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Troje, Luise; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 17. Abhandlung): Adam und Zoe: eine Szene der altchristlichen Kunst in ihrem religionsgeschichtlichen Zusammenhange — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34088#0060
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L. TROJE:

Priesterdienst Gottes sein darf, und seine Nachkommen folgen
seinem Beispiel his zu ihrem Abfall in der 15. Generation. Das
ganze Weltgeschehen rollt genau ab nach dem vorbestimmten
Plan Gottes; afles ist erfüht von geheimnisvoller Symboiik, von
Hinweisen auf das große Endziel, die Erlösung durch Ghristus,
die Adam und der Menschheit die Auferstehung in Göttiichkeit
schenkt.
Erkannten wir schon in dieser Verbindung verschiedene, der
Tendenz nach einander ausschließende Anschauungen, so werden
diese nun nochmals durchkreuzt von einer neuen, die sich irn
Grunde wieder mit keiner von ihnen vereinen läßt, der nämlich,
daß die Vergöttlichung, und zwar ganz materiell gedacht die Um-
wandlung menschlichen Wesens in göttliches, schon auf Erden
erwerbbar ist (vgl. oben S. 32). Zu den Motiven der Vergöttlichung
durch höhere Bestimmung (Gottebenbildlichkeit, Prophetentum)
oder durch göttliche Gnade (Erlösung) tritt jetzt noch das der
Erwerbung der Göttlickkeit durch ,,Verdienst" hinzu. Die äthio-
pische Redaktion der Adamsage ist völlig auf den Grundton der
Askese gestimmt, mitsamt deren stihschweigenden Voraussetzungen
und Ansprüchen. Ich erinnere an die fünf \derzigtägigen großen
Bußen Adams (DiLLMANN, S. 32, 51, 64, 66) und an sein ununter-
brochenes Fasten 133 Tage lang (S. 52). Die Nächte hindurch
stehen er und Eva betend da (S. 22, 28, 32), und Satan ist es,
der sie auf kurze Zeit zur Ehe verführt (S. 36ff.), welcher sie
sich dann nach Seths Geburt für immer wieder entziehen (S. 75;
die Apokalypse Moses § 5 und die Vita § 24 kennen außer Kain,
Abel und Seth noch 30 Söhne und 30 Töchter). — Wenn wir die
Schilderung hören, wie sie erschöpft zusammengesunken in der
Höhle liegen, während ihr Mund überströmt von lauter Lobgesän-
gen, bis ihre Gebete aus ihrem Munde aufsteigen wie die Feuer-
flamme (S. 51, 52), und ferner erfahren, daß ein Engel ihnen
aus dem Paradiese wunderbare Feigen bringt (S. 35), die unver-
sehrt bleiben, auchwenn man sich an ihnen gesättigt hat (S. 57),
und daß von dem frommen Seth und seinen Nachkommen berichtet
wird: ,,um ihrer Reinheit willen konnten sie die Engel hören und
sehen" (S. 83), so verstehen wir nun ohne weiteres, nachdem
R. REiTZENSTEiN uns den Blick geschärft hat für diesen Vorstel-
lungskreis und seine Bedeutungi, daß mit diesen festen Begriffen
^ .ZÜLmasnis tFeDc M&er &:s Le^en ifes Aet'ü'ge^ Ü77i077Ücs und TTisL
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