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L. TROJE:
Und Michael selbst betete ihn zuerst an. Dann rief er mich und
sprach: Bete an das Ebenbild Gottes. Und ich antwortete: ich
brauche Adam nicht anzubeten, ich werde doch den nicht anbeten,
der geringeD und jünger ist als ich. ich bin vor ihm erschaffen
worden. Er soflte mich anbeten. Als das die anderen Engef hörten,
die mir untertan waren, woflten sie ihn (auch) nicht anbeten. Und
Michael sprach: Bete Gottes Ebenbild an; tust du es aber nicht,
so wird Gott der Herr über dich in Zorn geraten! und ich sprach:
wenn er über mich in Zorn gerät, so werde ich meinen Sitz erheben
tiber die Sterne und dem Höchsten gleich senU. Und Gott der
* Satans Superioritätsanspruch stützt sich auf den Gedanken der Ver-
schiedenwertigkeit der Eiemente (basierend auf stoisch peripatetischer Lehre,
ZELLER, der G/'iecAen IIE S. 184 und DiELS -EYe/ueniMm S. 38,
resp. auf persischen Einflüssen). Der Mensch besteht sowohl aus den feineren
ieichten Elementen (Luft, Feuer) ais aus den gröberen schweren (Wasser,
Erde), Satan dagegen als ursprünglicher Engel nur aus Luft und Feuer (,,ihm
geziemt es, mich anzubeten, der ich Feuer und Geist bin" Schatzhöhle,
S. 4, s. auch Philo rer. Aer. 134) oder auch aus Feuer aliein, s. II.
Henoch 39, 2 die Erschaffung der Engelsordnungen ,,aus einem großen
Feuer", ebenso das Hexaemeron, TRUMPP S. 238.
2 An Jes. 12, 12—14 war ein Anhalt für das ^mrmutiich aus eranischer
Dämonologie stammende Rebeilentum Satans gegen Gott gegeben, und so
wird die neu erfundene Anbetungsverweigerung Satans meist mit diesem
älteren bekannten Konfiikt einer Sternenmacht mit der Gottheit zusammen-
gesteilt (vgl. den von BARsow herausgegebenen Text bei Jxoic, VHHsc/?e
Aeürügc S. 47 und die späte Paläa aus dem 16. oder 17. Jahrhundert, so^vie
die Fragen des Bartholomäus ed. BoxWETscH, Aac/u'. i/. Ges. d. IF/ssensc/?.
Göttingen 1877 S. 55 ff.). Dafür aber, daß das Bewußtsein von der künstiichen
Verbindung der beiden Verschuldungen Satans noch iebendig war, liegt ein
Zeugnis aus der koptischen Heiligenlegende vor, etwa aus dem 5. Jahrhundert.
In dem Martyrium des heiiigen Georg (AMELiNEAU, Co?ües ei 7-07?rans c/e /'Agypie
c/uVüe7?.ne II p. 207) gibt sich der Geist einer Apoliostatue auf Bedrohung
des Heiiigen hin als Satan zu erkennen und erzählt dann fast wörtiich die
obige Geschichte von seiner Weigerung, den Menschen anzubeten, als Ursache
seines Sturzes und seiner Feindschaft gegen den letzteren. Georg aber fährt
ihn an: Du hast nicht die Wahrheit geredet, du bist deines Stolzes wegen aus
dem Himmel verjagt, als du deinen Thron bereitetest, dich darauf zu setzen
und dem Höchsten gleich zu sein. — Auc.h diese alten Legenden sind völlig
auf äußeriiche Rangordnung gestellt. Derseibe heilige Georg wird vor seinen
unsäglichen Martern von Christus selber ermutigt, er solle ruhig alles auf sich
nehmen, er werde nach Johannes dem Täufer der Größte im Himmei werden;
und so sieht ihn denn auch später der Bischof Theodosius in einer Vision
voi' aiien dem Range nach aufgereihten Vätern mit seinen sieben Kronen bis
hinter den Vorhang' des Ailerheiiigsten vor Gottes Angesicht selber hinein-
reiten (während dieses Vorrecht, zu Gott einzugehen, sonst nur dem Erzengei
