70
Mitteilungen aus der Freiburger Papyrussammlung I.
Anhang.
Das makedonisch-ägyptische Doppeldatum Nr. 7, Z. 13.
Das bisher noch ungelöste Problem 1 des makedonischen Mond-
kalenders, das dadurch seinen eigenen Reiz erhält, weil er unter
den griechischen Mondkalendern der einzige ist, der an der Hand
eines zuverlässigen Kanons geprüft werden kann, wird durch
unser neues Doppeldatum seiner Lösung wiederum einen Schritt
näher geführt. Und da wir es im Ptolemäerreich mit einer gut-
geordneten Regierung zu tun haben, so wird unser Resultat
zugleich ein Reitrag zur Beantwortung der Frage sein, wie groß
die Zuverlässigkeit und Regelmäßigkeit eines antiken Mond-
kalenders überhaupt gewesen ist.
Was wir bisher wußten, ist ungefähr das: Das makedonische
Jahr hat bald zuviel, bald zu wenigTage. Eine Regei ist nicht zu
erkennen. Nicht einmal das Maß des vollen Mondmonats scheint
bei der Schaltung berücksichtigt worden zu sein. Daraus würde
unmittelbar folgen, daß der Kalender ebensowenig nach dem
Monde gehen konnte, wie der so viel verspottete römische Kalender
alten Stils.
Als Alexander am Abend des 28. Daisios (VIII) = 13. Juni
starb, war der neue Mond bestenfalls am Abend des 12. in Alexan-
dreia zu sehen; Neumond VI 10,38 nach Ginzel, Handbuch der
mathemat. technischen Glironoiogie I Tafel der Neumonde. Der
theoretische Monatserste hätte der 13. Juni sein müssen; es war,
wenn wir den Daisios zu 29 Tagen rechnen, der 15. Die dadurch
nachgewiesene Differenz ist so unbedeutend, daß sie selbst in einem
gutgeführten Mondkalender nicht besonders auffällt. Wir kommen
damit auf ein Neujahr 1. Dios (I) = 22. Oktober 324. Bei dem
unvermeidlichen Schwanken des Mondneujahrs um + 14 Tage,
und da wir nicht wissen, in welchem Jahre der Periode wir uns
befinden, dürfen wir die makedonischen Neujahre jener Zeit zwischen
23. September und 20. November ansetzen. Dem entsprechen
folgende Gleichungen aus den folgenden 70 Jahren: P. Hibeh 84a
ist im Jahre 300/299 (Ptolemaios I 5) der Monat Dios genannt,
wo P. Hibeh 86 aus dem Jahre 262/1 (Philadelphos 24) der Mesori
(23. September—-22. Oktober) genannt ist. Eine Gleichung aus
1 Zuletzt behandelt von Grenfell und Hunt, The Hibeh Papyri I,
1906, Appendix I.
Mitteilungen aus der Freiburger Papyrussammlung I.
Anhang.
Das makedonisch-ägyptische Doppeldatum Nr. 7, Z. 13.
Das bisher noch ungelöste Problem 1 des makedonischen Mond-
kalenders, das dadurch seinen eigenen Reiz erhält, weil er unter
den griechischen Mondkalendern der einzige ist, der an der Hand
eines zuverlässigen Kanons geprüft werden kann, wird durch
unser neues Doppeldatum seiner Lösung wiederum einen Schritt
näher geführt. Und da wir es im Ptolemäerreich mit einer gut-
geordneten Regierung zu tun haben, so wird unser Resultat
zugleich ein Reitrag zur Beantwortung der Frage sein, wie groß
die Zuverlässigkeit und Regelmäßigkeit eines antiken Mond-
kalenders überhaupt gewesen ist.
Was wir bisher wußten, ist ungefähr das: Das makedonische
Jahr hat bald zuviel, bald zu wenigTage. Eine Regei ist nicht zu
erkennen. Nicht einmal das Maß des vollen Mondmonats scheint
bei der Schaltung berücksichtigt worden zu sein. Daraus würde
unmittelbar folgen, daß der Kalender ebensowenig nach dem
Monde gehen konnte, wie der so viel verspottete römische Kalender
alten Stils.
Als Alexander am Abend des 28. Daisios (VIII) = 13. Juni
starb, war der neue Mond bestenfalls am Abend des 12. in Alexan-
dreia zu sehen; Neumond VI 10,38 nach Ginzel, Handbuch der
mathemat. technischen Glironoiogie I Tafel der Neumonde. Der
theoretische Monatserste hätte der 13. Juni sein müssen; es war,
wenn wir den Daisios zu 29 Tagen rechnen, der 15. Die dadurch
nachgewiesene Differenz ist so unbedeutend, daß sie selbst in einem
gutgeführten Mondkalender nicht besonders auffällt. Wir kommen
damit auf ein Neujahr 1. Dios (I) = 22. Oktober 324. Bei dem
unvermeidlichen Schwanken des Mondneujahrs um + 14 Tage,
und da wir nicht wissen, in welchem Jahre der Periode wir uns
befinden, dürfen wir die makedonischen Neujahre jener Zeit zwischen
23. September und 20. November ansetzen. Dem entsprechen
folgende Gleichungen aus den folgenden 70 Jahren: P. Hibeh 84a
ist im Jahre 300/299 (Ptolemaios I 5) der Monat Dios genannt,
wo P. Hibeh 86 aus dem Jahre 262/1 (Philadelphos 24) der Mesori
(23. September—-22. Oktober) genannt ist. Eine Gleichung aus
1 Zuletzt behandelt von Grenfell und Hunt, The Hibeh Papyri I,
1906, Appendix I.