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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 8. Abhandlung): Des Athanasius Werk über das Leben des Antonius: ein philologischer Beitrag zur Geschichte des Mönchtums — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33311#0039
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Des Athanasius Werk über das Leben des Antonius.

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II 135,1) diese Erzälilungen benutzte, um zu erweisen, daß ohne
jede literarische Einwirkung die gleichen Bedingungen in verschie-
denen Zeiten und Völkern die gleichen Erzählungen schaffen, so
habe ich schon in den Hellenistischen Wundererzählungen (S. 82 A. 2)
hiergegen Einspruch erhoben: 'von der Bärin des Pythagoras zu
der Hyäne des Macarius und von dieser zu dem Wolf, den Franz
von Assisi bekehrt, führt in der Tat auch eine literarische Ent-
wicklungsreihe.’ Den Nachweis konnte ich damals niclit voll führen;
ich denke, daß er jetzt erbracht ist: die Einwirkung der pytha-
goreischen Literatur auf einen Teil der frühesten Mönchserzählungen
ist erwiesen. Sie ist es natürlich nicht durch diesen in dem βίος
’Αντωνίου nur nebensächlichen Einzelzug, sondern, wie ich noch-
mals betone, durch die große Entlehnung in cap. 14. Gegen den
Nachweis, den ich dort zu erbringen versucht habe, bitte ich die
Polemik zu wenden. Losgelöst von ihm würden die einzelnen
Ausführungen nicht entscheidende Kraft haben. Mögen sie also
neben ihm einstweilen als überflüssig gelten.

Ich selbst wende mich dazu, für die befremdliche Tatsache
eine Erklärung zu suchen. Eine Anzahl trefflicher lexikalischer
Bemerkungen Holls, die ich selbst nur ein wenig umbiegen und
erweitern möchte, bieten dazu den besten Anhalt.

II.

Von den engeren Schülern des Pythagoras berichtet Jamblich
aus Apollonius § 29: ού μόνον ύπ’αύτοΰ κεκι,νημένους είς τήν φιλο-
σοφίαν ής μετεδίδου, άλλά καί τό λεγόμενον κοινοβίους,
καΤώς προσέταξε, γενομένους. Die Erklärung gibt der aus derselben
Quelle stammende Abschnitt § 81: τών μέν ούν ΠυΑαγορείων κοι,νήν
εΐναι τήν ούσίαν διέταξε καί τήν σ υ μ β ί ω σ ι ν άμα διά παντός τοΰ
χρόνου δί,ατελεΐν. Das Adjektivum κοινόβιος muß ein fester Terminus
geworden sein (vgl. τό λεγόμενον). Adjektivisch erscheint es auch
noch in der berühmten Stelle des Hieronymus über die Unter-
schiede im ägyptischen Mönchtum ep. 22, 34: tria sunt in
Aegypto genera monachorum, unum c o e n o h i u m * 1, quod illi

mit Recht berühmt gewordenen Erzählung von der dankbaren Hyäne, deren
blindgeborene Junge derselbe Macarius aus Mitleid geheilt hat.

1 So alle maßgebenden und alten Handschriften, coenobitae eine Berliner
des XII. Jahrhunderts und jüngere. Bei der Erörterung heißt es dann § 35:
veniamus ad eos, qui plures sunt et in commune habitant, id est quos vocari
 
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