Mitteilungen aus der Freiburger Papyrussammlung I. 17
In Summa haben wir ein nach dem zweiten Buchstaben ge-
ordnetes Homerlexikon 1 * vor uns, in dem außer dem erhaltenen
Texte noch einiges andere benutzt ist, andere Lesarten oder andere
Verse. Ob diese Besonderheit auf den voralexandrinischen Text
zurückgeführt werden darf, oder ob Gedichte des Kyklos benutzt
sind, von dem wir nur eine ganz geringe Bereicherung des Lexikons
erwarten dürfen, mag dahingestellt sein; das erstere ist mir wahr-
scheinlicher, besonders nach der Art der darin zum Ausdruck
kommenden Exegese.
Die Bedeutung des Fundes beruht in seinem Verhältnis zur
Homerinterpretation der Alexandriner, denen der Papyrus
zeitlich nahesteht. Ein Schulbuch, wenig mehr als eine Generation
nach Aristarchs Tode geschrieben, liefert einen klassischen Beweis
für die Wirkung, clie dieser auf die Praxis ausgeübt hat oder auch
nicht ausgeübt hat. Das erste wird sein, zu prüfen, ob sich
Spuren unmittelbar bezeugter Aristarchischer Lehre in dem neuen
Texte finden. Ich beschränke mich dabei auf die Feststellungen
von Lehrs de Ar. stud. Hom. 3 (1882), da das, was man sonst aus
den Scholien auf ihn hat zurückführen wollen, doch eben als sein
Eigentum nicht sicher bezeugt ist. Um unser Resultat vorweg-
zunehmen, so steckt in den Scholien viel mehr Trivialinterpretation,
viel mehr aus der Schulpraxis, als man gemeinhin annimmt. Ist
auch die Masse dieser Trivialscholien nicht gerade voralexandri-
nisch, so ist es doch die Methode, an der die Schule festgehalten hat.
Die erhaltenen Glossen lassen einen direkten Vergleich mit
Aristarch nicht zu, ich verweise auf ouV/] p. 211, oupeu^ p. 151,
oupou^ p. 262, ouTaaat p. 52; das mag nur die Unvollständigkeit
unserer Überlieferung beweisen. Aber sehr beachtenswert ist,
daß Z. 3 eine Lesung Zenodots benutzt zu sein schien. Das spricht
gegen Aristarch. Das Phantasma ouvcoc; ist an sich für diesen nicht
1 Wegen der Verbindung von Glossen mit Komödienversen wurde oben
Pap. Hibeh I 5 genannt; er bietet auf dem Verso:
oC,oc, ap-/]oc,.o . .
XagTipÖp TOC 7ioXe|J.[.xd-TTE-
(^eüei, ßaivet.
vgl. Hesych: Ö^op 'Aprpc,- ox/tdSopTou TroXsgou, 6 TroXejxixop (zu B 540 u. ö.).
Also ebenfalls homerische Glossen; dann kann freilich 7reCeüei kein Lemma
sein, denn das Wort (zuerst bei Euripides) ist ganz gewöhnlich. Es klingt wie
eine Notiz zu B 745, wo das Verbum fehlt: aga tc5 ye AeovTeü^, Ö^o<; ” Ap-^oi;
sc. Tre^eüet, ßaivec, vgl. Schol. A: tö e^-?)^ xtX.
Sitzungsberichte der Heidelb. Akademie, phii.-hist. Kh 1914. 2. Abh. 2
In Summa haben wir ein nach dem zweiten Buchstaben ge-
ordnetes Homerlexikon 1 * vor uns, in dem außer dem erhaltenen
Texte noch einiges andere benutzt ist, andere Lesarten oder andere
Verse. Ob diese Besonderheit auf den voralexandrinischen Text
zurückgeführt werden darf, oder ob Gedichte des Kyklos benutzt
sind, von dem wir nur eine ganz geringe Bereicherung des Lexikons
erwarten dürfen, mag dahingestellt sein; das erstere ist mir wahr-
scheinlicher, besonders nach der Art der darin zum Ausdruck
kommenden Exegese.
Die Bedeutung des Fundes beruht in seinem Verhältnis zur
Homerinterpretation der Alexandriner, denen der Papyrus
zeitlich nahesteht. Ein Schulbuch, wenig mehr als eine Generation
nach Aristarchs Tode geschrieben, liefert einen klassischen Beweis
für die Wirkung, clie dieser auf die Praxis ausgeübt hat oder auch
nicht ausgeübt hat. Das erste wird sein, zu prüfen, ob sich
Spuren unmittelbar bezeugter Aristarchischer Lehre in dem neuen
Texte finden. Ich beschränke mich dabei auf die Feststellungen
von Lehrs de Ar. stud. Hom. 3 (1882), da das, was man sonst aus
den Scholien auf ihn hat zurückführen wollen, doch eben als sein
Eigentum nicht sicher bezeugt ist. Um unser Resultat vorweg-
zunehmen, so steckt in den Scholien viel mehr Trivialinterpretation,
viel mehr aus der Schulpraxis, als man gemeinhin annimmt. Ist
auch die Masse dieser Trivialscholien nicht gerade voralexandri-
nisch, so ist es doch die Methode, an der die Schule festgehalten hat.
Die erhaltenen Glossen lassen einen direkten Vergleich mit
Aristarch nicht zu, ich verweise auf ouV/] p. 211, oupeu^ p. 151,
oupou^ p. 262, ouTaaat p. 52; das mag nur die Unvollständigkeit
unserer Überlieferung beweisen. Aber sehr beachtenswert ist,
daß Z. 3 eine Lesung Zenodots benutzt zu sein schien. Das spricht
gegen Aristarch. Das Phantasma ouvcoc; ist an sich für diesen nicht
1 Wegen der Verbindung von Glossen mit Komödienversen wurde oben
Pap. Hibeh I 5 genannt; er bietet auf dem Verso:
oC,oc, ap-/]oc,.o . .
XagTipÖp TOC 7ioXe|J.[.xd-TTE-
(^eüei, ßaivet.
vgl. Hesych: Ö^op 'Aprpc,- ox/tdSopTou TroXsgou, 6 TroXejxixop (zu B 540 u. ö.).
Also ebenfalls homerische Glossen; dann kann freilich 7reCeüei kein Lemma
sein, denn das Wort (zuerst bei Euripides) ist ganz gewöhnlich. Es klingt wie
eine Notiz zu B 745, wo das Verbum fehlt: aga tc5 ye AeovTeü^, Ö^o<; ” Ap-^oi;
sc. Tre^eüet, ßaivec, vgl. Schol. A: tö e^-?)^ xtX.
Sitzungsberichte der Heidelb. Akademie, phii.-hist. Kh 1914. 2. Abh. 2