Metadaten

Stoeckius, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 7. Abhandlung): Ottaviano Cesare: ein Rechtsstreit zwischen Gesellschaft Jesu und Elternhaus — Heidelberg, 1914

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.33310#0005
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Ottaviano Cesare.

5

nicht, um die Fühlung mit dem Elternhause zu sichern. Viel-
mehr dauerten die Differenzen fort. Es mögen noch andere Ver-
wicklungen vorgekommen sein, ähnlich denen des weiter zurück-
liegenden Falles von Lucius Crucius 12), in dem ein kaum
dem Elternhause entwachsener Jüngling im Widerstreit mit
diesem einen mächtigen Trieb zum Eintritt in den Orden zeigte.
Aber nirgends wird uns ein so genaues Bild gezeichnet, wie in der
Angelegenheit eines jungen Neapolitaners, Ottaviano Cesare, die
durch eine Fülle von Urkunden erhellt wird. Dieser Fall ist von
um so größerem Interesse, als Ignatius gerade an diesem Beispiele
seine Grundsätze bis zu clen äußersten Konsequenzen durchzu-
kämpfen im Sinne hatte. Er besaß claher für ihn „prinzipielle
Wichtigkeit“ 13) uncl besitzt sie auch für uns.

I.

Der Jüngling, dessen Person im Mittelpunkt unserer Dar-
stellung stelit, Ottaviano Cesare 14), war eben 15 Jahre alt,
als er i. J. 1553 in den Jesuitenorden eintrat 15). Er war das dritte
Kind seiner Eltern 16). Sein Vater Nikolaus Peter Caesar war
Sekretär am Hofe des Herzogs von Monte Leone, Hektor Pigna-
telli 17). Die Herkunft seiner Mutter, die diesen Sohn besonders
zärtlich liehte 18), wird niemals in den vorliegenden Akten jesu-
itischer Provenienz berührt. Außer der Kenntnis der lateinischen
und griechischen Sprache besaß der Jüngling rednerisches Talent,
das er später in Gegenwart des Vizekönigs von Sizilien, Jo-
hannes de Vega, wiederholt an den Tag legte 19). Wie es zu
seiner Berufung in den Orden der Gesellschaft Jesü kam, soll
in kurzen Zügen, namentlich auf Grund seines eigenen aus-
führlichen Lebensabrisses vom 29. September 1554, der nach eid-
licher Versicherung die reine und schlichte Wahrheit offenbaren

12) Polanco, Chron., s. J. II, n. 30, p. 16. — Mon. Ign., I: Epp. et
instr., II, n. 875, p. 543; n. 919, p. 578; n. 948, p. 597; n. 958, p. 603 u. a. a.
O.; III, n. 1147, p. 19; n. 1149, p. 20; n. 1169, p. 31; n. 1535, p. 294; n. 1867,
p. 523; n. 1957, p. 580 u. a. a. O. —- 13) Eberhard Gothein, Ignatius von
Loyola und die Gegenreformation. Halle 1895, p. 413. •— 14) Sein Name
wird verschieden geschrieben, cf. Polanco, Chron., s. J. III, p. 190, A. 1.
-— 15) Mon. Ign., I: Epp. et instr., VII, n. 4881 bis, p. 674. — 16) Epp. mixt.,
III, n. 582, p. 241. — 17) Mon. Ign., I: Epp. et instr., V, p. 326, A. 2;
p. 166, A. 2. ■—- 18) Polanco, Chron., s. J., III, n. 401, p. 190. — 19) Mon.
Ign., I: Epp. et instr., VII, n. 4881 bis, p. 674; Polanco, Chron., s. J. IV,
n. 471, p. 212.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften