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Hermaiin Güntert:
und „gewählt“ in Versen spricht im Gegensatz zu der plumpen,
nüchternen Prosa des eselsköpfigen Handwerkers, den sie infolge
des Zauhersaftes lieben muß, oder daß der Brahmane und der
Tschandale im altindischen Drama geradezu zwei ganz verschiedene
Sprachen reden.
50. Wie weit manaber davonentfernt war, ein willkürliches
System von akwrischen und damschen Doppelwörtern zu schaffen,
zeigt nicht nur die Anwendung mancher aÄitrischen Worte auf daev-
ische Wesen, worauf wir oben (§ 16) bereits hinwiesen, sondern auch
die Tatsache, daß das damsche Wort keineswegs inimer Anwendung
findet. Zwei Beispiele statt vieler mögen das zeigen. Yt. 10, 48
heißt es von Miftra, der zu den feindlichen Heeren kommt: adra
narg,m mi'&rödrufgm apas gavö dardzayeiti, pairi daema värayeiti,
apa gaosa taosayeiti, nöit päöa vibärayeiti ,,dann fesselt er naek
hinten die Hände der Üfh9rabelügenden Männer, reißt (ihnen) die
Augen aus, macht (ihnen) die Ohren stumpf, die Füße kann er nicht
einstemmen“. Hier wird für ,,Hand“ allein das daevische Wort
{gu-) gesetzt, dagegen wird für ,,Auge“ daeman-, nicht as-, für
,,Ohr“ gaosa-, nicht kardna-, und für ,,Fuß“ päda-, nicht zbard&a-
gesagt. Es scheint mir diese Stelle für die ganz feinen Bedeutungs-
nüancen äußerst wertvoll zu sein: Manbeachte wohl, daß für ,,Auge“
nur das indifferente daeman-, und nicht etwa döiftra-, für ,,Ohr“
ebenso gaosa-, nicht etwa us- gewählt wurde: dadurch, daß Mi&ra-
dem DragGenossen die ,,Augen“ verletzt, wird ein daeman- zu
einem as-, d. h. ein „normales“, nicht etwa besonders edles
Auge (döi&ra-), wird zu einem „unbrauchbaren“ Auge, und dieser
Sinn haftet eben an dem Worte as-; ebenso wird ein „normales“,
keineswegs besonderes Ohr, also gaosa- (und nicht us-) dadurch,
daß der Gott die Ohren verstümmelt, zu einem „schlechten,
mangelhaften“ Ohre, also zu einem kardna-.
Ähnlich lesen wir Y. 9, 28 von den Feinden: gdurvaya he päöave
zävard pairi se usi vdrdnüiöi skdnddm se manö kdrdnüiöi „von den
Füßen nimm die Stärke, seine Ohren reiße ab, zerstöre seine Denk-
kraft“. Wir sehen hier: aucli das daevische Wesen hat an und für
sichgute Füße (pad-) und treffliche Oliren“ (us-), aber dadurch, daß
dem pad- das zävar- genommen wird, wird pad- zu einem zbara&a-,
der „kräftige Fuß“ wird zur „lahmen Pfote“, und durcli das
Ausreißen der Ohren wird das scharfe Gehör (us-) vernichtet,
und das Olir wird taub, wird also ein karona-.
51. V. 29 heißt es dann: mä zbara&aeibyafratuyä, mä gavaeibya
Hermaiin Güntert:
und „gewählt“ in Versen spricht im Gegensatz zu der plumpen,
nüchternen Prosa des eselsköpfigen Handwerkers, den sie infolge
des Zauhersaftes lieben muß, oder daß der Brahmane und der
Tschandale im altindischen Drama geradezu zwei ganz verschiedene
Sprachen reden.
50. Wie weit manaber davonentfernt war, ein willkürliches
System von akwrischen und damschen Doppelwörtern zu schaffen,
zeigt nicht nur die Anwendung mancher aÄitrischen Worte auf daev-
ische Wesen, worauf wir oben (§ 16) bereits hinwiesen, sondern auch
die Tatsache, daß das damsche Wort keineswegs inimer Anwendung
findet. Zwei Beispiele statt vieler mögen das zeigen. Yt. 10, 48
heißt es von Miftra, der zu den feindlichen Heeren kommt: adra
narg,m mi'&rödrufgm apas gavö dardzayeiti, pairi daema värayeiti,
apa gaosa taosayeiti, nöit päöa vibärayeiti ,,dann fesselt er naek
hinten die Hände der Üfh9rabelügenden Männer, reißt (ihnen) die
Augen aus, macht (ihnen) die Ohren stumpf, die Füße kann er nicht
einstemmen“. Hier wird für ,,Hand“ allein das daevische Wort
{gu-) gesetzt, dagegen wird für ,,Auge“ daeman-, nicht as-, für
,,Ohr“ gaosa-, nicht kardna-, und für ,,Fuß“ päda-, nicht zbard&a-
gesagt. Es scheint mir diese Stelle für die ganz feinen Bedeutungs-
nüancen äußerst wertvoll zu sein: Manbeachte wohl, daß für ,,Auge“
nur das indifferente daeman-, und nicht etwa döiftra-, für ,,Ohr“
ebenso gaosa-, nicht etwa us- gewählt wurde: dadurch, daß Mi&ra-
dem DragGenossen die ,,Augen“ verletzt, wird ein daeman- zu
einem as-, d. h. ein „normales“, nicht etwa besonders edles
Auge (döi&ra-), wird zu einem „unbrauchbaren“ Auge, und dieser
Sinn haftet eben an dem Worte as-; ebenso wird ein „normales“,
keineswegs besonderes Ohr, also gaosa- (und nicht us-) dadurch,
daß der Gott die Ohren verstümmelt, zu einem „schlechten,
mangelhaften“ Ohre, also zu einem kardna-.
Ähnlich lesen wir Y. 9, 28 von den Feinden: gdurvaya he päöave
zävard pairi se usi vdrdnüiöi skdnddm se manö kdrdnüiöi „von den
Füßen nimm die Stärke, seine Ohren reiße ab, zerstöre seine Denk-
kraft“. Wir sehen hier: aucli das daevische Wesen hat an und für
sichgute Füße (pad-) und treffliche Oliren“ (us-), aber dadurch, daß
dem pad- das zävar- genommen wird, wird pad- zu einem zbara&a-,
der „kräftige Fuß“ wird zur „lahmen Pfote“, und durcli das
Ausreißen der Ohren wird das scharfe Gehör (us-) vernichtet,
und das Olir wird taub, wird also ein karona-.
51. V. 29 heißt es dann: mä zbara&aeibyafratuyä, mä gavaeibya