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Güntert, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 13. Abhandlung): Über die ahurischen und daēvischen Ausdrücke im Awesta: eine semasiologische Studie — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33316#0027
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Über die ahurischen und daevischen Ausdrücke im Awesta.

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gesagt, vgl. die ähnliche ai. Bildung uroga- „Bauchgänger“ d. i.
„Schlange“. Daher fragt es sich, ob man die eigentliche Be-
deutung des Wortes noch gekannt hat.

40. Die Herkunft des altiranischen Verbums du- „sprechen“,
das als damsches Sonderwort dem alt ererhten brä- und vak-
,,sagen, sprechen“ gegenübersteht, ist nicht sicher ermittelt; cloch
liegt es nahe, es mit den Angehörigen cler iclg. etwa al&dhu- ,,schreien,
lärmen“ anzusetzenden Basis zu vereinigen, die historisch in ai.
dhüni- ,,brausend, tohend“, aisl. dynr, ags. dyn ,,Lärm, Getöse“,
aisl. dynja, ags. dynnan „lärmen“ u. a. erscheint; auch ai. dhv-
anati ,,tönt u. ä.“ gehört hierher. Wenn Bartholomaes Hinweis
auf PDsar. war-dauam ,,ich rede aus dem Schlafe“ (Air. Wb. 688)
richtig ist, woran ich nicht zweifle, dann haben wir daran eine
weitere Stütze für die schlechte Bedeutungsfärbung ,,laut, wirr
reden, stammeln, lallen“, die wir als Grundsinn dieses Verbums
ansetzen müssen 1. Entsprechend meint daoi'dri- einen „Spruch“
oder eine ,,Rede“ daevischer Wesen.

41. Auffallen könnte zunächst die Gegenüberstellung von
'&waros- fra, vom Hervorbringen und Schaffen Ahura Maz-
dähs gesagt, und von karot- -|- /ra, das das Schaffen Anra Mainyus
bezeichnet, weil beide Verba im Awesta noch die Grundbedeutung
„schneiden“ aufweisen. Wer nun aber die feinere Bedeutungs-
schattierung cler beiden Verba genau untersucht, dem kann nicht
entgehen, daß karot- „schneiden“ der unangenehmere, krassere
Ausdruck war: ftwards- wird vom Spalten eines Baumes in Bretter,
vom Abschneiden der Nägel, vom Abreißen der Pflanzen, vom
Auswerfen einer Grube, vom Gravieren, und häufig in übertragenem
Sinne angewandt; nur einmal wircl es vom Abschneiden eines Körper-
teiles bei einem tollgewordenen Hunde („der nicht recht bei Ver 1
stand ist“) gesagt. Nie also geht '&waros- auf das Schneiden mensch-
licher Gliedmaßen. Ganz anders bei kardt-\ betrachten wir seine
Belegstellen, so ergibt sich deutlich, daß dieses Wort ein unange-
nehmes Begleitgefülil gehabt haben muß. Es wird gebraucht vom
Skalpieren (V- 18, 10: „als ob er sich selber den Kopf schindete,
soweit das Haar reicht“, Air. Wb. 904; unricbtig GELnNER,
S. Preuß. AW 1903. 423), von chirurgischen Operationen cles
Arztes, vom vollstäncligen Entzweihacken menschlicher Glied-

1 Auch im Pahlawi wird, worauf mich Herr Prof. Bartholomae hin-
weist, davitan, davdstan von damschen Wesen und im Gegeüsatz zu guftan
„sprechen“ gebraucht, z. B. PYend. 1 9. 3, 6, 45, 47; s. bes. V. 19, 6 und 7.
 
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