L. TROJE:
Und Michael selbst betete ihn zuerst an. Dann rief er mich und
sprach: Bete an das Ebenbild Gottes. Und ich antwortete: ich
brauche Adam nicht anzubeten, ich werde doch den nicht anbeten,
der geringeD und jünger ist als ich. ich bin vor ihm erschaffen
worden. Er soflte mich anbeten. Als das die anderen Engef hörten,
die mir untertan waren, woflten sie ihn (auch) nicht anbeten. Und
Michael sprach: Bete Gottes Ebenbild an; tust du es aber nicht,
so wird Gott der Herr über dich in Zorn geraten! und ich sprach:
wenn er über mich in Zorn gerät, so werde ich meinen Sitz erheben
tiber die Sterne und dem Höchsten gleich senU. Und Gott der
* Satans Superioritätsanspruch stützt sich auf den Gedanken der Ver-
schiedenwertigkeit der Eiemente (basierend auf stoisch peripatetischer Lehre,
ZELLER, der G/'iecAen IIE S. 184 und DiELS -EYe/ueniMm S. 38,
resp. auf persischen Einflüssen). Der Mensch besteht sowohl aus den feineren
ieichten Elementen (Luft, Feuer) ais aus den gröberen schweren (Wasser,
Erde), Satan dagegen als ursprünglicher Engel nur aus Luft und Feuer (,,ihm
geziemt es, mich anzubeten, der ich Feuer und Geist bin" Schatzhöhle,
S. 4, s. auch Philo rer. Aer. 134) oder auch aus Feuer aliein, s. II.
Henoch 39, 2 die Erschaffung der Engelsordnungen ,,aus einem großen
Feuer", ebenso das Hexaemeron, TRUMPP S. 238.
2 An Jes. 12, 12—14 war ein Anhalt für das ^mrmutiich aus eranischer
Dämonologie stammende Rebeilentum Satans gegen Gott gegeben, und so
wird die neu erfundene Anbetungsverweigerung Satans meist mit diesem
älteren bekannten Konfiikt einer Sternenmacht mit der Gottheit zusammen-
gesteilt (vgl. den von BARsow herausgegebenen Text bei Jxoic, VHHsc/?e
Aeürügc S. 47 und die späte Paläa aus dem 16. oder 17. Jahrhundert, so^vie
die Fragen des Bartholomäus ed. BoxWETscH, Aac/u'. i/. Ges. d. IF/ssensc/?.
Göttingen 1877 S. 55 ff.). Dafür aber, daß das Bewußtsein von der künstiichen
Verbindung der beiden Verschuldungen Satans noch iebendig war, liegt ein
Zeugnis aus der koptischen Heiligenlegende vor, etwa aus dem 5. Jahrhundert.
In dem Martyrium des heiiigen Georg (AMELiNEAU, Co?ües ei 7-07?rans c/e /'Agypie
c/uVüe7?.ne II p. 207) gibt sich der Geist einer Apoliostatue auf Bedrohung
des Heiiigen hin als Satan zu erkennen und erzählt dann fast wörtiich die
obige Geschichte von seiner Weigerung, den Menschen anzubeten, als Ursache
seines Sturzes und seiner Feindschaft gegen den letzteren. Georg aber fährt
ihn an: Du hast nicht die Wahrheit geredet, du bist deines Stolzes wegen aus
dem Himmel verjagt, als du deinen Thron bereitetest, dich darauf zu setzen
und dem Höchsten gleich zu sein. — Auc.h diese alten Legenden sind völlig
auf äußeriiche Rangordnung gestellt. Derseibe heilige Georg wird vor seinen
unsäglichen Martern von Christus selber ermutigt, er solle ruhig alles auf sich
nehmen, er werde nach Johannes dem Täufer der Größte im Himmei werden;
und so sieht ihn denn auch später der Bischof Theodosius in einer Vision
voi' aiien dem Range nach aufgereihten Vätern mit seinen sieben Kronen bis
hinter den Vorhang' des Ailerheiiigsten vor Gottes Angesicht selber hinein-
reiten (während dieses Vorrecht, zu Gott einzugehen, sonst nur dem Erzengei