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Güntert, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 13. Abhandlung): Über die ahurischen und daēvischen Ausdrücke im Awesta: eine semasiologische Studie — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33316#0033
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Über die ahurischen und daevische'n Ausdrücke im Awesta.

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aiwitütuyä, mä zam vaenöit asibya ,,nicht mit den Füßen, niclit
mit den Händen sollst du etwas ausrichten können! Nicht mit den
Augen soll er die Erde beschauen!“ Die erflehte Rache des Gottes
hat also die edlen Körperteile in unedle verwandelt, die nur noch
in geringem Maß zu hrauchen sind.

Man wird also einräumen, daß infolge der festgestellten Be-
deutungsfärhungen sich von selhst ohne jede Gewaltsamkeit der
Gegensatz a/mrischer und haecischer Ausdrücke herausbilden mußte:
erist die notwendige Folge des A(üe5to-Stiles. Wenn es H. 2, 2 von
der Seele eines Mazdäh-Anheters heißt: asne vaydanät nishidaiti
,,in der Nähe des Hauptes hält sie sich auf“, dagegen H. 2, 20 von
der Seele eines Ungläubigen: asne kamdrdöät handvaraiti ,, in der
Nähe des Schädels rennt sie hin und her“, so ist das eine stilis-
ti sche Feinheit, aber keine „künstliche“, gewaltsame Differen-
zierung!

52. Schließlich spricht für die ganz natürliche, lediglich stili-
stisch hegründete Verteilung der Doppelausdrücke auch der Um-
stand, daß a/mrische Worte nicht nur mit hu-, sondern manchmal
sogar mit dus- komponiert im Awesta begegnen: es findet sich z. B.
nicht nur hutästa- ,,schön gebaut“, hudöiftra- „schönäugig“, hu-
paitistäna- ,,mit gutem Bein“, hupu-dra- ,,gute Söhne habend“,
hubaodi- „Wohlgeruch“, hubaoibitä- ,,Duft“, inf. x vlte ,,gut zu
gehen“, sondern sogar dus-x vard r&a- ,,schlechte Nahrung“, duziia-
„schwer zugänglich“, suhst. „Not“, duz-döi&ra- „mit dem hösen
Blick. begaht“. Niemals aher begegnet ein daevisches Wort mit hu-
komponiert! Wenn döi&ra-, das a/mrische Gegenstück von as-, die
ganz extreme Bedeutung „vorzügliches Auge“ gehabt hätte, dann
wären Bildungen, wie hudöi&ra- pleonastisch, solchewie duzdöi&ra-
aher schlechthin ebenso unmöglich wie nhd. Wendungen ein
trefflicher Klepper, stinkender Wohlgeruch, u. ä. Wir sehen also
auch aus diesem Gehrauch, daß döi&ra- nur ein gewähltes Wort
war: duzdöi&ra- ist geradeso gut mögiich, wie etwa eine nhd.
Wendung wie „mit häßlichem Antlitz (\Gesicht), hohlwangig (: Backe),
,nöde Fluren“ (:Äcker), rauhes Eiland (\Insel) u. dgl.; duzdöi&ra-
ist nicht auffallender als etwa dus-x vardnah- „übelherüchtigt“
zu x vardnah- „Ruhm, Glorie, Majestät“. Vgl. übrigens auch unsere
obige Bemerkung über amarsant- im Gegensatze zu mar- selbst (§ 8).

So hat uns die genaue Prüfung der Einzelheiten gezeigt, daß
die zunächst so seltsame, so künstlich und unnatürlich erscheinende

SitzungsbericMe der Heidelb. Akademie, phil.-bist. Kl. 1914. 13. Abh.

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