Zur Lehre von der Induktion.
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nach geredet werden wird. Da ist Klasseninduktion von außer-
ordentlicher Bedeutung; ja von einer solchen Bedeutnng, daß
gerade diese Art des lnduzierens, wovon wir schon am Eingang
geredethaben, ohne nähere Prüfung als Grund-
methode der sogenannten Naturwissenschaften angesehen zu wer-
den pflegt:
Da sind vieie g^efcAe Fd^e, welche nun aber — (davon wird
aisbald geredet werden) — keine bloßen Erlebtheitsfälle sondern
Naturdinghaftigkeitsfälle oder Naturgeschehensfäile sind. Jeder
Fall ist zunächst nur er selbst. Aber könnte ich nicht aus den
,,vielen Fällen" ein ,,alle Fälle" machen und alsdann das ,,alle
Fälle" durch de/t ^egrf// ersetzen ? Da wäre das Denken wieder
ganz bei sich zu Hause, im Bereich des rein Setzungshaften. Alle
Schwäne, die ich sah, und es waren sehr viele, waren weiß; alle
Körper, die ich kenne, und es sind sehr viele, dehnen sich bei Er-
wärmung aus. Darf ich nicht ,,alle" Schwäne weiß, ,,alle" Kör-
per durch Erwärmung ausdehnbar sein lassen? Ich tue es; ich
setze die Begriffe ,,der Schwan, zu dessen Merkmalen weiß gehört",
,,der Körper, zu dessen Merkmalen Ausdehnbarkeit durch Wärme
gehört". So bin ich dann fertig, bin wieder im rein Logischen
und — habe mich gründlich ,,geirrt", denn ,,es gibt" schwarze
Schwäne und Körper mit negativem Ausdehnungskoeffizienten.
Hier haben wir das Wesen der Klasseninduktion und zugleich
schon Bedenken gegen sie, die übrigens auch die Erfindungsinduk-
tion betreffen können. Lassen wir die Bedenken einstweilen bei-
seite, so erhellt, daß unser obengenanntes Beispiel vom ,,Säu.ge-
tier Walfisch" unzweifelhaft eine Klasseninduktion und zwar
eine ,,ricbtige" Klasseninduktion darstellt. Damit aber ist die
bisher verschobene Antwort gegeben auf die Frage, inwiefern denn
jene induzierte Setzung irgend etwas ,,erkläre". Sie tut das ganz
und gar nicht dadurch, daß sie, wie das bei der Ableitung der
KEPLERSchen Gesetze aus dem Satze NEWTONS der Fall ist, vom er-
findungshaft-induktiv gewonnenen unentwickelten entwickelbaren
Aligemeinen durch (logisch-mathematische) Entwicklung zum
Besonderen übergeht. Sie tut es vielmehr lediglich in dem Sinne,
daß sie zu sagen erlaubtL Hier habe ich einen wohlbewährten
AJu^e^begriff (,,das Säugetier Walfisch"); da sehe ich ein fisch-
^ Hierdurch glaube ich meine Darstellung der Sachlage auf Seite 68—-72
meiner OrJnMHgsJe/u-e, soweit das ,,WaIfisch"-Beispiel in Frage kommt, zu
verbessern.
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nach geredet werden wird. Da ist Klasseninduktion von außer-
ordentlicher Bedeutung; ja von einer solchen Bedeutnng, daß
gerade diese Art des lnduzierens, wovon wir schon am Eingang
geredethaben, ohne nähere Prüfung als Grund-
methode der sogenannten Naturwissenschaften angesehen zu wer-
den pflegt:
Da sind vieie g^efcAe Fd^e, welche nun aber — (davon wird
aisbald geredet werden) — keine bloßen Erlebtheitsfälle sondern
Naturdinghaftigkeitsfälle oder Naturgeschehensfäile sind. Jeder
Fall ist zunächst nur er selbst. Aber könnte ich nicht aus den
,,vielen Fällen" ein ,,alle Fälle" machen und alsdann das ,,alle
Fälle" durch de/t ^egrf// ersetzen ? Da wäre das Denken wieder
ganz bei sich zu Hause, im Bereich des rein Setzungshaften. Alle
Schwäne, die ich sah, und es waren sehr viele, waren weiß; alle
Körper, die ich kenne, und es sind sehr viele, dehnen sich bei Er-
wärmung aus. Darf ich nicht ,,alle" Schwäne weiß, ,,alle" Kör-
per durch Erwärmung ausdehnbar sein lassen? Ich tue es; ich
setze die Begriffe ,,der Schwan, zu dessen Merkmalen weiß gehört",
,,der Körper, zu dessen Merkmalen Ausdehnbarkeit durch Wärme
gehört". So bin ich dann fertig, bin wieder im rein Logischen
und — habe mich gründlich ,,geirrt", denn ,,es gibt" schwarze
Schwäne und Körper mit negativem Ausdehnungskoeffizienten.
Hier haben wir das Wesen der Klasseninduktion und zugleich
schon Bedenken gegen sie, die übrigens auch die Erfindungsinduk-
tion betreffen können. Lassen wir die Bedenken einstweilen bei-
seite, so erhellt, daß unser obengenanntes Beispiel vom ,,Säu.ge-
tier Walfisch" unzweifelhaft eine Klasseninduktion und zwar
eine ,,ricbtige" Klasseninduktion darstellt. Damit aber ist die
bisher verschobene Antwort gegeben auf die Frage, inwiefern denn
jene induzierte Setzung irgend etwas ,,erkläre". Sie tut das ganz
und gar nicht dadurch, daß sie, wie das bei der Ableitung der
KEPLERSchen Gesetze aus dem Satze NEWTONS der Fall ist, vom er-
findungshaft-induktiv gewonnenen unentwickelten entwickelbaren
Aligemeinen durch (logisch-mathematische) Entwicklung zum
Besonderen übergeht. Sie tut es vielmehr lediglich in dem Sinne,
daß sie zu sagen erlaubtL Hier habe ich einen wohlbewährten
AJu^e^begriff (,,das Säugetier Walfisch"); da sehe ich ein fisch-
^ Hierdurch glaube ich meine Darstellung der Sachlage auf Seite 68—-72
meiner OrJnMHgsJe/u-e, soweit das ,,WaIfisch"-Beispiel in Frage kommt, zu
verbessern.