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Güntert, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 13. Abhandlung): Über die ahurischen und daēvischen Ausdrücke im Awesta: eine semasiologische Studie — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33316#0025
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Über die ahurischen und daevischen Ausdrücke im Awesta.

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ca'&wardzangra- „Vierfüßler“ zu (ahur.) ca&ward-paitistäna-. Die
Pejorativbedeutung liegt offenbar nur in der Kompositions-
bildung selbst: um den gewünschten, verächtlichen Sinn zu er-
zielen, sagte man nicht ,,zweibeinig“ oder ,,zwei/hySfg“, sondern
,,zwei-knöchelig“. Damit wircl wieder auf das krumrne und un-
geschickte Gehen der teuflischen Wesen angespielt, vgl. den nhd.
Ausdruck ,,knöcheln“ d. h. so gehen, daß die Knöchel bei jedem
Schritte sich streifen; aucli verweise ich auf den ai. Ausdruck
prajnu- ,,säbelbeinig“, das im Awesta als frasnu- erscheint und
von den häßlichen, krumm gebogenen Beinen der Fliege gebraucht
ist (V. 7, 2). So kam zangra- zu seiner schlechten Bedeutung; zur
Doppelheit zanga- : zangra- vgl. man aosta- m. ,,Oberlippe“,
aostra- ,,Unterlippe“. Ob man diese Bildungsverschiedenheit
wirklich in dem Sinne ausgenutzt hat, daß man zanga- auf aknrische,
zangra- aber auf daevische Wesen beschränkte -—• was dann etwas
Sekundäres wäre —, läßt sich nicht sicher entscheiden, weil, wie
gesagt, zangra- selbständig im Awesta niclit vorkommt. Walir-
scheinlich ist es mir nicht, schon deshalb nicht, weil sicli zanga-
und *zangra- nicht als Gegensätze gegenüberstehen: clas Oppo-
situm von bi- und ca&ward-zangra- ist eben nicht *bizanga-, vgl.
nizonga-^Yom Fußknöchel hinab“, und ca&ward-zanga-, sondern
Zk-, bzw. ca&ward-paitistäna; clieser ahurische Ausdruck gehtklärlich
auf das sichere, feste Stehen auf den Beinen, vgl. ai. pratisthäna-
n. „fester Standpunkt, Grundlage“. Wer fest stehen will, um etwa
einen Anprall auszuhalten und nicht umgeworfen zu werden, der
muß die Füße auseinandernehmen: der, dessen Knöchel sich be-
rühren, kann unmöglich fest dastehen. So dürfte sich auch diese
Schwierigkeit lösen und die Verteilung dieser Synonyme begreiflich
werden.

38. Aw. ganti- f. „übler Geruch, Gestank“ war in seiner Be-
deutung gedrückt worden von einer Neubildung, nämlich von
baodi- „Duft, guter Geruch“. Dies gehört zum Verbum bud-
„wahrnehmen, empfinden, bemerken“, vgl. ai. bödhate „merkt“;
auch das Verbum selbst hatte bereits im Awesta neben den anderen
Bedeutungen den Sinn „riechen“ neu entwickelt, der im Neupers.

boyldan als einziger geblieben ist; die substantivische
Ableitung zu diesem Verbalstamm, baobah- bedeutet dagegen
nur „Wahrnehmung“. Wichtig scheint mir, daß die Kompositions-
bildung mit hu- sehr üblich war: hubaodi- „Wohlgeruch“, adj.
„süß duftend“, hubaoöitä- „lieblicher Duft“. Wir werclen kaum
 
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