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L. TROJE:
zu sein wie GottL Hier konnte die Legende, nach deren Schilderung
Gott diesen etwaigen Wunsch des Menschen ja schon im weitesten
Maße erfüllt hatte, nicht konsequent bleiben; wie schon gesagt,
geht sie nun auf den Standpunkt der Genesis zurück. Die Anthropos-
vorstellung wird vohständig faiien gelassen, es fehlt dem Menschen
jetzt wieder recht viel an der Gottähnlichkeit. Aber die Legende
bleibt dabei, daß er ein Recht auf sie besitzt. Gott bestraft wohl
den Ungehorsam, aber nicht den Wunsch, der ihn veranlaßte; in
dem Streben an sich, Gott gleich zu sein, sieht er für den Menscben
keinen Frevelh
Auch weiß die hellenistische Zeit genau, wie Verschuldungen
zu sühnen sind; Fasten und Askese sind ja nicht etwa christliche
Erfindung. Man erinnert sich unwiHkürlich der Bußübungen der
vornehmen römischen Isis- und Ivybeleverehrerinnen im eiskalten
Tiberwasser^, wenn die Pirke R. Elieser erzählen ,,Sonntag, am
2. Tage nach seiner Vertreibung, begab sich Adam in den oberen Lauf
des Gihon, wo er, bis zum Halse im Wasser stehend, 7 Wochen
iang fastend blieb, bis sein Körper einem Siebe gleich ward'^.
i Selbstverständlich hat man in der hellenistischen Sehnsucht nach
Gottseligkeit nicht etwa einen originalen Gedanken der Zeit zu sehen, sondern
das Wiederauftauchen sehr alter in den Winkeln des Volksgemütes, in der
literarischen Untersphäre haften gebliebener orientalischer Anschauungen, wie
Genesis 3, 5 beweist. Und das ,,Sein wie Gott" wird im Volke immer sehr
äußerlich aufgefaßt sein. Die Sphäre, welche der Adamlegende ihren Ideen-
bestand vermittelt haben mag, ist bezeichnet durch die bloße Notiz in einem
ägyptischen Zauberpapyrus, Brit. Museurn, aus der Zeit zwischen 1000 und
700 v. Chr., welche ein magisches Werk erwähnt ,,das Buch zu sein wie Gott"
(R. REiTZENSTEiN, -Poüuaniü'es S. 237).
^ Im Testament Adams wird dieser von Gott getröstet: Adam, ne
crains rien, tu as voulu etre Dieu, je te ferai Dieu, non pas maintenant, il est
vrai, mais au bout d'un grand nombre d'annees (RENAN p. 456). An diesem
Punkte galt es, die Genesisauffassung (3, 5) umzubiegen. Haben wir doch in
dem Bestreben, dem Menschen die Aussicht auf eine höhere (göttliche) Daseins-
form zu eröffnen, den eigentlichen Lebensnerv aller hellenistischen Religions-
bildung zu sehen. Das von der Genesis verpönte ,,Wissen" war jetzt tatsäch-
lich das Merkmal des göttlichen Übermenschen geworden (vgl. #07u. 8,10 und
R. REiTZENSTEiN, Zü'si. TTüi. Taus. S. 88f.). Erst das äthiopische
Adambuch besinnt sich wieder auf die alte, von der christlichen Kirche auf-
rechterhaltene Meinung; reuig bekennt hier Adam ,,wir haben gestrebt, Götter
zu werden, dir gleich, da uns der Hasser verführte" (DiLLMANN S. 25).
s Juvenal VI v. 522f.
^ Adams Wasserbuße erzählt auch die Vita (6—10; Adam steht
40 Tage im Jordan, Eva 37 im Tigris), das slavische Adambuch (35-—37; Eva
44 Tage, sonst genau so) und das äthiopische Adambuch (DiLLMANN S. 32;
L. TROJE:
zu sein wie GottL Hier konnte die Legende, nach deren Schilderung
Gott diesen etwaigen Wunsch des Menschen ja schon im weitesten
Maße erfüllt hatte, nicht konsequent bleiben; wie schon gesagt,
geht sie nun auf den Standpunkt der Genesis zurück. Die Anthropos-
vorstellung wird vohständig faiien gelassen, es fehlt dem Menschen
jetzt wieder recht viel an der Gottähnlichkeit. Aber die Legende
bleibt dabei, daß er ein Recht auf sie besitzt. Gott bestraft wohl
den Ungehorsam, aber nicht den Wunsch, der ihn veranlaßte; in
dem Streben an sich, Gott gleich zu sein, sieht er für den Menscben
keinen Frevelh
Auch weiß die hellenistische Zeit genau, wie Verschuldungen
zu sühnen sind; Fasten und Askese sind ja nicht etwa christliche
Erfindung. Man erinnert sich unwiHkürlich der Bußübungen der
vornehmen römischen Isis- und Ivybeleverehrerinnen im eiskalten
Tiberwasser^, wenn die Pirke R. Elieser erzählen ,,Sonntag, am
2. Tage nach seiner Vertreibung, begab sich Adam in den oberen Lauf
des Gihon, wo er, bis zum Halse im Wasser stehend, 7 Wochen
iang fastend blieb, bis sein Körper einem Siebe gleich ward'^.
i Selbstverständlich hat man in der hellenistischen Sehnsucht nach
Gottseligkeit nicht etwa einen originalen Gedanken der Zeit zu sehen, sondern
das Wiederauftauchen sehr alter in den Winkeln des Volksgemütes, in der
literarischen Untersphäre haften gebliebener orientalischer Anschauungen, wie
Genesis 3, 5 beweist. Und das ,,Sein wie Gott" wird im Volke immer sehr
äußerlich aufgefaßt sein. Die Sphäre, welche der Adamlegende ihren Ideen-
bestand vermittelt haben mag, ist bezeichnet durch die bloße Notiz in einem
ägyptischen Zauberpapyrus, Brit. Museurn, aus der Zeit zwischen 1000 und
700 v. Chr., welche ein magisches Werk erwähnt ,,das Buch zu sein wie Gott"
(R. REiTZENSTEiN, -Poüuaniü'es S. 237).
^ Im Testament Adams wird dieser von Gott getröstet: Adam, ne
crains rien, tu as voulu etre Dieu, je te ferai Dieu, non pas maintenant, il est
vrai, mais au bout d'un grand nombre d'annees (RENAN p. 456). An diesem
Punkte galt es, die Genesisauffassung (3, 5) umzubiegen. Haben wir doch in
dem Bestreben, dem Menschen die Aussicht auf eine höhere (göttliche) Daseins-
form zu eröffnen, den eigentlichen Lebensnerv aller hellenistischen Religions-
bildung zu sehen. Das von der Genesis verpönte ,,Wissen" war jetzt tatsäch-
lich das Merkmal des göttlichen Übermenschen geworden (vgl. #07u. 8,10 und
R. REiTZENSTEiN, Zü'si. TTüi. Taus. S. 88f.). Erst das äthiopische
Adambuch besinnt sich wieder auf die alte, von der christlichen Kirche auf-
rechterhaltene Meinung; reuig bekennt hier Adam ,,wir haben gestrebt, Götter
zu werden, dir gleich, da uns der Hasser verführte" (DiLLMANN S. 25).
s Juvenal VI v. 522f.
^ Adams Wasserbuße erzählt auch die Vita (6—10; Adam steht
40 Tage im Jordan, Eva 37 im Tigris), das slavische Adambuch (35-—37; Eva
44 Tage, sonst genau so) und das äthiopische Adambuch (DiLLMANN S. 32;