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Troje, Luise; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 17. Abhandlung): Adam und Zoe: eine Szene der altchristlichen Kunst in ihrem religionsgeschichtlichen Zusammenhange — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34088#0050
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L. TROJE:

sende Vermitthmg Christi. Beibehalten wird auch die hohe Bedeu-
tung Adams, aber die neue Tendenz gibt ihr eine andere Moti-
vierung und zwar eine doppelte.
Erstens gewinnt sie an ihm, dem ersten Menschen, gleich den
Kronzeugen fur den einheitlich auf den Erlösungsgedanken hin
angelegten Plan Gottes ,,und Gott offenbarte ihm die ganze Zu-
kunft und daß der Sohn anstatt seiner leiden werde" (Schatzhöhle,
BEZOLD S. 7). Auch die Form der geheimen Tradition, die diese
Offenbarung durch die Geschlechter hindurch erhalten soll, wird
genau von Gott bestimmt. Zu der schon in der hellenistischen Auf-
fassung dem Adam verliehenen Würde des Königtums fügt die
neue Redaktion also die des Prophetentums. Und zweitens greift sie
den ungemein fruchtbaren Gedanken der Vorbildlichkeit Adams
für Christus auf, spinnt ihn, vermutlich im Anschluß an die frei-
lich gegenteilig gemeinten Paulusworte Röm. 5, 14 und 1. Kor.
15, 45 weiter aus, und indem sie jetzt Adams Erdenleben das
größte Interesse zuwendet, stellt sie es um dieser Vorbildlichkeit
willen als priesterlichen Dienst hin^.
Alan erkennt sofort, hier ist eine ganz anders zielbewußte
Redaktion am AVerke. In der hellenistischen Legende standen
Tendenz und Erzählung, resp. Vorstellungen der Anthroposlehre
und Genesisbericht, ziemlich unvermittelt nebeneinander. Die
christliche Redaktion weiß ihre Tendenz besser mit der Erzählung
zu verbinden, was sie aber nicht etwa durch Abstoßung der Anthro-
posvorstellungen erreicht. Unschwer erkennen wir vielmehr auch
hier wieder das Vorbild der Gottmenschenlehre, und zwar in einer
ganz bestimmten Form. Aus der judenchristlichen Gnosis der
Pseudoklementinen stammen die Gedanken der Uroffenbarung, des
Adam zukommenden Prophetentums, seiner Parallelität mit Christus
(vgl. oben S. 32 ff.), und indem clie Adamlegende diese Gedanken
übernimmt, mündet sie in eine bestimmte Strömung frühchrist-
licher Bestrebung ein, welche darauf ausgeht, die Religion des

i Schon in der Schatzhöhle (BEZOLD S. 4) kommt diese Verbindung
der drei höchsten Ehrenämter vor; vgl. für deren hellenistische Tradition
W. BoussET, ReügioM <ies S. 425 und 256, 1 und R. REiTZEN-
STEiN, PoÜManat-es S. 175; ferner Philo, Τύα Afoses 2, 3 (hier aber noch in
Ergänzung eines vierten Amtes, des Gesetzgebers; in dieser Form auch bei
Neupythagoreern nachweisbar, im 1. Jahrhundert v. Ghr.; vgl. BREHiER,
PAüoM p. 19, worauf michHerrProfessorBoussET freundlichst
aufmerksam macht).
 
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