Problem ist nun aher noch kom-
plizierter: neben dem oben behandelten Paar vaydana- (ahur.)
und kamdrdöa- (daev.) ,,Kopf“ begegnet als drittes Synonym
sarah- ,,Kopf“, das nicht spezialisiert ist; neben (ahur.) döi'&ra-
,,Auge“ und seinem (daev.) Gegensatz as- dss. gibt es ein in
dieser Beziehung neutrales Wort casman- ,,Auge“, neben (ahur.)
us- und (daev.) kardna- ,,Ohr“ findet sich das indifferente
gaosa- ,,Ohr“: es gibt also nicht nur Wörter, die als a/mrische und
daevische Sonderausdrücke trotz gleicher Bedeutung einander scharf
gegenüberstehen, sondern daneben noch dritte gemeinsame Syno-
nyme, die in ihrem Gebrauch nicht eingeschränkt sind. Um auch dies
zu verstehen, müssen wir freilich etwas weiter ausholen und uns ver-
gegenwärtigen, wie Synonyme überhaupt entstehen, und inwiefern
sie sich voneinander unterscheiden. Sind uns die daeeischen Sonder-
wörter ihrer Herkunft nach jetzt klar geworden, so gilt es nunmehr,
die Grenzen für die ausschließlich a/mrischen festzulegen. Dies
aber können wir nur, wenn wir an lebenden Sprachen, am besten
an der Muttersprac-he, beobachten, wie Synonyme sich zueinander
verhalten; die aweshschen Sonderausdrücke müssen dann in einen
größeren Zusammenhang eingeordnet werden.

III.

20. Schon seit indogermanischer Zeit gab es viele synonyme
Ausdrücke für denselben Gegenstand oder die gleiche Tätigkeit,
man vgl. partielle Gleichungen, wie z. B. ai. hasta- ,,Idand“, aw.
zastci-, apers. dasta-, gr. dyoaTO^ „flache Hand“. —• Gr. TrocXdfXY)
lat. palma ,,die fächerförmig ausgestreckte Hand mit gespreizten
Fingern“, ahd. folma-, ai. päni- ,,Hand“. — Gr. hsvap „innere
Handfläche“ : ahd. tenar „flache Hand“. —- Gr. yelp. alb. dore,
arm. fern „Hand“. — Lat. manus, gr. g,dp7j „Hand“, suflpcpyjc
„leicht zu handhaben“, aisl. mund „Hand“. —- Got. handus, nhd.
Hand zu got. frahinpan „gefangen nehmen“. —- Lit. rankd, abg.
raka „Hand“, vielleicht als „die Gekrümmte“ zu nhd. Ranke,
ags. wrencan „drehen“ (Mikkola IF 23,120). Dazu werden in jeder
Einzelsprache, ja fast in jedem Dialekt, immer neue Worte hinzu-
gebildet, z. B. im Sanskrit karä- „Hand“ zu karöti (auch „Ele-
 
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