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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]; Aly, Wolfgang [Oth.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 2. Abhandlung): Mitteilungen aus der Freiburger Papyrussammlung: 1. Literarische Stücke — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33295#0048
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48 Mitteilungen aus der Freiburger Papyrussammlung I.

Jener Verhandlungsbericht erinnert endlich ganz auffallend an
diejenigen Märtyrerakten, die mit die ältesten von allen sind,
an gewisse Partien der Evangelien. Auch dort wird viel in
direkter Rede verhandelt, die sich nicht nur als Wieder-
gabe der Wirklichkeit gibt, sondern tatsächlich die Wirklich-
keit lebendig und frisch nachahmt. Ja, man kann sogar in
gewissem Sinne den Bericht des Urevangeliums ein echtes Proto-
koll nennen. Ist es Zufall, daß diese Berichte seit der Mitte des
ersten Jahrhunderts entstanden sind, also in der Zeit, in der wir
Philostrats Neron entstehen sehen? Aus unliterarischen, sozial
tiefstehenden Schichten erhebt sich die Form des historischen
Dialogs und wird zeitweilig von Meisterhand zu reizvollen Miniatur-
kompositionen geformt. Genau so war die kynische 1 Diatribe
Ende des vierten Jahrhunderts von der Gasse gekommen und hatte
sich eine literarische Stellung erobert. Wir können nicht sagen,
wie viel in den betrachteten Ersclieinungen des ersten und zweiten
Jahrhunderts Imitation, wie viel Wiederholung auf Grund ähn-
Jicher Voraussetzungen ist, und müssen-, üm zum Schluß zu unsern
Alexanderdialogen 2 zurückzukehren, auf eine genaue zeitliche
Ansetzung verzichten. Am nächsten komrnt vielleicht der Wahr-

1 Kynische Elemente in den heidnischen Märtyrerakten erkennt
Rostowzeyv bei Wilcken S. 825 A und 826 A.

2 Einiges lehrt noch der Wortschatz. Beachtenswert ist vor allem
■O-eofxrjTcop, zum erstenmal bei einem heidnischen Schriftsteller, ein neuer Be-
weis, wie wenig das Christentum neu erfunden hat. Daß das Wort bis in
frühhellenistische Zeit zurückreicht, wage ich nicht zu behaupten, obgleich
das 3. Jahrh. v. Chr. schöpferischer gewesen ist als das 2. Jahrh. n. Chr.

Wenn wir daneben eine Anzahl Worte finden, die sich erst bei Plutarch
belegen lassen, so gilt für diese dasselbe, daß nämlich nicht erst Plutarch
den Euripides — darauf kommt es im Grunde hinaus — für die Prosa frucht-
bar gemacht hat. Als unmittelbare Folge der tiefgreifenden Wirkung der
Tragödie des 4. Jahrh., die von Euripides lebt, wäre es leichter begreiflich.
Gute Beispiele für diese Beziehungen bietet meine Sammlung der Bildungen
aus —co7rog Glotta 5, S. 69 ff. Hier kommen in Betracht: üelot-c)!;, eüyeveia
in übertragener Bedeutung, eüyvcogoaüvT), wobei aber zu bemerken ist, daß
dies sporadisch schon einmal bei Aischines g. Ivtes. 170 auftritt und mittler-
weile auch nicht verschwunden sein wird. Auch einen Gedanken, der in a I 7 f.
wiederkehrt, bietet Plut. Al. 1: outs . . . oute tccü; e-tcpavsaTccTan; npix^Eai
—avTco^ sveaTi Srjkcoait; d p e t t) c, t] xaxiccc;, dkkd . . . Vom Attizismus ist. der
Verfasser niclrt berührt, wie das Nebeneinander von xrjpuaay) und üappcov
zeigt, uncl so führen andere Spuren zu Diodor hinüber, vgl. besonders 18, 28ff.,
dessen Stil wesentlich auf dem seinerQuelle, in diesemFalle der hellenistischen
Koine beruht, so etwa 1, 4, 7 uposßlßa^e tt)v r)y £[ jl0v^ av ( v?k a D 5), während
 
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