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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Aly, Wolfgang [Bearb.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 2. Abhandlung): Mitteilungen aus der Freiburger Papyrussammlung: 1. Literarische Stücke — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33295#0024
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Mitteilungen aus der Freiburger Papyrussammlung I.

entscheiden. Das Wiederkehren der gleichen Stücke in heiden Teilen
cler Liste rät zu arcum. Es wird aber wohl kaum ein Schießzeug
gemeint sein, sondern ein bogenförmiger Gegenstand. corniculavon
Siiber werden als militärisches Ehrenzeichen öfter erwähnt, so von
Livius 10,44,5. collare ist ein Hundehalsband ex corio jirmo cum cla-
vulis capitatis, wie esVarro d. r. r. 2,9,15 beschreibt, für Menschen
ist es selten bezeugt, s. Blümner, Privataltertümer S. 263,12.
Gallische Kämme kannten wir bisher noch nicht, die Gallierköpfe
machen gerade keinen sehr gekämmten Eindruck, also wolil
gallische Arbeit. Schon Fr. Drexel hat in den Alexan-
drinischen Silbergefäßen der Ivaiserzeit (Bonn. Jahrb. 118, S. 176ff.)
darauf hingewiesen, daß etwa seit dem Jahre 100 die Gallische
Toreutik die Aiexandrinische in Silbersachen ablöst. Wir haben
hier den ersten Beleg, und insofern ist er nicht unwichtig, daß
gallische Arbeit, vermutlich Kämme aus getriebenem Silber, sogar in
Aegypten selbst eingedrungen ist. Das Gleiche deutet schon Ruben-
sohn in seiner Publikation der Ilildesheimer Gipsmodelle an.
Sicher etwas Feineres sind die nachher genanntenAlexandrinischen
Kämme. clusura, bisher nur GIL 2,3386, lst das Schloß einer
Halskette, vielleicht wie bei bayrischen Filigranarbeiten das
Haüptstück der Ivette. Z. 10 wird capidem zu ergänzen sein, ein
Trinkbecher, s. Blümner a. a. 0. S. 406, 14 f. Bei b- ist man
versucht, an bucinum ,die Meerschnecke‘ oder etwas ähnlich
geformtes zu denken. Neu sind dann nur noch clustra, ein
Schloß, oft mit clavis verbunden, und lumbarium, sonst lumbare,
ein Lendenschurz, s. corp. gloss. V 174,43, nach der Umgebung,
in der es steht, wohl auch keine gewöhnliclie Badehose; die
Glossen übersetzen TispPWga (II 402, 44), man könnte auch an
TisptaxsklSsp denken, s. J. v. Müllers Handbuch IV 1, 2 2 S. 112.

Nicht besonders überraschend sind die durchweg vulgärem
Formen, clustra statt claustra, cornicla, collarea u. a. m.

Das Stück beansprucht deshalb ein besonderes Interesse, weil
es, meiner Kenntnis nach wenigstens, isoliert dastelit. Zu ver-
gleichen ist nur das ,,Inventar eines römischen Silberschatzes“
BGU III 781, über das zuletzt U. Wilcken im Archiv f. Pap.
Forsch. VI S. 302 gesprochen hat, vgl. auch W. Schubart,
Gold- und Silberarbeiten in griech. Papyrusurkunden in ,,Ägypt.
Goldschmiedearbeiten“, Berlin 1910. Die zahlreichen Latinismen 1

1 -psßeTout;, apYsvTccpio?; manche Stücke sincl nach Modellen aus

der Offizin des Aebutius Rufus gemacht.
 
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