Metadaten

Saxl, Fritz [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1915, 6.7. Abhandlung): Verzeichnis astrologischer und mythologischer illustrierter Handschriften des lateinischen Mittelalters: [1] In römischen Bibliotheken — Heidelberg, 1915

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34065#0127
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Bemerkungen zu den Tafeln.

109

Abb. 16—18. Der klassische Orion-Typus, den der Reg. 123 bewahrt
hat, ist im Orient mißverstanden worden, wie der Vergleich etwa mit der
Darstellung aus dem Kazwini Vindob. Flügel 1437 Mixt. 331 zeigt (Abb. XVII).
Über Spanien erfolgt dann die Rückwanderung nach Europa, siehe z. B. die
Orion-Darstellung (Abb. XVIII) im Lapidario del Rey Alfonso X (Ed.
Madrid 1883). Mit den aifonsinischen Werken — wie der Vat. 8174 lehrt —
und anderen kommen diese Typen dann nach Italien. Und auch hier bleibt
die Entwicklung nicht stehen: der Kopist des Vat. 3121 (Abb. 18) deutet
den ihm unverständlichen Rest antiker Tradition, ich meine das über den


Abb. XV. Eridanus-Darstellüng auf dem Globus Farnese.
rechten Arm fallende Gewand, rationalistisch um und macht ein Doppeiband
daraus, weiches der Orion zü haiten bekommt.
Abb. 19, 20, 21. Der Okzident hat für den Eridanus fast durchwegs
die Fiußgott-Darsteliung der Antike übernommen, dagegen hat der Orient
— soviel dem Verf. bekannt ist — durchwegs das wissenschaftiichere
Kvov -oTK^ofo des Arat bewahrt (vergi. die untere Darsteiiung auf Abb. XVII;
ausnahmsweise findet sich dieses im Westen in den Himmeisdarsteilungen
des Cod. Phii. 1830, Basileens. A. N. IV. 18 und Monac. iat. 210; cf.
TmELE, Antike Himmeisbilder 8. 165). Im Vat. 8174 finden wir es genau
nach einer östlichen Vorlage kopiert (Abb. 19); im Vat. 3121 wird dann diese
Darstellung mißverstanden und in eine Art Band oder Gürtel umgedeutet
(Abb. 21). Sehr instruktiv ist die Europäisierung des Vorbiides im Vat. 3099
(Abb.20). Hier wird der gewundene glatte Streifen in das naturalistische Biid
eines Flusses umgewandelt. In der bekannten quattrocentesken Weise wird
das Terrain des Ufers bezeichnet und in eine der Windungen sogar ein Baum
hineingestellt.
Abb. 22. Die weite Verbreitung der Kopien orientalischer Vor-
bilder im 14. Jahrhundert kennzeichnet es, wenn wir sogar in den Illu-
strationen des Seneca-Kommentares von Nic. TmvETH die klassischen Stern-
bilder in östlichem Gewand auftreten sehen.
Abb. 24, 23. Daß auch der sehr seltene Versuch einer Sternkarte mit
orientalischen Vorlagen arbeitet, zeigt der Vergleich der beiden Abbildun-
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften