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CARL GEBHARDT:
Daß unter dcm ziticrten tl'r CYc??*:'^:'???:.?^ niemand anders A'er-
standen ist als der dem Amsterdamer Arzt befreundete Spinoza,
bedarf keines äußeren Beweises. Die hier Aviedergegebenen An-
sichten sind durchaus die seinen. Der Vorwurf ^?7??-S'/7*c?s' wufe-
mrmu.? richtet sich vor allem gegen die Pharisäer, denen
Spinoza im TAacfatu.? PAeofogico-PofPz'cu.? (Gc?p:?/ 77. gegen Ende)
Textverfälschung zum mindesten zutraute, im privaten Gespräch,
wo er seine Gedanken offener äußern durfte, aber, wie unten sich
zeigen wird, offen vorwarf. Daß die Rabbinen selbst das Vor-
kommen einer großen Zahl von Varianten im Alten Testament
zugeben, hat auch Spinoza im Wccc/cc/ccs' T7eoUg'?co- Pof?7?c:?s wenig-
stcns indirekt ausgesprochen. Nachdem er Uc?p??/ 7V. die AVfoe
der Bibef geprüft und zum Teii als TextAmrianten und
Wrbesserungsvorsclrläge erkannt, steflt er fest: pf:?7'es /:?,?'sse ^ec-
/?07?,es, (/ucmz ^Mc?s Pz/co^^ox co7?c?7:,?s 7?o<!nfu.? 7*epe7*:7??:?s. Er verweist
auf die abweichenden Lesarten der im Talmud angeführten Bibel-
steflen und zitiert die Kfage des Korrektors der P?7h'o 7?077?7erg?U77c?..-
?p?.o7 ??s??s Tc?f7??:ccfK es/ 37c?,so7'e/:'s co7?t7*c?cf?ce7'e. Dieses Wort ist
aber, wie der Korrektor R. Jakob ben Ghaim angibt, Zitat aus dem
alten Talmudkommentar (Tosephot zu Traktat Vidda fol. 33 a):
c A'n pAn sm JlllDKnr irYD rn'Kl (RTr /:7?7e7? o/h 7c?/? 7?e
37c?sso7'c?— die Texttradition der Bibel — ^e^e?? 7e7? To/7??:?7 :W).
Hier sind also die von Spinoza bei MnYER zitierten Tfc?77:'7?.?, die
die große Zahl der verderbten Steffen in der Bibef zugeben. Be-
merkenswert ist schließfich, daß Spinoza, der vorsichligerweise
im P7*c?,c/c?/??s 77?eofo^?co-PoP/?'c:?s (Gc?.p?:t V. Schluß) jede text-
kritische Untersuchung des Neuen Testamentes unter Berufung
auf seine mangelhafte Kenntnis des Griechischen ablehnt, hier
ganz unumwunden sich auch über die Textverderbnis des Neucn
Testamentes äußert und dabei von dem durc-haus urteilsfähigen
und pfufologiscfi gebildeten i\fEYER auch auf cfiesem Gebicte als
Autorität zitiert wird. Spinoza war, wie wir aus H77?o/c?/?'o WT7.
wissen, der Ansicht, daß das neue Testament nrsprünglich ara-
mäisch, nicht griechisch verfaßt sei und daß die erhaltene ara-
mäiscfie Eassung somit wohl seine t rgestalt darstefle. Er Jrat
das neue Testament in der Publikation des Konvertiten Tremellius
studiert ("H Küccv?] AcKhvjxv) 1569), die er in seiner Bibliothek be-
saß und die er zweimal cifiert hat und der er cfie neutestament-
lichen Cita e dcs 77'?7c/c?/7?A 717eoDg?co-poH3:c'::5' entnahm. Hier isl
dem aramäischen Text der griecfiiscfie gegenübergestelft (beide
CARL GEBHARDT:
Daß unter dcm ziticrten tl'r CYc??*:'^:'???:.?^ niemand anders A'er-
standen ist als der dem Amsterdamer Arzt befreundete Spinoza,
bedarf keines äußeren Beweises. Die hier Aviedergegebenen An-
sichten sind durchaus die seinen. Der Vorwurf ^?7??-S'/7*c?s' wufe-
mrmu.? richtet sich vor allem gegen die Pharisäer, denen
Spinoza im TAacfatu.? PAeofogico-PofPz'cu.? (Gc?p:?/ 77. gegen Ende)
Textverfälschung zum mindesten zutraute, im privaten Gespräch,
wo er seine Gedanken offener äußern durfte, aber, wie unten sich
zeigen wird, offen vorwarf. Daß die Rabbinen selbst das Vor-
kommen einer großen Zahl von Varianten im Alten Testament
zugeben, hat auch Spinoza im Wccc/cc/ccs' T7eoUg'?co- Pof?7?c:?s wenig-
stcns indirekt ausgesprochen. Nachdem er Uc?p??/ 7V. die AVfoe
der Bibef geprüft und zum Teii als TextAmrianten und
Wrbesserungsvorsclrläge erkannt, steflt er fest: pf:?7'es /:?,?'sse ^ec-
/?07?,es, (/ucmz ^Mc?s Pz/co^^ox co7?c?7:,?s 7?o<!nfu.? 7*epe7*:7??:?s. Er verweist
auf die abweichenden Lesarten der im Talmud angeführten Bibel-
steflen und zitiert die Kfage des Korrektors der P?7h'o 7?077?7erg?U77c?..-
?p?.o7 ??s??s Tc?f7??:ccfK es/ 37c?,so7'e/:'s co7?t7*c?cf?ce7'e. Dieses Wort ist
aber, wie der Korrektor R. Jakob ben Ghaim angibt, Zitat aus dem
alten Talmudkommentar (Tosephot zu Traktat Vidda fol. 33 a):
c A'n pAn sm JlllDKnr irYD rn'Kl (RTr /:7?7e7? o/h 7c?/? 7?e
37c?sso7'c?— die Texttradition der Bibel — ^e^e?? 7e7? To/7??:?7 :W).
Hier sind also die von Spinoza bei MnYER zitierten Tfc?77:'7?.?, die
die große Zahl der verderbten Steffen in der Bibef zugeben. Be-
merkenswert ist schließfich, daß Spinoza, der vorsichligerweise
im P7*c?,c/c?/??s 77?eofo^?co-PoP/?'c:?s (Gc?.p?:t V. Schluß) jede text-
kritische Untersuchung des Neuen Testamentes unter Berufung
auf seine mangelhafte Kenntnis des Griechischen ablehnt, hier
ganz unumwunden sich auch über die Textverderbnis des Neucn
Testamentes äußert und dabei von dem durc-haus urteilsfähigen
und pfufologiscfi gebildeten i\fEYER auch auf cfiesem Gebicte als
Autorität zitiert wird. Spinoza war, wie wir aus H77?o/c?/?'o WT7.
wissen, der Ansicht, daß das neue Testament nrsprünglich ara-
mäisch, nicht griechisch verfaßt sei und daß die erhaltene ara-
mäiscfie Eassung somit wohl seine t rgestalt darstefle. Er Jrat
das neue Testament in der Publikation des Konvertiten Tremellius
studiert ("H Küccv?] AcKhvjxv) 1569), die er in seiner Bibliothek be-
saß und die er zweimal cifiert hat und der er cfie neutestament-
lichen Cita e dcs 77'?7c/c?/7?A 717eoDg?co-poH3:c'::5' entnahm. Hier isl
dem aramäischen Text der griecfiiscfie gegenübergestelft (beide