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Schubert, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 1. Abhandlung): Die sogenannten Slavenapostel Constantin und Methodius: ein grundlegendes Kapitel aus den Beziehungen Deutschlands zum Südosten — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34072#0035
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Die sogen. Slavenapostel Constantin und Methodius.

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anderen Zug^ zur Ergänzung des urkundlichen Materials verwenden
darf, nicht mehr. Ein Zug ist so hühsch, daß ich ihn nicht über-
gehen möchte. Der Verfasser weiß etwas von der Szene vor den
bayerischen Bischöfen: er läßt sie vor dem Eönig stattfindeiU
und diesen Mitleid — wenn es nicht Hohn ist — mit Methodius
empfinden, da ihm die deutschen Bischöfe so zusetzen: ,,Ermüdet
doch meinen Methodius nicht, er fängt schon zu schwitzen an,
als säße er nahe am Ofen." ,,Ja, Herr," antwortete schlagfertig
der Grieche, ,,einen schwitzenden Philosophen fragten einst die
Leute: was schwitzest Du, und er antwortete: ich habe mit Unge-
bhdeten, mit Barbaren disputiert (cum idiotis disceptavi)." Man
würde dann die Beitpeitsche Ermanrichs von Passau um so
besser begreifen!
Es ist nicht meine Absicht, hier die Legendenliteratur
vorzuführen; mir fag nur daran, den Umkreis des unbedingt Siche-
ren abzugrenzen und dadurch die wissenschaftliche Behandlung
endlich auf festen Grund zu stellen. Man würde sich sonst be-
sonders mit dem neuesten Urteil über die sogen. Ahta Constantini
befassen müssen, die ein Werk des Methodius selbst sein solH, in
Wahrheit eine auf Grund literarischer Quelfen gearbeitete Lehr-
1 Dazu gehört in erster Linie, daß Constantin und Methodius Brüder
waren, dazu auch z. B. die Anknüpfung neuer enger Beziehungen zu Kon-
stantinopel und zum Kaiser, c. 13. Das wird die Feindschaft der Deutschen
und Römischen am besten erklären. Auch die Begegnung mit dem Ungarn-
könig, c. 16, aus dem BRÜCKNER S. 94 eine mit Karl dem Dicken macht,
ist wohl möglich. Die Ungam meideten sich schon 862 an (Ann. Bertin.
862, Ann. Aiam. 863), und ein Christ braucht der Magyar deshalb nicht ge-
wesen zu sein, weil die Legen^e ihn Method mit Ehrfurcht, ,,wie es soichen
Männerngeziemt zusprechen", begrüßen und sich seinem Gebet empfehlen läßt.
2 c. 9. Leider ist die Situation nicht klar, der Text mindestens im An-
fangssatz des Kapitels verderbt. Einfacher als diewiiikürlichenVermutungen
BRÜcxNERs S. 73 scheint mir für ,,des mährischen Königs" ,,Ludwigs des
Königs" zu iesen: der russische Abschreiber verstand die Apposition oder
den Namen nicht und änderte deshalb nach cap. 5 und 10.
^ Siehe oben S. 4, A. 1. Man kann bei der ganzen falschen Bewertung
der Viten, spezieli der des Constantin, DüMMLER nicht ganz von Schuld frei-
sprechen, der in seiner Einieitung zur serb.-sioven. und latein. Ausgabe von
MiKLosicn (Denkschr. d. Kais. Ak. d.Wiss., Phil.-hist. Kl. Wien 1870, S. 206)
auf Grund mehr einer Vergleichung mit den anderen Legenden ais einer
Kritik zu dem Urteii kommt (S. 13), ,,daß wir es mit dem Werke eines wohl
unterrichteten Zeitgenossen zu tun haben." Die gesunden methodischen
Grundsätze, die dersonst antiquierte GiNZEL inseiner quellenkritischen Ein-
ieitung aussprach, sind darüber vergessen worden.
 
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