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Troje, Luise; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 17. Abhandlung): Adam und Zoe: eine Szene der altchristlichen Kunst in ihrem religionsgeschichtlichen Zusammenhange — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34088#0036
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36

L. TnojE:

geschaffen (Gen. 3, 1), und die er Adam zugeführt hat, daß er
ihnen Namen gäbe (Gen. 2, 20). Sie ist auch an Ort und Stelle,
als Gott des Abends im Garten iustwandelt, Adam und der
Schuld überführt und die Strafen verhängt. Nur in ihrem Wissen
um das Geheimnis Gottes schimmert noch der ihr zugrunde liegende
Mythus vom SchlangendämoiP durch. Aber bereits die Haggada
sucht ihre Bedeutung zu steigern; baid biidet sie ihre äußere
Erscheinung um ins Phantastische^, baid ihr Wesen ins Mensch-
iiche oder Dämonische^, so daß die im Ghristentum erfolgte Identi-
fizierung von Schlange und Satan sich wie von selbst daraus
ergibO. Und in der Regel ist sie jetzt ein Geschöpf, das nicht
zum Paradiese gehört, sondern ausdrücklich hingeht zum Para-
diese, um Adam und Eva zu betörenh Sie wird dadurch nach
^ H. GRESSMAKN, .Myi;/?o/o°'?.'5c/?c 7Y.s7c ü; i/o?' -Ρκ/'α&ο.?θ3ο/'.ζά7;ΖΜ7?,°',
/M7' ite/;g/077spp/ss. X S. 357.
2 R. Hosaya der Altere (DREYFuss S. 25) schildert die Schiange als
zweigehörnt, als aufrechtstehend wie ein Rohr, auf Füßen. Nach einer anderen
Auffassung (Simeon ben Eieazar) war sie so groß wie ein Kamel und nach
Menachem v. Rekanat (EisENMENGER I S. 828) hatte sie auch die Gestait
eines Kamels; (so noch im äthiopischen Buch Klementinischer Schriften,
Bericht DiLLMANNs S. 219); vgl. Pirke R. Eiieser 13 ,,die Schlange giich einem
Kamel und der Satan bestieg sie." Philo spricht dagegen ausdrücklich von
der Schlange ais dem ίοβό7^ον κάί γηγζνές έρ-ετόν, νοη dem es heiße, es
habe früher menschliche Laute hervorgebracht (άο opt/. 7?τ.ΜΜά. 156), wie ja
ebenfaiis in E1 Bagauat \mn den Phant.asien über ihre Gestalt (noch?) kein
Gebrauch gemacht wird.
^ Nach Genes. rabba 19 (GiNZBERG S. 150) ,,beneidete dieses körperlich
wie geistig hochentwickelte Tier den Adam um die Eva und wollte Adam
darum in den Tod stürzen," vgl. den späten Bericht des Amsterdamer Talmud
(EisENMENGER I S. 833): ,,die Schlange gedachte: ich will hingehen und den
Adam töten und sein Weib nehmen und ein König über die ganze Welt sein."
Damit wird auch die seitsame Auffassung Apok. Mos. 15 zusammenhängen,
daß derTeufel die Schlange aus demBezirkAdamsheraushoit, ,,wo die männ-
lichen Tiere waren", um sie zur Yerführungstat aufzufordern.
^ Zwar bringt EiSENMENGER mehrfach (I S. 822, 826, 828, 837) auch
diese Identifizierung als bekannte Yoraussetzung, ,,die Schlange, der Samael",
,,die böse Art ist die Schlange, sie ist der Samael" [Samael = aite Bezeich-
nung für Satan, s. Deborim rabba S. 247b; PREusc.HEN, Zh'e opo/i7'yp/?o77
H?iM7Msc/?7-A7eM ?ί7?7 H7'7??c7n'sc/?e7? S. 230 Anm.]; nach GRÜNBAUM, /VeMc Pe?'-
^"Mge 1893 S. 61 sind diese Stellen aber späten geringwertigen Quellen ent-
nommen und ist die Gleichsetzung' des Satan mit der Schlange von der Hag-
g'ada noch nicht vollzogen.
^ Auf die soeben (Anm. 3) erwähnte Stelle der Apokalypse Moses,
welche die Schiange ais zum Bezirk Adams gehörig schildert, folgt ja dann
(s. oben S. 8) der widersprechende Bericht ,,da hing sich die Schiange an die
 
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