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Troje, Luise; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 17. Abhandlung): Adam und Zoe: eine Szene der altchristlichen Kunst in ihrem religionsgeschichtlichen Zusammenhange — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34088#0020
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20

L. TROJE:

gehliebener Begriff mitgeführt wurde bis in die Zeit des Hellenis-
mus. — Der Perser suchte dann bereits — wenigstens nach den
späteren Quellen — mit dem einst vielleicht auch in der Urform
ihm vertrauten MythuU ein weit geistigeres Problem zu lösen.
Er sollte ihm für die edleren Teile der Welt und besonders für
den Menschen die Abstammung aus der Welt des Lichtes erweisen.
Ein göttliches Urwesen in schönster MenschengestalU, aus dem
Reiche des Lichtes stammend, gedacht als Herrscher der Erden-
welt, ist von Ahriman, dem Fürsten der Finsternis, getötet worden;
der Ercle aber ist in seinem Samen die Lichtsaat verblieben, aus der
dann das erste Menschenpaar entsteht.
Bis in die einzelnen Lehren der Gnosis hat W. BoussET die
Spuren dieses Mythus in einer Reihe von Einzeluntersuchungen
verfolgt und nachgewiesen, daß er auch hier überall trotz
mannigfachster Abwandlung ursprünglich in dem gleichen Sinne
verwendet worden istL Irgendwie wird stets dem Menschen durch
sein göttliches Vorbild aus der himmlischen AVelt ein gevdsser
Anteil an dieser vermittelt. Und damit kommt der Mythus dem
wohl auf gleichem Boden aufgeschossenen, im Hellenismus sich so
stark entwickelnden Trieb, die Kduft zivischen Gott und Mensch,
zwischen himmlischer und irdischer Wesensart zu überbrücken,
in hohem Maße entgegen. Es liegt also durc.haus keine Willkür vor,
sondern die Witterung für eine nah verwandte Tendenz, wenn die
jüdisch-christliche Adamliteratur die Gestalt des ersten Menschen
mit Zügen des Unnenschen aus dem indo-eranischen Alythus
1 Jedenfalfs kommt die Vorstellung der Riesengröße in bezug auf den
Urmenschen auch in den persischen Queilen vor, Za^-^pMra???. 2,6 cf.
BoussET, S. 206.
2 Die Schilderung Gayomards, des Urmenschen, als eines 15jährigen
lichten Jünglings, ist vieüeicht für ein Probfem der christiichen Archäoiogie,
den Ursprung des frühen jugendlichen Christustvp, mit in Betracht zu ziehen.
Auf die Gnosis hat bereits J. E. WEiss-LiEBERSDORFF (CArfsiMS- M7?d ApcsitfL
1902) die frühe Vorsteliung von Christus als einer knabenhaften Licht-
gestait zurückgeführt; die Gnosis aber erweist sich nach den Untersuchungen
BoussETs als sehr stark beeinfiußt vom Parsismus. —Auch zu der gnosti-
schen Vorstellung von Christus ais einern kieinen Knäblein mit wunderbarer
Macht (es handelt sich nicht um Kindheitsgeschichten) bietet die — vom
Persischen abhängige .— mandäische Lehre eine Paraliele im 11. Traktat
des rechten Genzä ,,νοη Johänäs Auszug". Ais ,,Knäbiein von drei Jahren
und einem Tag" kommt hier Christus zu Johannes, um sich taufen zu
lassen (W. BRANDT, AcükmM 8. 138).
3 Am ausgesprochensten im Manichäismus, AMMp:tp7'od^e7??e S. 177ff.
 
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